Ein Heizungsthermostat
APA/dpa/Hauke-Christian Dittrich
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Energiepreise

Caritas sieht „Abzocke“ durch Großkonzerne

Zu den rasch steigenden Energiepreisen hat sich die Caritas-Spitze gleich mehrmals zu Wort gemeldet. Caritas-Präsident Michael Landau etwa übte am Mittwoch heftige Kritik an Anbietern: „Die Österreicherinnen und Österreicher werden gerade im Windschatten des Krieges von Großkonzernen abgezockt“.

Das schrieb Landau via Twitter. Die Kosten rund um Wohnen, Heizen, Energie seien für viele Menschen eine „enorme Belastung“, bis in die Mitte der Gesellschaft. „Ich halte das für eine wirkliche Sauerei!“ Nachhaltige Reformen statt Einmalhilfen forderte indes der geschäftsführende Direktor der Caritas der Erzdiözese Wien, Klaus Schwertner.

Denn Unterstützungen wie diese könnten keine Reform der Sozialhilfe/Mindestsicherung oder des Familienbonus ersetzen, bekräftigte er am Mittwoch gegenüber Kathpress. Zudem entbinde es die Politik nicht von ihrer Verpflichtung, eine Mietrechtsreform umzusetzen und das Arbeitslosengeld zu erhöhen. Kaum ein anderes Thema beschäftigt die Menschen in Österreich derzeit so sehr wie das Thema steigender Miet- und Energiekosten. „Zwei von drei Menschen, die sich an unsere Sozialberatungsstellen wenden, sagen: ‚Es geht sich nimma aus.‘“

Geringverdiener doppelt betroffen

Die exponentiell steigenden Energiepreise und bevorstehenden Jahresabrechnungen würden vielen Menschen Ängste und Sorgen bereiten. Und zwar völlig zu Recht, wie Schwertner betonte. Das Problem sei real und schlage sich bereits in höheren Teilbeträgen nieder. „Klar ist: Menschen mit geringem Einkommen sind doppelt hart betroffen.“

Mit dem Problem, nicht mehr zu wissen, wie sie sich das Heizen im kommenden Jahr leisten sollen, wenden sich jetzt täglich Menschen an die Caritas-Sozialberatungsstellen. Vor diesem Hintergrund sei die angekündigte „Wiener Energieunterstützung Plus“ ein guter Schritt.

Recht auf Grundversorgung

124,3 Millionen Euro für rasche Soforthilfe und nachhaltige Maßnahmen zur Sanierung von Gebäuden und Investitionen in grüne Energieformen können laut Schwertner eine echte Hilfe sein, wenn sie die Menschen rasch und unbürokratisch erreicht. WIFO-Chef Gabriel Felbermayr habe recht, wenn er eine automatische Anpassung von Sozialleistungen an die Teuerung fordert – etwa der Arbeitslosenversicherung, der Mindestsicherung oder verschiedener Zuschüsse.

Zudem sei häufig unbekannt, dass es gegenüber Strom- und Gasanbietern ein Recht auf Grundversorgung gebe. „Das Formular und Informationen dazu sind auf E-Control zu finden. Abschaltungen können so verhindert werden. Gerne beraten wir dazu in unseren Sozialberatungsstellen“, teilte Schwertner mit.

„Seismograf für gesellschaftliche Entwicklungen“

Die Caritas sei mit ihren „Le+O“-Lebensmittelausgabe- und Sozialberatungsstellen so etwas wie ein „Seismograf für gesellschaftliche Entwicklungen“, betonte Klaus Schwertner im ORF „Report“ (Dienstag). Die Ukraine-Krise bringe neue Verunsicherungen hinzu. Es müsse alles unternommen werden, damit die Kluft zwischen Arm und Reich nicht größer werde. Schwertner forderte deshalb eine treffsichere Hilfe und strukturelle Veränderungen. Es brauche wieder Hilfe, die sich an den Kosten der Menschen orientiert.