People take part in a protest against violence directed at women, in front of a church at the town hall in Oviedo November 25, 2012. The United Nations General Assembly has designated Sunday to be the International Day for the Elimination of Violence against Women. REUTERS/Eloy Alonso (SPAIN – Tags: CIVIL UNREST SOCIETY)
Reuters/Eloy Alonso
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Frauentag

Aufruf zu mehr Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche

Anlässlich des Internationalen Frauentages rufen die Katholische Aktion (KAÖ), die Katholische Frauenbewegung (kfbö) und die Katholische Jugend (KJÖ) zur Überwindung stereotyper Frauen- und Männerbilder in Kirche und Gesellschaft auf.

Das jesuanische Menschenbild unterscheide nicht „zwischen Mann und Frau, Sklaven und Freien“, betonte KAÖ-Vizepräsidentin Katharina Renner vergangenen Donnerstag in einer gemeinsamen Aussendung der kirchlichen Laienorganisationen im Vorfeld des Internationalen Frauentages: „Unser Auftrag ist es, dieses Menschenbild in die Welt zu tragen. Benachteiligung und Verfügungsgewalt über Frauen, die wir in Kirche wie Gesellschaft immer wieder erleben, laufen diesem Bild zuwider.“

Für Frauen in der Kirche gehe es zunächst darum, „gegen den Verfassungsfehler in der katholischen Kirche anzugehen“, um glaubwürdig zu sein im generellen Auftreten gegen Unrechtsstrukturen, bis hin zu Gewalt gegen Frauen, betonte Renner. „Biologismus bzw. die willkürliche Definition einer männlichen und weiblichen ‚Natur‘“ verursachten in Kirche wie Gesellschaft „Unrechtsstrukturen“, erklärte kfbö-Vorsitzende Angelika Ritter-Grepl. Dagegen sei anzugehen.

Gewaltfördernde Struktur der Leitungsebene

KAÖ-Vizepräsidentin Brigitte Knell erinnerte an die Forderung nach der Zulassung von Frauen zu allen Ämtern in der Katholischen Kirche. „Glaubwürdig von Gott zu erzählen, ist nicht an ein Geschlecht gebunden“, so Knell.

ABD0058_20190513 – M†NSTER – DEUTSCHLAND: 12.05.2019, Nordrhein-Westfalen, MŸnster: Mehrere Hundert Frauen und MŠnner versammeln sich zu einer Mahnwache vor dem Dom, um gegen mŠnnliche Machtstrukturen in der Kirche und die von ihnen kritisierte Vertuschung von sexuellem Missbrauch durch AmtstrŠger zu protestieren. Die bundesweite Aktion unter dem Motto ÇMaria 2.0È hat am 11.05.2019 begonnen und soll eine Woche dauern. Foto: Carsten Linnhoff/dpa +++ dpa-Bildfunk +++. – FOTO: APA/dpa/Carsten Linnhoff
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Kirchenstreik Maria 2.0 in Münster

In der Aussendung verwies sie auch auf Initiativen von Frauen in der Kirche wie „Maria Magdalena&Co“, „bleiben-erheben-wandeln“, „Maria 2.0“ oder „Myrophorinnen“, die sich für die Gleichberechtigung in der Kirche einsetzen.

„Frauen in der Kirche erleben sich derzeit allenfalls dann als ‚systemrelevant‘, wenn es um das Funktionieren von Pfarrgemeinden geht, vom Altarwäsche-Bügeln bis zum Zimtsterne-Backen für den Weihnachtsmarkt“, so die KAÖ-Vizepräsidentin. Magdalena Bachleitner, ehrenamtliche Vorsitzende der KJÖ, kritisierte in der Aussendung: „Die ausschließlich männliche Leitungsebene begünstigt neben sexualisiertem Missbrauch geschlechtsspezifische Gewalt.“

„Gleichberechtigten Platz erkämpfen“

Frauen in der Kirche würden sich „im Versuch, dem kirchlichen Idealbild von Frau und Mutter zu entsprechen“, im Ehrenamt „aufopfern, ohne mitbestimmen zu dürfen“, so Bachleitner. Der KJÖ liege daran, „insbesondere junge Frauen zu ermächtigen, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und sich auch in der Kirche ihren gleichberechtigten Platz zu erkämpfen“.

Der „Ausschluss von Ämtern, wie ihn Frauen in der katholischen Kirche erleben“, reihe sich in eine „weltweit wirksame Kultur“ ein, stellte Bachleitner weiter fest. Während der Corona-Pandemie seien es etwa die Frauen gewesen, die von vermehrt anfallender Sorgearbeit noch einmal mehr belastet worden seien als sie es ohnehin schon waren.

Appell auch an Politik

Kfbö-Vorsitzende Ritter-Grepl appellierte in diesem Zusammenhang einmal mehr an die Politik, Maßnahmen zu treffen, die stereotypen Rollenbildern von Männern und Frauen entgegenwirken. So müsse eine Karenzregelung eingeführt werden, „die für Männer wie Frauen gleichermaßen attraktiv ist“. Männer müssten sich für Care-Arbeit in der Familie in gleichem Maße zuständig sehen wie ihre Partnerinnen. Eine freie Wahl ihrer Lebensform sei für Frauen erst nach Schaffung dieser „strukturellen und mentalen Voraussetzungen“ möglich.