„Wir verurteilen den Krieg Russlands gegen die Ukraine auf das Schärfste und beten zu Gott für sein baldiges Ende“, erklärte der litauische Erzbischof Innokenti in einer Mitteilung am Donnerstagabend in Vilnius. „Patriarch Kyrill und ich haben unterschiedliche politische Ansichten und Wahrnehmungen der aktuellen Ereignisse. Seine politischen Äußerungen zum Krieg in der Ukraine sind seine persönliche Meinung. Wir in Litauen sind damit nicht einverstanden.“
Kyrill ist das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche. Der Patriarch gilt als kremltreu und stellt sich stets hinter die Politik von Präsident Wladimir Putin. Zudem gab er dem Westen die Schuld an dem Krieg, den Putin vor gut drei Wochen befohlen hatte.
„Ich möchte hier offen sagen, dass wir, die Orthodoxen in Litauen, die heute die Möglichkeit haben, unsere internen kirchlichen Angelegenheiten unabhängig zu regeln, weiter nach noch größerer kirchlicher Unabhängigkeit streben werden“, kündigte Innokenti an.
Verurteilungen auch aus Estland
Auch in Estland sprach sich die orthodoxe Kirche gemeinsam mit den Vertretern anderer Konfessionen in dem baltischen EU- und Nato-Land gegen den Krieg aus.
„Wir verurteilen die Bombardierung humanitärer Stätten, einschließlich Kirchen, und die Bedrohung der Zivilbevölkerung“, hieß es in einer auch von Metropolit Jewgeni unterzeichneten Erklärung des Rats der estnischen Kirchen. Darin wurde Kriegsflüchtlingen auch – unabhängig von ihrer religiösen Überzeugung – praktische Hilfe, Nahrung und Unterkunft zugesagt.
In Estland, wo eine große russische Minderheit lebt, gehören mehr als 100.000 Gläubige der orthodoxen Kirche an, im katholisch geprägten Litauen sind es gut 3000 Gläubige. Beide Kirchen stehen unter Jurisdiktion des Patriarchats von Moskau.