Missbrauch

Gänswein: Missbrauchsaufarbeitung mangelhaft

Der Privatsekretär des emeritierten Papsts Benedikt XVI. Erzbischof Georg Gänswein hat das Scheitern der römisch-katholischen Kirche im Umgang mit Missbrauchsverbrechen eingeräumt. Er sagte zur „Zeit“, dass Täterschutz vor Opferschutz gegangen sei.

„Hier hat die Kirche versagt, auf allen Ebenen – das müssen wir ändern“, sagte Gänswein der Wochenzeitung „Die Zeit“ laut Vorabmeldung vom Mittwoch. „Unser Blick musste sich vom Täter zum Opfer wenden – es hat lange, viel zu lange gedauert.“

Erzbischof Georg Gänswein sitzt neben Papst Franziskus
APA/AFP/Andreas Solaro
Erzbischof Gänswein räumte Fehler beim Umgang mit Missbrauchsverbrechen ein

Mit Blick auf die in verschiedenen deutschen Bistümern erstellten Gutachten zu sexueller Gewalt sagte Gänswein: „Das Ausmaß des Missbrauch-Sumpfs wird mit jeder Studie klarer.“

„Chefsache“ für Benedikt XVI.

Der enge Vertraute von Papst Benedikt verteidigte diesen dennoch gegen den Vorwurf der Vertuschung. „Für ihn selbst hatte der Schutz der Opfer, mehr noch der Überlebenden, oberste Priorität.“ Bereits als Glaubenspräfekt Joseph Ratzinger sei er „wie sonst niemand streng gegen Missbrauch“ vorgegangen, indem er das Strafmaß heraufgesetzt, Verjährungsfristen verlängert und das Schutzalter der Opfer angehoben habe. Er habe „die Aufarbeitung des Missbrauchs zur Chefsache“ gemacht.