Jüdische Kulturtage und Filmfestival in Wien

Die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) Wien holt ab April einen Teil der wegen Lockdowns im Herbst abgesagten Jüdischen Kulturtage zum Thema „Frauenpower im Judentum“ nach. Parallel dazu startet Mitte April das Jüdische Filmfestival.

Zu den im Herbst abgesagten Veranstaltungen zählte ein „politisch-historisches Erinnern“ an die Malerin Charlotte Salomon. Die deutsche Jüdin wurde mit 26 Jahren im Konzentrationslager Auschwitz ermordet. Mit den Worten „Sorg’ gut dafür, es ist mein ganzes Leben“ übergab sie im Jahr 1942 einem Freund einen Zyklus von mehreren hundert Bildern (Gouachen). Einige Monate später war sie tot.

Der musikalisch-literarische Abend wird am 10. April nachgeholt und soll einerseits an das Schicksal vieler deutscher Jüdinnen und Juden erinnern, besonders aber an das „einzigartige Werk einer vielversprechenden Malerin, das nach ihrer Ermordung für lange Jahre vergessen war“, heißt es in einem Pressetext. Es liest Therese Hämer ihre Texte über Salomon, das Julie Sassoon Quartet sorgt für die musikalische Begleitung.

Ein vergrößertes Gemälde von Charlotte Salomon auf einer Bühne
APA/AFP/Wildbild
Bühnenbild mit einem vergrößerten Gemälde von Charlotte Salomon in der Oper „Charlotte Salomon“ von Marc-Andre Dalbavie’s (Aufführung 2014)

Weitere Kulturtage gibt es unter anderem am 23. Mai um 19.00 Uhr mit einem Konzert von Ethel Merhaut im Porgy & Bess, von 9. bis 16. Juni eine Ausstellung von Dvora Barzilai in der Galerie neben dem Nestroyhof-Hamakom und am 14. Juni um 19.00 Uhr ein Konzert mit Lea Kalisch und Bela Koreny im Porgy & Bess. Neu ins Programm aufgenommen wurde ein Auftritt der israelischen Song-Contest-Gewinnerin von 2018, Netta, beim Straßenfest in Wien am 12. Juni.

Jüdisches Filmfestival ab 24. April

Das heurige Jüdische Festival steht unter dem Motto „We are Family“ und zeigt Filme zu den Themen Liebe und Mischpoche (Verwandtschaft) und Kinder auf der Flucht, aber auch ein „Salut to Barbra Streisand". Der Eröffnungsfilm “Ein Nasser Hund“ basiert lose auf der Geschichte des deutsch-israelischen Autors Arye Sharuz Shalicar und seiner Autobiographie „Ein nasser Hund ist besser als ein trockener Jude“. Erzählt wird die Geschichte eines iranisch stämmigen jüdischen Jugendlichen, dessen Familie in den Berliner Bezirk Wedding zieht.

Szene aus „Three Mothers“
JFW
Ausschnitt aus „Three Mothers“

In „Three Mothers“ wird die Geschichte von Drillingen (drei Schwestern) beginnend in der Zeit von König Faruk (1942) und ihr Leben in Israel erzählt. In der Doku „Hatuna Hafucha“ (Marry me however) wird Homosexualität bei den Haredim beleuchtet und in der Komödie „Green pastures“ geht es um Cannabis im Altersheim.

„Lebendig, vielfältig und verbindend“

„1618“ ist ein Historienfilm über Juden in Portugal zu dieser Zeit. In „Der Pfad“ flüchtet ein Vater mit seinem Sohn im Zweiten Weltkrieg über die Pyrenäen. „93 Queen“ heißt eine Doku über die Geschichte von Ruchi Freier, einer orthodoxen Frau, die Richterin in Brooklyn wird. Mit „EJ Gumbel“ wird eine Doku über den „Vater“ der Statistik, den Mathematiker Emil Julius Gumbel gezeigt. Im Programm sind unter anderem auch Klassiker wie „Fiddler on the Roof“ mit Benji Fox Rosen und Gästen (u.a. mit Shlomit Butbul und Lena Rothstein) sowie Babra Streisands „Hello Dolly“.

Szene aus „93Queen“
JFW
Ausschnitt aus „93 Queen“ – eine Doku über die Geschichte von Ruchi Freier, einer orthodoxen Frau, die Richterin in Brooklyn wird

Die IKG will mit ihren Kulturprogrammen den Bogen zwischen der vergangenen, vertriebenen, beinahe ausgelöschten ost- und mitteleuropäischen jüdischen Kultur aus der Zeit vor der Shoah, über die Gegenwart bis zu einer zukünftigen internationalen jüdischen Kultur spannen. „Lebendig, vielfältig und verbindend“ lautet das Motto. Man wolle auch „wegen der neuen und weltweit wieder erstarkten antisemitischen Ressentiments“ (…) „diesen Weg der Öffnung und der Begegnung mehr denn je beschreiten“, heißt es auf der Website.