Kyrill habe von Anfang an Russlands Krieg gegen die Ukraine unterstützt und somit „diejenigen, die ihm als ihrem Hirten vertrauten, in den Tod geführt“, schrieb Epiphanij in einem Brief zum orthodoxen Osterfest an die Vorsteher der rund ein Dutzend eigenständigen (autokephalen) Kirchen.
Die „gesamte Orthodoxie“ solle nicht nur „die Verbrechen gegen das friedliche ukrainische Volk“ verurteilen, sondern auch die „Worte und Taten des Moskauer Patriarchen Kyrill“, so der Kiewer Metropolit in dem am Dienstag in Kiew veröffentlichten Schreiben. „Niemand mit Blut an seinen Händen kann den Kelch oder den Hirtenstab halten“, schreibt Epiphanij. Er sei allen dankbar, die „ihre brüderliche Liebe“ durch Gebete für Frieden in der Ukraine, durch humanitäre Hilfe, durch die Betreuung von Geflüchteten oder die Ächtung des russischen Krieges gezeigt hätten und zeigten.
Kyrill rechtfertigt Militäreinsatz
Kyrill sorgt mit seiner Befürwortung des Kriegskurses von Russlands Präsidenten Wladimir Putin besonders in der Ukraine seit Wochen für Entsetzen. Den Militäreinsatz rechtfertigte er als „metaphysischen Kampf“ des Guten gegen das Böse aus dem Westen. Epiphanij gehört seit langem zu den schärfsten Kritikern Kyrills. Bis Februar gedachte er allerdings noch in der Liturgie des russisch-orthodoxen Patriarchen, wie es sich für Oberhäupter von orthodoxen Landeskirchen gehört. Erst nach Beginn des russischen Einmarsches in der Ukraine am 24. Februar hörte er damit auf.
Die von Epiphanij geführte „Orthodoxe Kirche der Ukraine“ (OKU) entstand 2018 aus dem 1992 gegründeten Kiewer Patriarchat und der 1921 ins Leben gerufenen Ukrainischen Autokephalen Orthodoxen Kirche. Gegründet mit Unterstützung des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel steht sie im Gegensatz zur „Ukrainisch-orthodoxen Kirche“ (UOK) des Moskauer Patriarchats mit ihrem Metropoliten Onufrij (Berezowskij).
Die OKU wurde bislang nur vom Ökumenischen Patriarchat sowie den orthodoxen Kirchen von Alexandria und Afrika, Griechenland und Zypern offiziell anerkannt. Die Mehrheit der orthodoxen Landeskirchen lehnt die eucharistische Gemeinschaft mit ihr weiter ab.