Ukraine-Krieg

Papst rief zu Oster-Waffenruhe auf

Papst Franziskus hat beim Angelus-Gebet am Palmsonntag für eine Waffenruhe in der Ukraine während der Osterwoche plädiert. „Legen wir die Waffen nieder, beginnen wir eine österliche Waffenruhe. Aber nicht, um die Waffen neu zu laden und die Kämpfe wieder aufzunehmen, nein, sondern, um eine Waffenruhe zu erreichen“, sagte der Papst.

Die Kampfpause müsse genutzt werden, „um durch echte Verhandlungen zum Frieden zu gelangen“. „Was für ein Sieg ist das, wenn man eine Flagge auf einem Trümmerhaufen aufstellt?“, fragte das Kirchenoberhaupt. Franziskus verurteilte erneut den Krieg mit seinen „abscheulichen Massakern und furchtbaren Grausamkeiten gegen wehrlose Zivilisten“.

Der Papst rief die Gläubigen auf, in Gott zu vertrauen. „Nichts ist für Gott unmöglich, auch nicht die Beendigung eines Krieges, dessen Ende nicht absehbar ist, eines Krieges, der uns jeden Tag vor Augen führt, welche abscheulichen Massaker und schrecklichen Grausamkeiten an wehrlosen Zivilisten begangen werden.“ Franziskus appelliert seit Kriegsbeginn für den Frieden. In dieser Woche wird er seinen für die Almosenverteilung zuständigen Kardinal Konrad Krajewski zum dritten Mal in die Ukraine schicken, um einen Krankenwagen mit Medikamenten und Geräten zu übergeben.

Papst Franziskus sprengt Weihwasser am Palmsonntag 2022
APA/AFP/Filippo Monteforte
Papst Franziskus rief am Palmsonntag zu einer Waffenruhe in der Ukraine auf

Aufruf zu Vergebung

Bei der Messe rief Franziskus zu Vergebung und „Feindesliebe“ gerade auch in Kriegszeiten auf. Jesus werde „angesichts unserer gewalttätigen und verletzten Welt nicht müde, zu wiederholen: ‚Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun‘“. Es gehe darum, den Teufelskreis des Bösen und des Bedauerns zu durchbrechen, „auf die Nägel des Lebens mit Liebe zu antworten, auf die Schläge des Hasses mit der Zärtlichkeit der Vergebung“, so der Appell des Papstes. Die Vergebung Jesus gelte für alle und für jede Sünde. Keiner sei davon ausgeschlossen, „es ist nie zu spät“.

Päpstliche Akademie fordert Friedenslösung

Die Päpstliche Akademie der Wissenschaften warnte angesichts des Ukrainekriegs vor einer Eskalation und forderte die Verantwortlichen zu einer friedlichen Lösung auf. Die Drohung mit Atomwaffen „durch die Aggressoren“ – Russland wird nicht namentlich genannt – stelle ein großes Risiko dar, hieß es in einer am Freitag vom Rat der Akademie im Vatikan veröffentlichten Erklärung.

Das Gremium verbindet seinen Appell an die Kriegsparteien mit der Forderung nach einer weltweiten Ächtung des Krieges für nationale Interessen. In der Vergangenheit sei das Misstrauen zwischen den großen Nationen gefährlich gewachsen, insbesondere zwischen den Großmächten USA, Russland, China und der EU. Neben der Bedrohung durch atomare Waffen bestünden große Gefahren durch chemische und biologische Kampfmittel. Angesichts dieses immensen Zerstörungspotenzials bleibe die Weisheit der Menschen dramatisch begrenzt.

Aufruf an Nationen

Regierungen, Wissenschaftler und religiöse Führer seien deshalb besonders gefordert, Kriege zu verhindern und eine gerechte Weltordnung als Voraussetzung für den Frieden zu fördern. Wörtlich heißt es unter anderem in dem Appell:

"Wir rufen alle Nationen auf:

  • an dem Prinzip festzuhalten, dass Gewalt oder die Drohung mit Gewalt nicht gegen die territoriale Integrität oder politische Unabhängigkeit eines anderen Staates eingesetzt wird. (…)
  • eine Weiterverbreitung von Nuklearwaffen an zusätzliche Länder zu verhindern, weil dies das Risiko eines nuklearen Krieges vergrößert und zu nuklearem Terrorismus führen kann.
  • niemals als erste nukleare Waffen einzusetzen und die Bemühungen um belastbare Abkommen gegen das Wettrüsten und zur Reduzierung der Zahl von Atomwaffen und Liefersysteme zu erneuern und zu verstärken."

Erster großer Gottesdienst seit Pandemiebeginn

Am Ende der Palmsonntags-Messe bestieg Papst Franziskus, der wegen des starken Windes einen Mantel trug, das Papamobil, um die verschiedenen Sektoren des Petersplatzes zu umrunden und die zehntausenden Pilger aus der Nähe zu begrüßen. Seit Ausbruch der Pandemie war der Papst nicht mehr an Bord des Papamobils auf dem Petersplatz gewesen.

Das Kirchenoberhaupt zelebrierte am Sonntagvormittag die liturgische Feier zum Palmsonntag als Auftakt der Karwoche. Dabei handelte es sich um den ersten großen Gottesdienst vor zahlreichen Gläubigen auf dem Petersplatz in Rom nach mehr als zwei Jahren Coronavirus-Pandemie.

Papst Franziskus in der Menschenmenge am Palmsonntag 2022 am Petersplatz
APA/AFP/Filippo Monteforte
Heuer konnten erstmals seit zwei Jahren wieder viele Gläubige an der Palmsonntagszeremonie teilnehmen

Bereits am Mittwoch hatte der Papst die „immer entsetzlicheren Grausamkeiten“ in der Ukraine gegeißelt. Dabei hatte er sich auf das „Massaker von Butscha“ bezogen, bevor er eine ukrainische Flagge aus dieser „gemarterten Stadt“ küsste.

Auftakt zur Karwoche

Rund 1,7 Milliarden katholische und evangelische Christen in aller Welt beginnen am Palmsonntag die „Heilige Woche“, den Höhepunkt des Kirchenjahres. Am Sonntag vor Ostern werden traditionell Palmzweige in der kirchlichen Prozession mitgetragen, mit Weihwasser gesegnet und in den Häusern anschließend hinter Kruzifixe gesteckt. Die Palmsonntagsliturgie erinnert an den Einzug Jesu’ in Jerusalem und bildet den Auftakt der Liturgie für die Karwoche.

Wegen der Coronavirus-Pandemie hatten die großen Feiern auf dem Petersplatz 2020 und 2021 ausfallen müssen, sie waren weitgehend in die Petersbasilika verlegt worden. Im vorigen Jahr hatte der Papst den traditionellen Kreuzweg am Karfreitag auf dem menschenleeren Platz gebetet. Dieses Jahr soll der Palmsonntag wieder eine den Umständen entsprechend normale „Heilige Woche“ einläuten: Der Karfreitag-Kreuzweg ist wie üblich am Kolosseum vorgesehen. Am Ostersonntag folgt dann auf dem Petersplatz die Heilige Messe, anschließend der Segen „Urbi et Orbi“.