Spanien

Missbrauch in katholischer Kirche soll untersucht werden

Das spanische Parlament hat mit großer Mehrheit für die Bildung einer unabhängigen Expertenkommission zur Untersuchung sexuellen Missbrauchs in der römisch-katholischen Kirche des Landes gestimmt. Geleitet werden soll die Kommission von Angel Gabilondo Pujol.

Wie die Zeitung „El País“ am Donnerstag berichtete, unterstützten fast alle Parlamentsfraktionen, außer der rechtspopulistischen Vox-Partei, die Initiative der regierenden Sozialisten (PSOE) von Ministerpräsident Pedro Sanchez und der baskischen Nationalisten (PNV). Bereits zuvor hatte der linke Regierungspartner Unidas Podemos zusammen mit den in Katalonien regierenden Linksrepublikanern ERC sowie der baskischen EH Bildu beantragt, Fälle sexualisierter Gewalt durch eine parlamentarische Kommission überprüfen zu lassen.

Schließlich einigten sich die Parteien allerdings auf eine unabhängige Expertenkommission. Zugleich wird Betroffenen als Kompromiss auch die Möglichkeit gegeben, öffentlich vor dem Parlament auszusagen. Es sei vorgesehen, dass die Kommission bis Ende des Jahres dem Parlament einen Bericht vorlegt, der dann im kommenden Jahr erörtert werden solle.

Kirche sagt Zusammenarbeit zu

Neben Psychologen und weiteren Fachleuten sollen der Untersuchungskommission auch Vertreter von Betroffenenorganisationen angehören. Obwohl sich Spaniens Bischofskonferenz lange gegen eine unabhängige Untersuchungskommission gewehrt hatte, kündigte deren Vorsitzender, Kardinal Juan José Omella, am Donnerstag nach einem Treffen mit Präsidialminister Felix Bolanos, die Bereitschaft der Kirche an, mit dem Gremium zusammenzuarbeiten.

Politischer Druck

Der politische Druck und die gesellschaftlichen Debatten über das Thema wurden zu Jahresbeginn durch einen Bericht der Zeitung „El País“ ausgelöst. Reporter übergaben Papst Franziskus einen 385 Seiten umfassenden Bericht mit den Rechercheergebnissen. Demnach gab es in den vergangenen 30 Jahren mindestens 945 Missbrauchsfälle in Spaniens Kirche. Der Papst forderte die Bischöfe zur Klärung der Fälle auf.

Die römisch-katholische Kirche in Spanien hatte erstmals vor zehn Monaten Daten über Fälle von Kindesmissbrauch offengelegt. Die Bischofskonferenz teilte damals mit, seit 2001 habe es insgesamt 220 erfasste Fälle sexuellen Missbrauchs durch Geistliche gegeben. Bei 151 Fällen sei die interne Untersuchung bereits abgeschlossen, hieß es. Weitere Details, wie die Zahl der Opfer oder Angaben zu Tätern oder Tatorten, gab es nicht.