Kardinal Christoph Schönborn
APA/Tobias Steinmaurer
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Österreich

Schönborn: Neutral sein heißt nicht gleichgültig sein

Neutral zu sein bedeutet nicht, gleichgültig zu sein, besonders nicht gegenüber dem Leid. Darauf hat Kardinal Christoph Schönborn am Freitag hingewiesen. Österreich sei im Ukraine-Krieg „ein Ort der Begegnung und der humanitären Hilfe“.

Der Wiener Erzbischof nahm in seiner Freitagskolumne für die Gratiszeitung „Heute“ Bezug auf die Neutralität Österreichs, die seit 1955 in der Verfassung festgeschrieben ist und angesichts des Kriegs in der Ukraine dieser Tage kontrovers diskutiert wird.

Die Frage, die sich stelle, sei, ob Österreich diesem schweren Unrecht gegenüber neutral bleiben könne, so Schönborn: „Stellt der erschütternde Krieg in der Ukraine unsere Neutralität infrage?“ Österreich habe jedenfalls gezeigt, wie es die eigene Neutralität verstehe, nämlich nicht einem Militärbündnis anzugehören, sondern „eine Brücke“ zu sein, „ein Ort der Begegnung und der humanitären Hilfe“.

Neutralität, wie Österreich sie versteht

Er selbst sei elf Jahre alt gewesen, „als 1956 die sowjetischen Panzer die Sehnsucht des ungarischen Volkes nach Freiheit niedergeschossen haben“, erinnerte sich Schönborn an den Ungarn-Aufstand. „Ich sehe noch die Scharen an Flüchtlingen aus Ungarn, die überall Aufnahme fanden.“

Ähnlich sei es auch 1968 gewesen, als die sowjetischen Soldaten den Prager Frühling niederschlugen, oder 1981, als in Polen das Kriegsrecht eingeführt wurde, sowie 1991 und in den Folgejahren, als Ex-Jugoslawien zerfiel. Auch angesichts des Kriegs in der Ukraine zeige Österreich, „was für uns Neutralität bedeutet“, so Schönborn. Er danke allen, die den ukrainischen Kriegsflüchtlingen beistehen.