Vollversammlung

Krieg für katholische Bischöfe „himmelschreiende Sünde“

Die Österreichische Bischofskonferenz hat den „Überfall Russlands auf die freie und souveräne Ukraine“ verurteilt. „Dieser Angriffskrieg ist eine himmelschreiende Sünde und er muss so schnell wie möglich beendet werden“, heißt es in einer Erklärung nach der Vollversammlung.

Zudem habe die Ukraine auch aufgrund der kirchlichen Friedensethik das Recht, sich gegen den Angriff zu verteidigen. Die Bischofskonferenz stellt eine Million Euro für Hilfsprojekte der Caritas zur Verfügung. Christen und insbesondere die Kirchen müssten sich angesichts des Krieges als Friedensstifter erweisen und bewähren, hielten die Bischöfe in einer Erklärung nach ihrer Frühjahrsvollversammlung im Tiroler Matrei fest.

„Es gilt, alle gewaltlosen Mittel zu nutzen, um die Kriegsparteien zu einer friedlichen Einigung zu bringen“, las der Vorsitzende des Gremiums, Salzburgs Erzbischof Franz Lackner, am Freitag in einer Pressekonferenz daraus vor. Gewaltlosigkeit im Sinn der Bergpredigt Jesu sei ein hohes christliches Ethos, das die Spirale der Gewalt durchbricht, Gewaltlosigkeit sei aber eine persönliche Entscheidung, die man den Opfern der Aggression nicht verordnen könne, so die Bischöfe.

V.l. Generalsekretär Peter Schipka, Abt Vinzenz Wohlwend Ocist, Weihbischof Stephan Turnovszky, Diözesanbischof Hermann Glettler,, Weihbischof Franz Scharl, Erzbischof Bischofskonferenz-Vollversammlung in Matrei, Tirol, Franz Lackner, Diözesanbischof Josef Marketz, Diözesanbischof Benno Elbs, Diözesanbischof Manfred Scheuer, Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl, Diözesanbischof Alois Schwarz, Weihbischof Hansjörg Hofer
APA/EXPA/Johann Groder
Frühjahrsvollversammlung der Österreichischen Bischofskonferenz in Matrei, Tirol

Ukraine hat Recht auf Verteidigung

Die Ukraine habe aufgrund des Völkerrechts und auch aus Sicht der kirchlichen Friedensethik das legitime Recht auf Verteidigung, hielten die Bischöfe weiter fest. Dieses Recht eines Staates auf Notwehr werde ergänzt durch die Pflicht der Staatengemeinschaft, die Opfer der Aggression zu schützen und zu unterstützen.

Hilfsbereitschaft „beeindruckend“

Aber auch auf die Hilfsbereitschaft und Solidarität in den westlichen Nachbarländern der Ukraine gehen die Bischöfe ein. Auch in Österreich sei diese beeindruckend und enorm, so Lackner. Als Drehscheibe für Hilfeleistungen in die Ukraine und die Nachbarländer sowie als Anlaufstelle für Geflüchtete hätten sich vom ersten Tag des Krieges an die Gemeinden der Gläubigen der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche in Österreich etabliert.

Vor allem die Caritas mit ihrem weltweiten Netz, aber auch andere kirchliche Hilfswerke leisteten schon jetzt sehr viel, um die Not der Menschen aus den betroffenen Gebieten zu lindern. Damit die Hilfe aber überhaupt ankommen kann, brauche es humanitäre Korridore, betonen auch die katholischen Bischöfe. Aber auch Geldspenden seien nötig. Aus diesem Grund stellt die Bischofskonferenz über die Diözesen zusätzlich eine Million Euro für Ukraine-Hilfsprojekte der Caritas zur Verfügung.

„Wir sind an eurer Seite“

Über das Ausmaß der Gewalt und des Leids in der Ukraine zeigten sich die Bischöfe erschüttert. Das Wort von Papst Franziskus – „Krieg ist immer eine Niederlage für die Menschheit“ – sei seit dem Beginn der russischen Invasion am 24. Februar für viele unschuldige Opfer „zu einer blutigen und bitteren Realität“ geworden. Ihnen gelte das Versprechen: „Wir Bischöfe und so viele Menschen in Österreich tragen euch in unseren Herzen, wir leiden mit euch, ihr seid nicht allein, wir sind an eurer Seite!“

In klaren Worten wandten sich die Bischöfe gegen das Unrecht. „Den Überfall Russlands auf die freie und souveräne Ukraine“ verurteilten sie entschieden. „Dieser Angriffskrieg ist eine himmelschreiende Sünde und er muss so schnell wie möglich beendet werden.“ Die Staatengemeinschaft müsse alles unternehmen, „damit die Waffen so rasch wie möglich schweigen und ein gerechter Friede möglich wird“.

Erneut Aufruf zu Pfarrgemeinderatswahlen

Die Bischofskonferenz rief vor den Pfarrgemeinderatswahlen am Sonntag noch einmal zur Teilnahme aufgerufen und die Wichtigkeit derartiger Gremien in der Kirche betont. Gerade die Coronapandemie habe gezeigt, „wie hilfreich und notwendig funktionierende und basisnahe Netze des Füreinander-Daseins sein“, heißt es in einer Erklärung nach der Frühjahrsvollversammlung in Tirol.

4,3 Millionen Katholikinnen und Katholiken sind am Sonntag aufgerufen und eingeladen, ihre Vertretungen im Leitungsgremium der rund 3.000 Pfarren für die kommenden fünf Jahre zu wählen. Zuletzt gehörten österreichweit rund 45.000 Personen den Pfarrgemeinderäten an, davon 28.000 als gewählte Mitglieder. Das Mindestalter der Wahlberechtigten beträgt jedenfalls 16 Jahre. Die Wahlmodelle sind von Diözese von Diözese unterschiedlich.

Pfarrgemeinderat „konkretes Gesicht“

Wie die Bischofskonferenz im Anschluss an die Frühjahrsvollversammlung in Matrei festhielt, sei eine Pfarre ohne Pfarrgemeinderat „heute unvorstellbar“. Seit mehr als 50 Jahren gäben in diese Vertretungsgremien gewählte Frauen und Männer „der Kirche ein konkretes Gesicht“. Pfarrgemeinderäte verkörperten „eine synodale und partizipative Kirche, die von Menschen aufgrund ihrer Taufe getragen und mitgestaltet wird“.

Mit konkreten Ergebnissen der Pfarrgemeinderatswahlen können die Diözesen am Sonntag aller Voraussicht nach nicht aufwarten. Erste Daten werden dem Pastoralamt der jeweiligen Diözese weitergeleitet und der Pfarrgemeinde schriftlich und bei den Gottesdiensten bekanntgegeben. Nach Ende der Fristen für Einsprüche oder für die Berufung weiterer Mitglieder sind bis sechs Wochen nach der Wahl die konstituierenden Sitzungen vorgesehen.