Der deutsche Benediktinerpater und Buchautor Anselm Grün
Vier Türme Verlag
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Literatur

Buch: Anselm Grün glaubt an Zukunft der Kirche

Als Reaktion auf die verheerende Wirkung, die ein im Jänner vorgestelltes Gutachten über sexuellen Missbrauch im Erzbistum München und Freising entfaltet hat, hat der deutsche Benediktinermönch Anselm Grün ein neues Buch geschrieben.

In „Warum ich in der Kirche bleibe“ wagt der Mönch und erfolgreiche Buchautor Zuversicht. Auch in ihrer tiefen Krise glaubt Grün an eine Zukunft der katholischen Kirche. „Ich glaube schon, dass man den Abwärtstrend verlangsamen kann, wenn die Kirche einfach wieder ein besseres Image kriegt“, sagte der Pater aus der Abtei Münsterschwarzach im Interview der Deutschen Presse-Agentur.

„Die Kirche muss sich auch anstrengen, und es muss sicher einen Abschied von der Triumphkirche geben. Aber in allem Dunkel leuchtet irgendwo ein Licht.“ „Ich sehe bei vielen Bischöfen ein Umdenken“, sagte der 77-Jährige der dpa.

„Abschied von der Triumphkirche“

„Die Rahmenbedingungen müssen stimmen: Frauenpriestertum, Abschied von dem Moralisieren. Aber wir dürfen nicht nur auf die äußeren Veränderungen gehen. Wir müssen uns auch fragen: Was glauben wir eigentlich, und wie kann Glaube uns in dieser Zeit helfen? Wo ist die Frohe Botschaft? Da hat die Kirche eine große Chance.“

Im Gespräch mit Kathpress zur Bucherscheinung hob Grün die Bedeutung von Gemeinschaft hervor. „Natürlich ist Glaube auch etwas Persönliches. Man kann selbstverständlich allein glauben. Aber wir werden doch auch beeinflusst von der Gemeinschaft.“ Deswegen sei Kirche eine Stütze, den Glauben zu stärken und gemeinsam zu feiern. „Jesus hat nicht umsonst Jünger um sich geschart. Zusammen feiern sie das Passah-Mahl, gemeinsam sind sie in den Tempel gegangen.“

Das Problem mit der Macht

Der Pater kritisiert in seinem Buch zugleich den problematischen Umgang in der Kirche mit Macht. Sie sei „eine Versuchung und immer dann gefährlich, wenn sie die innere Leere und den inneren Mangel an Selbstwert ausgleichen soll“, so Grün im Interview. Beim Priesterberuf bestehe die Gefahr, dass Männer angezogen würden, die wenig Selbstvertrauen hätten und dies durch die Rolle des Priesters auszugleichen versuchten.

Buchhinweis

Anselm Grün: Warum ich in der Kirche bleibe. Vier Türme Verlag, 52 Seiten, 12,40 Euro.

Diese Punkte müssten bei der Ausbildung besonders beachtet werden, mahnte Grün. Außerdem sprach er sich für eine Freistellung des Zölibats und für die Weihe von Frauen zu Priesterinnen aus. „Wichtig wäre auch mehr Fantasie, wenn es um andere Formen von Kirche geht, etwa in Familienkreisen, kleinen Gruppen oder Hauskreisen. Das muss unterstützt werden.“ Es gelte, auf die Bedürfnisse der Menschen einzugehen „und nicht so wie in der letzten Zeit, wo wir große pastorale Modelle entwickelt haben, aber das alles an den Bedürfnissen der Menschen vorbei“.