Wirtschaft

Vatikan-Finanzprozess: Kardinal beteuert Unschuld

Bei der ersten Befragung im Vatikan-Finanzprozess hat der angeklagte Kardinal Giovanni Angelo Becciu seine Unschuld beteuert. Die Vorwürfe gegen ihn nannte er „absurd, unglaublich, grotesk und monströs“.

„Ich werde als korrupte, geldgierige Person dargestellt, illoyal gegenüber dem Papst, die nur die eigene Familie bevorteilen will“, klagte der frühere Kurienkardinal am Donnerstag in einer vorbereiteten Erklärung zu Beginn der Verhandlung.

„Absurde Vorwürfe – unglaublich, grotesk, monströs“, würden gegen ihn erhoben, so Becciu weiter. Gegen ihn laufe ein „mediales Massaker“, um ihn zu zerstören. Aber er werde sich nicht beugen. Auch wenn es ihm nicht leicht falle, im Gerichtssaal zu sprechen. Er sei erhobenen Hauptes gekommen. „Ich habe keine Angst vor der Wahrheit“, sagte der 73-Jährige. Er werde vielmehr alles tun, um mit dem Gericht die volle Wahrheit herauszufinden.

Prozess mit zehn Angeklagten

Der Prozess mit zehn Angeklagten hatte im vergangenen Juli begonnen. Monatelang stritten die Parteien um formale Fragen. Im Zentrum stand die Befragung des Hauptzeugen Alberto Perlasca und deren Dokumentation. Die von der Strafverfolgung zur Einsicht herausgegeben Beweismaterialien sind aus Sicht der Verteidigung nicht ausreichend.

Kardinal Giovanni Angelo Becciu
Reuters/Guglielmo Mangiapane
Kardinal Becciu beteuerte seine Unschuld

Anfang März hatte das Gericht alle Anträge der Verteidigung auf Verfahrenseinstellung abgewiesen. Darunter den Einwand, es handele sich bei dem Prozess um ein Spezialverfahren, das nicht den Vorgaben für ein „faires Verfahren“ entspreche.

Luxusimmobilie im Mittelpunkt

Im Zentrum des Prozesses stehen verlustreiche Investitionen des vatikanischen Staatssekretariats in eine Londoner Luxusimmobilie. Darüber hinaus geht es um Unregelmäßigkeiten bei Überweisungen von Becciu in seine Heimatdiözese und an die dortige Caritas. Sein Bruder ist Vorsitzender der an die Caritas angedockten Sozialkooperative „Spes“.

Angeklagt sind der Kardinal, die italienischen Finanzmakler Enrico Crasso und Gianluigi Torzi, die Sicherheitsberaterin Cecilia Marogna sowie die Ex- Verantwortlichen der vatikanischen Finanzaufsicht (AIF), Tommaso di Ruzza und Rene Brülhart.

Beim ehemaligen Sekretär von Becciu, Mauro Carlino, dem Fondsmanager Raffaele Mincione, dem Mailänder Rechtsanwalt Nicola Squillace sowie Manager Fabrizio Tirabassi hatte die Strafverfolgung auf eigenen Wunsch die Anklageschrift überarbeitet und im Jänner wieder eingereicht.