Ukraine-Krieg

Klitschko lädt Papst erneut nach Kiew ein

Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko hat Papst Franziskus persönlich in die umkämpfte ukrainische Hauptstadt eingeladen. Der Papst kündigte unterdessen an, am 25. März die Menschen Russlands und der Ukraine unter den Schutz Marias stellen zu wollen.

In einem am Dienstag öffentlich gewordenen Brief vom 8. März an das Kirchenoberhaupt schreibt der Ex-Boxer, dass die Anwesenheit des Papstes „entscheidend sei, um Leben zu retten und den Weg des Friedens in der Stadt, dem Landkreis und darüber hinaus zu ebnen“.

Weiter bittet Klitschko den Papst, falls eine Reise nach Kiew nicht möglich sei, an einer Videokonferenz – aufgezeichnet oder live – teilzunehmen. Hierzu würde auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyi eingeladen. Der Brief schließt mit den Worten: „Wir bitten Sie, als religiöses Oberhaupt, Mitgefühl zu zeigen und gemeinsam mit der ukrainischen Bevölkerung den Ruf nach Frieden zu verbreiten.“

Klitschko-Brüder luden mehrere Religionsführer ein

In einer über Twitter verbreiteten Videobotschaft hatten Klitschko und sein Bruder Wladimir bereits Anfang März Franziskus und weitere religiöse Oberhäupter um Unterstützung für die Ukraine gebeten. „Was im Herzen Europas passiert, berührt die Herzen aller auf dem Planeten, die Gerechtigkeit und das Gute lieben, unabhängig von ihrer Herkunft und Religion“, so die Botschaft der Brüder. Gemeinsam sollten die geistlichen Oberhäupter der Welt Stellung beziehen und „stolz die Verantwortung ihrer Religionen für den Frieden übernehmen“.

Vitali Klitschko, Bürgermeister von Kiew
APA/AP/Efrem Lukatsky
Der ehemalige Box-Champion und Bürgermeister von Kiew lud Papst Franziskus nach Kiew ein, um „den Ruf nach Frieden zu verbreiten“

Namentlich wandten sich die Brüder in ihrer Videonachricht an Papst Franziskus und Großimam Ahmed al-Tajjib sowie an den russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I. in Moskau, den Dalai Lama und den aschkenasische Oberrabbiner Israels, David Lau. „Ich lade sie ein, nach Kiew zu kommen, um ihre Solidarität und ihr Mitgefühl mit dem ukrainischen Volk zu zeigen“, so Vitali Klitschko. „Machen wir Kiew zu einer Hauptstadt der Menschlichkeit, der Spiritualität und des Friedens“, rief der 50-Jährige die Religionsführer auf.

Papst stellt Ukraine und Russland unter Schutz Marias

Der Vatikan verkündete unterdessen, dass der Papst in einem besonderen liturgischen Akt die Menschen in der Ukraine und auch Russlands unter den Schutz der Gottesmutter Maria stellen will. Dazu werde er bei einer Bußfeier am 25. März (17.00 Uhr) im Petersdom die beiden Länder dem unbefleckten Herzen Mariens weihen, so der Vatikan. Der Sozialbeauftragte des Papstes, Kurienkardinal Konrad Krajewski, soll demnach am selben Tag im portugiesischen Fatima, einem der wichtigsten Marienwallfahrtsorte weltweit, ebenfalls diesen Ritus vollziehen.

Papst Franziskus mit Kerze in der Hand und gesenktem Kopf
APA/AFP/Andreas Solaro
Papst Franziskus will am 25. März Russland und die Ukraine dem unbefleckten Herzen Marias weihen

Bei einer solchen Weihe wird Maria gebeten, die Menschen oder ganze Länder unter ihren mütterlichen Schutz zu nehmen, sie vor Gefahren und Versuchungen zum Bösen zu bewahren. In entsprechenden Gebeten geht es auch um persönliche Bekehrung und Wiedergutmachung von Sünden. Der 25. März ist in der katholischen wie in der orthodoxen Kirche das Fest der Verkündigung der Geburt Jesu an seine Mutter Maria durch den Erzengel Gabriel; die orthodoxe Kirche begeht es als eines von zwölf Hochfesten im Kirchenjahr.

Russland bereits mehrfach geweiht

Die Weihe Russlands an das unbefleckte Herz Mariens spielt eine Rolle bei den Marienerscheinungen in Fatima, heißt es auf dem vatikanischen Nachrichtenportal „Vatican News“. Die Muttergottes hatte nach Aussage der Seherkinder am 13. Juli 1917 um die Weihe Russlands an ihr unbeflecktes Herz gebeten und erklärt, dass andernfalls Russland „seine Irrtümer in der ganzen Welt verbreiten und Kriege und Verfolgungen der Kirche fördern“ würde.

Am 31. Oktober 1942 weihte Papst Pius XII. die ganze Menschheit dem unbefleckten Herzen Mariens und am 7. Juli 1952 gesondert die Völker Russlands. Am 21. November 1964 erneuerte Papst Paul VI. beim Zweiten Vatikanischen Konzil die Weihe Russlands an das unbefleckte Herz. In den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg wurden zudem etliche andere Länder dem unbefleckten Herzen Mariens geweiht.

Ganze Welt ebenfalls mehrmals geweiht

Papst Johannes Paul II. verfasste ein Gebet für einen, wie er es nannte, „Akt des Anvertrauens“, der am 7. Juni 1981, dem Pfingstfest, in der Papstbasilika Santa Maria Maggiore gefeiert wurde. In Erinnerung an das „Mir geschehe nach deinem Wort“, das Maria nach den Worten der Schrift bei der Verkündigung aussprach, vertraute Johannes Paul II. am 25. März 1984 auf dem Petersplatz in geistlicher Verbundenheit mit den Bischöfen abermals Russland und alle Völker der Welt dem unbefleckten Herzen Mariens an.

Auch Papst Benedikt XVI. (2010) und Papst Franziskus (2013) wiederholten die Weihe der ganzen Menschheit an das Herz Mariens. Dieses gilt nach katholischer Tradition als unbefleckt, weil Maria schon seit vor ihrer Geburt von der Erbsünde unbelastet sei.