Weltkirchenrat

Appell zu Ukraine-Waffenstillstand während Osterfestes

Der weltweite Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) ruft das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche dazu auf, sich im Ukraine-Krieg für eine Feuerpause zum bevorstehenden orthodoxen Osterfest einzusetzen.

Kyrill solle sich öffentlich dafür stark machen, dass die Waffen wenigstens während der Auferstehungsgottesdienste schweigen, heißt es in einem am Dienstagabend in Genf veröffentlichten Brief des geschäftsführenden ÖRK-Generalsekretärs Ioan Sauca an Kyrill.

„Mir ist bewusst, dass es nicht in Ihrer Macht und Autorität liegt, den Krieg zu beenden oder diejenigen zu beeinflussen, die über solche Entscheidungsbefugnisse verfügen“, schreibt Sauca. „Aber die Gläubigen warten auf ein tröstendes Wort Eurer Heiligkeit. Sie denken, wenn Sie als geistiger Vater von so vielen Millionen orthodoxen Christen in Russland und der Ukraine eine öffentliche Erklärung und Bitte abgeben, könnte das eine Wirkung haben.“

Nachrichten über Kirchen als Ziele

Orthodoxe und griechisch-katholische Christinnen und Christen in der Ukraine, in Russland und in anderen Teilen der Welt bereiteten sich auf das wichtigste Fest im Kirchenjahr vor, so Sauca weiter. Zugleich machten Nachrichten die Runde, wonach geplant sei, Kirchen während der Osternachtsfeiern anzugreifen „und noch mehr Terror, Angst, gegenseitige Anschuldigungen und Dämonisierung zu verbreiten“.

Eine Frau trägt einen Korb an der Mykhaylo-Kathedrale in Kiew, Ukraine vorbei, 1. Mai 2021.
APA/AFP/Sergei Supinsky
Mykhaylo-Kathedrale in Kiew, Ukraine, 1. Mai 2021.

Da die orthodoxe Kirche der Kalenderreform unter Papst Gregor XIII. im Jahr 1582 nicht folgte, feiern Ost und West zumeist an unterschiedlichen Terminen. In diesem Jahr fällt das orthodoxe Osterfest auf den 24. April.

Kirchenglocken statt Raketen

Kyrill könne mit einem Aufruf zu einem Waffenstillstand dazu beitragen, „die Bomben und Raketen für einen Moment zum Schweigen zu bringen und stattdessen den triumphalen Klang der Kirchenglocken und den freudigen Gesang der Gläubigen zu hören“, mahnt Sauca. Darüber hinaus könne ein solcher Schritt beweisen, dass ein dauerhafter Frieden möglich sei.

Patriarch gibt Westen die Schuld

Der geschäftsführende ÖRK-Generalsekretär hatte sich bereits Anfang März schriftlich an Kyrill gewandt. Damals bat er den russisch-orthodoxen Patriarchen darum, sich für ein Ende des Krieges einzusetzen. In seiner Antwort erneuerte Kyrill seine Sicht auf die Dinge.

Er sei fest davon überzeugt, dass die Urheber des Konflikts „nicht die Völker Russlands und der Ukraine sind, die aus einem Kiewer Taufbecken stammen, durch gemeinsamen Glauben, gemeinsame Heilige und Gebete vereint sind und ein gemeinsames historisches Schicksal teilen“. Schuld sei vielmehr der Westen.