Es gehe darum, sich frei für eine religiöse Überzeugung entscheiden und seinen Glauben frei leben zu können, so Jurasch am Dienstag bei einem Austausch auf Einladung des Päpstlichen Instituts für Orientalistik.
Die orthodoxe Kirche in der Ukraine sei einen langen und schweren Weg zur Unabhängigkeit gegangen, so der Diplomat. Rund 70 Prozent der 45 Millionen Ukrainer bekennen sich zum orthodoxen Christentum. Sie gehören im Wesentlichen zwei verschiedenen Kirchen an: der ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats und der autokephalen (eigenständigen) Orthodoxen Kirche der Ukraine. Letztere besteht erst seit rund drei Jahren.
Kirchen aller Glaubensgemeinschaften zerstört
Etwa jeder/jede zehnte Einwohner oder Einwohnerin der Ukraine gehört der griechisch-katholischen Kirche an. Diese ist nach Aussage Juraschs ebenfalls ein essenzieller Bestandteil seiner Heimat. Sie sei derzeit sehr aktiv bei der Betreuung der Menschen, auch der Soldaten, die in der Ukraine kämpften. Zudem erinnerte Jurasch daran, dass Kirchen aller Glaubensgemeinschaften in der Ukraine zerstört würden und Priester ums Leben kämen.
Großerzbischof: Gotteshäuser angegriffen
Der per Video zugeschaltete griechisch-katholische Kiewer Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk berichtete unter Tränen vom Krieg in seiner Heimat. Gezielt würden Gotteshäuser angegriffen, Orte, an denen Menschen Zuflucht suchten. Getötete Zivilisten würden einfach auf die Straße geworfen. In Mariupol nähmen russische Soldaten horrende Summen entgegen, um Menschen aus der Stadt zu lassen, ganz ohne humanitären Korridor. „Sie verderben uns“, so Schewtschuk.
Die Leiterin der Caritas Ukraine, Tetiana Stawnychy, berichtete, dass die Menschen auf der Flucht immer schwächer und verletzlicher seien. Die Flucht so vieler Menschen zu ermöglichen, sei nur durch den gemeinsamen Einsatz unzähliger Freiwilliger möglich. Viele Gemeinden hätten spontan Fluchthilfen geschaffen und Flüchtlinge aufgenommen. Das sei von unschätzbarem Wert.
„Geist der Gemeinsamkeit“
An dem Austausch nahmen auch der Präfekt der Vatikan-Behörde für die Ostkirchen, Kardinal Leonardo Sandri, sowie der Interimsleiter der Entwicklungsbehörde, Kardinal Michael Czerny, teil. Letzterer berichtete auf Basis seiner Reisen in die Ukraine von einer großen Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft.
„Ich war sehr beeindruckt“, so Cerny. Gerade auch darüber, wie zwischen den verschiedenen religiösen Gruppen gemeinsam und friedlich zusammengearbeitet werde. Es gebe den Geist der Gemeinsamkeit in der Ukraine.