Karfreitag

Grazer Bischof: Massaker wie „moderner Kreuzweg“

Der Karfreitag und der Kreuzestod Jesu erhält in Zeiten des Ukraine-Kriegs und anderer Krisen noch einmal eine besondere Aktualität. Darauf haben der Grazer Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl und der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn aufmerksam gemacht.

„Der Krieg in der Ukraine, die Folgen der Klimakrise, die Corona-Pandemie – der Schmerz gehört nicht der Vergangenheit an. Wenn ich an das entsetzliche Massaker von Butscha denke, dann ist das ein moderner Kreuzweg“, sagte etwa Bischof Krautwaschl im Gespräch mit der „Kronen Zeitung“ (Freitag-Ausgabe).

Christi Leidensweg vor 2.000 Jahren sei „zeitlos, weil viele Menschen ihren Kreuzweg zu gehen haben“, sagte der steirische Bischof. Die Passion Jesu erinnere auch immer an die Gegenwart. Leid sei Teil des Lebens aller Menschen: „Auch wenn wir es gerne ausblenden wollen: Es ist kein Betriebsunfall, sondern die Wirklichkeit, die man ernst nehmen soll und darf“, so Krautwaschl.

„Glaube auch in dunkelster Stunde“

Gleichzeitig betonte der Bischof die mit dem Kreuz verbundene christliche Hoffnungsbotschaft. „Der Glaube sagt uns: Gott ist mit uns, auch in der dunkelsten Stunde.“ Das Gehen des Kreuzwegs sei ein „Ergehen des Glaubens“, ein meditativer Akt. Am Ende überstrahle der Heiland alles. „Das gibt uns Hoffnung“, so Krautwaschl.

Auch Kardinal Schönborn hob in seiner Freitagskolumne in der Zeitung „Heute“ die Bedeutung des Kreuzwegs in der heutigen Zeit hervor: „Wer an den Kreuzweg Jesu denkt, kann nicht die vielen Leidenswege vergessen, die Menschen heute gehen müssen“, schrieb der Wiener Erzbischof.

Gedanken an Massaker und Leid

„Mir kommen ständig die Massaker von Butscha und das Leid der Menschen in Mariupol in den Sinn. Das Martyrium dieser Stadt ist zum Symbol für die Grausamkeit des Kriegs in der Ukraine geworden. Wann wird dieser lange Kreuzweg ein Ende haben?“

„Überall auf Erden erinnern sich heute Menschen an den Leidensweg und das Sterben Jesu“, so Schönborn weiter. An vielen Orten werde der Kreuzweg gebetet. Am Ostersonntag könne man dann, aus der christlichen Zuversicht heraus, einander frohe Ostern wünschen: „Christus ist auferstanden und lebt. Wünschen wir den Menschen in der Ukraine den ersehnten Osterfrieden“, so der Wiener Kardinal.

„Trauer und Trost eng verbunden“

Die Karfreitagsliturgie sei für ihn einer der „innigsten“ Gottesdienste, schilderte Schönborn auch in seinen „Gedanken zum Karfreitag“ in der „Kronen Zeitung“. "Trauer und Trost sind darin so eng verbunden.

Das Leid der Welt wird nicht ausgeblendet", so der Kardinal: „Aber es hat nicht das letzte Wort. In die Trauer des Karfreitags leuchtet schon das Licht des Ostermorgens, die Gewissheit der Auferstehung. Darum verehren wir das Kreuz.“