Weltkirchenrat

Pastor: Russisch-Orthodoxe ausschließen

Der Ton rund um den Krieg in der Ukraine wird auf allen Ebenen rauer: Der tschechische evangelische Pastor Pavel Cerny fordert angesichts der stillschweigenden Zustimmung der Russisch-Orthodoxen Kirche zum Krieg gegen die Ukraine den Ausschluss aus dem Weltkirchenrat.

Cerny, Jahrgang 1949, ist emeritierter Vorsitzender der evangelischen Brüderkirche (Cirkev bratrska) und war von 1997 bis 2005 stellvertretender sowie von 2005 bis 2009 Vorsitzender des Ökumenischen Rats der Kirchen in der Tschechischen Republik. Der ökumenische Rat arbeitet die Gemeinsamkeiten und das gemeinsame Vorgehen der christlichen Kirchen in der Welt aus.

Die Russisch-Orthodoxe Kirche (ROK) sei wie zur Zeit des Kommunismus „in der Ökumene weiterhin sehr einflussreich“ und man müsse ihr „oft nachgeben“. Der derzeitige Patriarch Kyrill glaube, so wie Russlands Präsident Wladimir Putin, an eine „abermalige Verbindung von Thron und Altar“. Im aktuellen russisch-ukrainischen Krieg zeige sich dieses „grauenhafte Bündnis in seiner ganzen Nacktheit“.

Die Kuppeln der  russisch-orthodoxen Erlöserkathedrale in Moskau
APA/AFP/Kirill Kudryavtsev
Der ehemalige Vorsitzende des ökumenischen Rats der Kirchen in Tschechien, fordert den Ausschluss der Russisch-Orthodoxen Kirche aus dem Welkirchenrat

Die Russisch-Orthodoxe Kirche wolle die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche, deren Selbständigkeit 2019 vom Ökumenischen Patriarchen anerkannt worden sei, „wieder verschlingen“. Patriarch Kyrill werde „von verschiedenen Seiten aufgefordert, gegen die aggressive Invasion russischer Truppen in der Ukraine aufzutreten“. Bis dato habe er dies jedoch unterlassen und erwecke den Eindruck, „als Kirchenoberhaupt mit dem wahnsinnigen Präsidenten Putin übereinzustimmen“.

Appell: „Schließt sie aus“

In dieser Situation sei es „nicht möglich, dass die ROK weiterhin Mitglied des Weltkirchenrats“ bleibt. „Schließt sie aus deren Strukturen aus!“, so Pavel Cerny in seinem Aufruf an die vier im Weltkirchenrat vertretenen tschechischen Kirchen.

Darunter sind die Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder und die Tschechoslowakische Hussitische Kirche. Es sei „nötig, dass die orthodoxe Kirche in Russland eine Rückkoppelung erhält, damit sie aus einem falschen Traum erwachen kann und nicht dauerhaft eine Mitschuldige an der größten kriegerischen und humanitären Katastrophe seit dem Zweiten Weltkrieg bleibt“.

Cerny: Weltkirchenrat vom KGB unterwandert

In der Einleitung zu seinem am 4. März im Portal www.christnet.eu publizierten Aufruf skizziert Cerny die systematische Unterwanderung des Weltkirchenrats durch den KGB. Der 1978 in Anwesenheit von Papst Johannes Paul I. verstorbene Erzbischof Nikodim sei einer der in den Weltkirchenrat eingeschleusten Spione gewesen.

In Tschechien habe sich die von dem evangelischen Theologen Josef Lukl Hromadka (1889-1969) gegründete „Christliche Friedenskonferenz“ zusammen mit der katholischen Bewegung „Pacem in terris“ an der einseitigen Ausrichtung der ökumenischen Aktivitäten beteiligt.