Das schrieb Sprecher Wladimir Legoida am Mittwoch in seinem Telegram-Kanal. Er wolle die Autoren der Sanktionsinitiative daran erinnern, dass Kyrill I. aus einer Familie stamme, deren Mitglieder jahrzehntelang wegen ihres Glaubens und ihrer moralischen Haltung während „der militanten kommunistischen Gottlosigkeit“ unterdrückt worden seien, aber „keiner von ihnen hatte Angst vor Gefängnis oder gar Racheakten“.
Die EU-Kommission schlägt in ihrem sechsten Sanktionspaket wegen des Krieges gegen die Ukraine laut Medienberichten neben zahlreichen anderen Maßnahmen ein Einreiseverbot für Kyrill I. und das Einfrieren seines Vermögens vor. Eine offizielle Bestätigung liegt nicht vor.
Abstimmung über Sanktionspaket
Das Paket wurde am Mittwoch in den EU-Mitgliedsländern geprüft und muss anschließend abgestimmt werden. Die litauische Regierung hatte sich für Sanktionen gegen den russisch-orthodoxen Patriarchen stark gemacht, weil er den Krieg gegen die Ukraine unterstütze. Außenminister Gabrielius Landsbergis sagte Ende April, das Kirchenoberhaupt sei eher damit beschäftigt, „Seelen zu töten, als sie zu retten“.

Kyrills Sprecher betonte, der Patriarch bete für Frieden. „Je wahlloser die Sanktionen werden, je mehr sie den Bezug zum gesunden Menschenverstand verlieren, desto weiter entfernt sich der Frieden“, so Legoida.
„Nur Grenzen verteidigt“
Mit Äußerungen zu Russlands Angriffskrieg auf Linie des Kreml-Chefs Wladimir Putin sorgt Kyrill I. besonders in der Ukraine seit Wochen für Entsetzen. Den Militäreinsatz rechtfertigte er als „metaphysischen Kampf“ des Guten gegen das Böse aus dem Westen. Der Patriarch propagiert seit Jahren eine „russische Welt“, zu der auch die Ukraine gehöre.
Am Dienstag sagte er bei einem Gottesdienst in einer Kathedrale im Moskauer Kreml, Russland habe nie jemanden angegriffen, „es hat nur seine Grenzen verteidigt“.
Großvater: „Fürchte dich vor keinem“
Kyrills Großvater, Wassilij Gundjajew (1879-1969), kämpfte als Priester in den 1920er bis 1940er Jahren gegen die Schließung von Kirchen. Der Patriarch sagte einmal, selbst mehr als 20 Jahre Haft hätten seinen Großvater nicht gebrochen, sondern im Gegenteil bestärkt, seinem Enkel zu raten: „Fürchte dich vor keinem – außer vor Gott.“