Cardinal Joseph Zen, former bishop of Hong Kong, leaves after testifying as a defence witness at the West Kowloon Magistrates Court in Hong Kong on December 5, 2018, in the case of three leading democracy campaigners who are facing trial over their involvement in the 2014 Occupy rallies. (Photo by Anthony WALLACE / AFP)
APA/AFP/Anthony Wallace
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China

Kirche und Religionsfreiheit in Hongkong im Visier

Eine pro-chinesische Zeitung in Hongkong fordert in einer Artikelserie über die Rolle der katholischen Kirche in der Demokratiebewegung, die „religiösen Institutionen Hongkongs unter die Verwaltung der Regierung zu stellen“. Kardinal Joseph Zen werden anti-chinesische Aktivitäten vorgeworfen.

Die von der kommunistischen Partei Chinas gesponserte Zeitung „Ta Kung Pao“ wirft der römisch-katholischen Kirche in einer Reihe von Artikeln vor, bei den großen Demokratie-Kundgebungen 2019 Schüler und Studierende in Hongkong zu „Unruhen angestiftet“ und pro-demokratischen Demonstranten Unterschlupf geboten zu haben. Das berichtet der asiatische Pressedienst „Ucanews“ nach Angaben der deutschen katholischen Nachrichtenagentur (KNA).

Namentlich Kardinal Zen (90) werfe die Zeitung vor, sich mit den beiden Katholiken Jimmy Lai und Martin Lee zu anti-chinesischen Aktivitäten zusammengetan zu haben. Der ehemalige Verleger Lai (73) und der frühere Parlamentsabgeordnete Lee (84) waren 2021 wegen ihres Engagements für Demokratie und gegen den politischen Einfluss Chinas inhaftiert worden. Grundlage war das von China eingeführte nationale Sicherheitsgesetz.

„Kampagne zur Kontrolle der Religionen“

Die Religions- und Chinaexpertin Nina Shea sieht die Artikelserie als Beginn einer Kampagne der Chinesen zur Kontrolle der Religionen in Hongkong. „Nach der Unterdrückung der demokratischen Legislative, der unabhängigen Justiz, der Meinungs-, Presse- und Versammlungsfreiheit in Hongkong hat Peking jetzt die Religionsfreiheit im Visier“, schrieb die Direktorin des „Zentrums für Religionsfreiheit“ der US-amerikanischen konservativen Denkfabrik Hudson Institute Anfang Februar in der „Epoch Times“.

Die Vorwürfe gegen Zen beziehen sich laut „Ucanews“ nicht nur auf dessen Unterstützung der Demokratiebewegung, sondern auch auf die weiter zurückliegende Kritik des Kardinals an China und dessen Religionspolitik. „Ucanews“ zitiert aus einem der Artikel in „Ta Kung Pao“: Berichten zufolge habe Lai von 2006 bis Dezember 2013 Kardinal Zen mehr als 20 Millionen Yuan (3,1 Millionen US-Dollar) an politischen Spenden zur Verfügung gestellt.

Kardinal Zen im Visier

Kardinal Zen, von 2002 bis 2009 Bischof von Hongkong, ist seit langem wegen seiner Kritik an der Unterdrückung von Menschenrechten sowie der Religionsfreiheit in China im Visier der Kommunistischen Partei. Bekanntheit brachte ihm auch seine Kritik an den nicht veröffentlichten Vereinbarungen zwischen dem Vatikan und der chinesischen Führung über die Ernennung von Bischöfen ein.