Islam

Gutes tun im Fastenmonat: Ramadan beginnt

Für Musliminnen und Muslime weltweit beginnt Samstagabend der Fastenmonat Ramadan. Er ist die vierte der „fünf Säulen“ des Islam und gilt als religiöse Pflicht. Etwa vier Wochen lang wird tagsüber weder gegessen noch getrunken. Viele nutzen den Monat für soziales Engagement.

So schwierig das Fasten für manche ist, empfinden dennoch viele Muslime den Ramadan als festliche Zeit, weswegen auch vom „Gnadenmonat“ oder gesegneten Monat die Rede ist. Der Ramadan dauert heuer von 2. April bis 2. Mai. Nach muslimischer Überlieferung soll am 27. Ramadan im Jahr 610 die Offenbarung des Korans durch den Engel Gabriel an den Propheten Mohammed begonnen haben – die Nacht wird als als Lailat al-qadr („Nacht der Bestimmung“) gefeiert.

Es geht im Ramadan nicht nur um den Verzicht auf Essen und Trinken, sondern auch darum, seine Lebensweise zu überdenken, um innere Einkehr und um religiöse Erneuerung. Gläubige gehen häufiger als sonst in die Moschee und Streit ist im Ramadan verpönt, man sucht die Versöhnung und sollte Frieden stiften. Prophet Mohammed soll gesagt haben: „Der Beste unter den Menschen ist derjenige, der am meisten Gutes für die Menschen tut.“

Gute Taten „sammeln“

Das nehmen sich Jugendliche in Österreich zu Herzen und versuchen während des Ramadans so viele gute Taten zu „sammeln“, wie möglich, wie es auf der Website der Muslimischen Jugend Österreich (MJÖ) heißt. Bereits zum zwölften Mal organisiert die Jugendorganisation heuer die Aktion „Fasten – Teilen – Helfen“, bei der sich junge Menschen im Ramadan sozial engagieren.

Ausschank an Ukraine-Flüchtlinge auf einem Bahnhof
APA/AFP/Odd Andersen
Ein Schwerpunkt der Aktion „Fasten – Teilen – Helfen“ liegt heuer auf der Hilfe für Geflüchtete aus der Ukraine

Dieses Jahr steht die Betreuung von Geflüchteten aus der Ukraine im Vordergrund. Zusammengearbeitet wird auch mit Hilfsorganisationen wie Caritas und Volkshilfe. Aber auch Betreuung in Alters-und Pflegeheimen, Reparaturen, die Pflege von Grünflächen oder das Kochen für obdachlose Menschen wird übernommen.

„Das Mindset ändert sich“

Es sei ein Monat, in dem man spirituell auftanke für das ganze Jahr, sagte Adis Serifovic, Bundesvorsitzender der Muslimischen Jugend Österreich im Gespräch mit der Ö1-Sendung „Religion aktuell“. Im Ramadan könne man erleben, wie es ist, mit wenig Ressourcen auskommen zu müssen. Man stecke das eigene Ego und die eigenen Bedürfnisse zurück und versuche, der Gesellschaft nützlich zu sein.

Sendungshinweis

„Religion aktuell“ 1.4.2022, 18.55 Uhr, Ö1.

Durch das Erleben von Verzicht könne man sich in die Lage von Menschen versetzen, die in Notsituationen sind, so Serifovic. „Das Mindset ändert sich, wenn wir unsere Privilegien beachten, wie gut es uns eigentlich geht“.

IGGÖ: „Zeit für Barmherzigkeit“

Auch die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) beteiligt sich laut einer Aussendung vom Freitag an der Unterstützung von Menschen in Notsituationen. Der diesjährige Ramadan stehe für die IGGÖ unter dem Motto „Zeit für Barmherzigkeit“. „Der Ramadan ist die Zeit der Barmherzigkeit Gottes, aber auch die Zeit, in der die Menschen sich barmherzig und wohltätig zeigen sollten“, schrieb IGGÖ-Präsident Ümit Vural.

Jedes Jahr ein paar Tage früher

Alle erwachsenen Muslime und Musliminnen, die physisch und psychisch dazu fähig sind, sind zum Fasten verpflichtet. Kinder, kranke Menschen, Schwangere und stillende Frauen sind vom Fasten ausgenommen. Auf Reisen und während der Menstruation braucht man auch nicht fasten, soll die versäumten Tage aber nachholen.

Der Beginn des Ramadans wird vom Neumond bestimmt: Sobald die Mondsichel sichtbar wird, beginnt der Fastenmonat. Weil das Mondjahr um elf Tage kürzer ist als das Sonnenjahr, rückt der Ramadan jedes Jahr ein paar Tage vor. Innerhalb von 36 Jahren schiebt sich der Ramadan einmal durch das Sonnenjahr. Die Belastungen für den Körper sind unterschiedlich schwer, je nachdem ob der Ramadan in den Sommer mit langen Tagen und teils großer Hitze oder den Winter mit seinen kurzen, kalten Tagen fällt.

Drei Schüsseln mit Datteln, Fladenbrot und Aufstrich auf einem Tisch
APA/AFP/Robin Utrecht
Häufig wird mit Datteln das tägliche Fasten gebrochen

Essen nach Sonnenuntergang

Abends wird das Fasten gebrochen („Iftar“). „Und esst und trinkt, bis ihr in der Morgendämmerung einen weißen Faden von einem schwarzen Faden unterscheiden könnt“ (Koran, Sure 2,187). Für das Fastenbrechen gibt es regional unterschiedliche typische Speisen.

Häufig wird das tägliche Fasten mit Datteln gebrochen, vielerorts sind aber auch Suppen üblich: In Marokko wird das Fasten traditionell mit der „Harira“ gebrochen, einer Gemüsesuppe mit Hülsenfrüchten. In der Türkei isst man zu „Iftar“ oft Kuttelsuppe, im Iran Joghurtsuppe. Das Abendessen wird oft im Kreis von Familie und Freunden eingenommen.