Ukraine-Krieg

Orden bieten 1.000 Plätze für Flüchtlinge

Österreichs katholische Ordensgemeinschaften haben sich bereits seit Beginn des Krieges in der Ukraine für die Aufnahme und Versorgung von Flüchtlingen engagiert und weiten ihre Hilfeleistungen ständig aus.

In welchem Ausmaß das geschieht, zeigt eine aktuelle Auflistung der Österreichischen Ordenskonferenz vom Dienstag. Aktuell werden demnach in den Klöstern und Gemeinschaften rund 1.000 Plätze zur Verfügung gestellt, weitere kommen laufend dazu. Generalsekretärin Schwester Christine Rod zeigte sich überwältigt vom großen Einsatz.

„Wer auch immer irgendwo ein kleiner oder großen Wohnraum frei hat, teilt diesen mit ukrainischen Flüchtlingen“, berichtete die Ordensfrau in der Mitteilung. Die Hilfsleistungen der heimischen Ordensgemeinschaften reichten von Lebensmittel- und Sachspenden über finanzielle Hilfe, Unterstützung und Einsatz von Ordensleuten vor Ort in der Ukraine und in Österreich über die Aufnahme von geflüchteten Menschen bis hin zum Gebet um Frieden.

„Unbürokratische und schnelle Hilfe“

Unterkunft geben bereits viele Ordensgemeinschaften, oder man bereite gerade leerstehende Wohnungen, einzelne Zimmer oder ganze Gästetrakte für die Aufnahme vor. Rod sprach von einer „unbürokratischen und schnellen Hilfe“, die von der Ordensgemeinschaft oft selbst initiiert und organisiert worden sei. Dabei kooperiere man oft mit anderen Hilfsorganisationen wie etwa Caritas und Rotem Kreuz, mit Pfarren, Diözesen und staatlichen Einrichtungen.

Die Karmelitinnen von St. Josef und St. Teresa Innsbruck geben einer ukrainischen Familie Herberge
Karmel St. Josef und St. Teresa
Die Karmelitinnen von St. Josef und St. Teresa Innsbruck geben einer ukrainischen Familie Herberge

Rod und der Salzburger Erzabt Korbinian Birnbacher – beide sind Ordenskonferenz-Vorsitzende – sehen die Hilfe als Antwort der Orden auf die oft erlebte persönliche Hilflosigkeit angesichts des unfassbaren Ausmaßes des Krieges. Birnbacher bezeichnete den Einsatz und die Solidarität mit den vom Krieg betroffenen Menschen als Selbstverständlichkeit und Teil der „DNA der Ordensgemeinschaften“.

Dass dieses Engagement bereits bei den Angeboten zu Gebeten für den Frieden beginne, erklärte seine Stellvertreterin an der Spitze der Ordenskonferenz, Franziska Bruckner. In den Kirchen würden tagsüber viele kleine „Lichter gegen die Dunkelheit des Krieges“ angezündet.

Stifte öffnen ihre Gästehäuser

Wie umfangreich diese Hilfe ist, veranschaulicht die Auflistung der bisher zur Verfügung gestellten Plätze. So beherbergt etwa die Salzburger Erzabtei St. Peter in mehreren Pensionen und Pfarrhöfen aktuell neun Flüchtlinge, davon vier Kinder, und bereitet derzeit Unterkünfte für weitere 20 Personen vor.

Das Stift Melk stellt sein Gästehaus mit 30 Betten zur Verfügung und hat die ersten Flüchtlinge bereits aufgenommen, das Stift Göttweig bisher drei Personen, weitere zwölf sollen noch kommen. Das Stift Lilienfeld hat eine Wohnung für Menschen aus der Ukraine zur Verfügung gestellt und bereitet aktuell fünf weitere Wohnungen vor. Im Stift Heiligenkreuz fanden zwei Familien Unterkunft, die jedoch inzwischen zu Bekannten weiterreisten.

Wohnungen in Wien

In Wien hat das Schottenstift zwei Wohnungen vorbereitet und schafft derzeit weitere Wohnmöglichkeiten im Stift und in dessen Pfarren. In Stift Lambach (OÖ) wurde der gesamte Gästetrakt für Vertriebene geöffnet, ähnlich wie auch in Stift Florian bereits Flüchtlinge eingezogen sind.

Im Stift Wilhering, wo schon seit 2014 ein Caritas-Flüchtlingsheim untergebracht ist, wurden darüber hinaus in leerstehenden Stiftspfarrhöfen neun Personen untergebracht, ebenso wie im Stift Engelszell Wohnraum für 15 Personen vorbereitet wird. Auch die Franziskanerklöster Maria Enzersdorf (NÖ), Pupping (OÖ) und Innsbruck rüsten sich aktuell für die Aufnahme von Flüchtlingen.

In der Steiermark hat unter anderem das Stift St. Lambrecht fünf Wohnungen zur Verfügung gestellt und dort bereits 22 Personen aufgenommen. Das Benediktinersuperiorat Mariazell hat in der Pilgerherberge 38 ukrainische Flüchtlinge, darunter 14 Kinder, aufgenommen. Das Stift Admont beherbergt drei Flüchtlingsfamilien.

Frauenorden nehmen Familien auf

Die Unbeschuhten Karmelitinnen haben ihr Gästezimmer für Flüchtlinge geöffnet, die Karmelitinnen von St. Josef wie auch Teresa Innsbruck für eine fünfköpfige Familie. Drei Frauen mit jeweils einem Kind sind bei den Benediktinerinnen der Anbetung in Wien-Ottakring untergebracht, eine fünfköpfige Familie und eine Jugendliche im Wiener Mädchenwohnheim der Schwestern Oblatinnen vom Hl. Franz von Sales sowie eine zehnköpfige Familie bei den Schwestern der Schmerzhaften Mutter in Wien-Simmering.

Die Schulschwestern vom 3. Orden des Hl. Franziskus in Wien bereiten gerade einen leerstehenden Gebäudeteil mit rund 30 Zimmern für die Aufnahme von Flüchtlingen vor. Unterkünfte bei Frauenorden gibt es auch bei den Schwestern vom Guten Hirten, die in Innsbruck eine Mutter mit Tochter aufnahmen und am Standort Baumgartenberg (OÖ) Platz für 30 Geflüchtete schufen.

Bei den Schwestern von der Heiligsten Eucharistie in Salzburg fand eine Mutter mit Tochter im Gästezimmer Unterkunft. Bei den Mary-Ward-Schwestern in St. Pölten-Lilienhof wurden Flüchtlinge im Caritas-Tagungshaus aufgenommen, eine Mutter mit zwei Kindern bei den Ordensfrauen der Töchter der Göttlichen Liebe.

Leerstehender Kindergarten genutzt

Die Kreuzschwestern Wels stellen insgesamt fünf Zimmer im Gästebereich zur Verfügung, die Franziskanerinnen von Vöcklabruck je eine Wohnung im Mutterhaus und im „Quartier 16“. In einem leerstehenden Kindergarten in Hellmonsödt (OÖ) versorgten die Franziskanerinnen von der christlichen Liebe kürzlich 88 Geflüchtete, bis diese geeignete Wohnmöglichkeiten fanden. In Tirol haben die Tertiarschwestern des heiligen Franziskus zwei Zimmer bereitgestellt.

Die Barmherzigen Schwestern Zams stellen in ihrem Mutterhaus insgesamt 35 Betten sowie eine Wohnung im Raum Innsbruck zur Verfügung. Die Barmherzigen Schwestern in Wien-Gumpendorf bieten im Kloster Laab am Walde ein Stockwerk für 25 Flüchtlinge an und bereiten gerade den Einzug vor. Die Barmherzigen Schwestern Graz stellen einen Bereich des Pflegeheimes Herz-Jesu-Heim für 30 Flüchtlinge zur Verfügung, während das Schwesternhaus Maria Rast in der Dult, Gemeinde Gratkorn (Stmk.), sein Erdgeschoss sowie auch Kurzzeitunterkünfte im Exerzitien-Haus anbietet.

Salesianer: Fokus auf Kinder

Die Salesianer Don Boscos richten aktuell eine Wohngemeinschaft im Don Bosco Sozialwerk (Wien) für zehn Kinder von drei bis 14 Jahren ein und planen zudem zwei bis drei Wohngemeinschaften für unmündige Kinderflüchtlinge sowie ein Mutter-Kind-Haus. Zusätzlich haben Mitarbeiter des Don-Bosco-Gymnasiums Unterwaltersdorf drei Familien aufgenommen, wie auch die Pfarre St. Josef in Klagenfurt eine Wohnung zur Verfügung stellt. Die Don Bosco Schwestern bereiten derzeit die Aufnahme von zwei Flüchtlingsfamilien an ihren Standorten Vöcklabruck und Stams vor.

In einigen Jesuiten-Häusern, darunter die Jesuitenkollegs Innsbruck und Wien, wurden Zimmer für die vorübergehende Unterbringung von Menschen aus der Ukraine zur Verfügung gestellt. Auch im alten Pfarrhof in Wien-Lainz stellen die Jesuiten zwei Zimmer für Menschen aus der Ukraine bereit. Die Herz-Jesu-Missionare in Salzburg haben aktuell 15 Kriegsflüchtlinge in ihrem Missionshaus („Bondeko“) aufgenommen, die Missionare vom Kostenbaren Blut in Salzburg drei weitere Ukrainer. Auch im Europakloster Gut Aich im Salzkammergut sind die ersten Flüchtlinge bereits eingezogen. Im Kloster Salzburg der Kapuzinerprovinz Österreich-Südtirol haben 16 Flüchtlinge eine Unterkunft gefunden.

Unterkünfte organisiert

Wohnungen für Flüchtlinge werden derzeit auch bei den Redemptoristen Wien-Hernals organisiert; in den Klöstern Wien-Maria am Gestade und Maria Puchheim (OÖ) konnten bereits Familien aufgenommen werden. Die Kongregation der Legionäre Christi (Wien) organisierte bei befreundeten Familien Unterkünfte für Flüchtlinge. Der Konvent der Barmherzigen Brüder Wien stellt drei Wohnungen zur Verfügung. In der Lebenswelt Schenkenfelden (OÖ) nahmen die Barmherzigen Brüder 15 gehörlose ukrainische Flüchtlinge auf.

Der Deutsche Orden plant die Aufnahme von zwölf Geflüchteten im Schloss Gumpoldskirchen sowie an die 100 Flüchtlinge in seiner Südtiroler Niederlassung. Wohnmöglichkeiten für 107 ukrainische Kinder – zum Teil mit Behinderung – und ihre Begleitpersonen seien weiters auch von den Familiaren des Deutschen Ordens in Ost-Österreich organisiert worden, neben einzelnen Wohnungen in Wien, Steiermark und Tirol.