Pope Francis holds weekly general audience, at the Vatican
Reuters/ Yara Nardi
Reuters/ Yara Nardi
Ukraine

Papst: Sinnloser Krieg fordert Gewissen heraus

Papst Franziskus hat am Freitag erneut den Ukraine-Konflikt verurteilt. „Dieser Krieg, der so grausam und sinnlos ist, wie jeder andere Krieg, hat jedoch eine größere Dimension, bedroht die ganze Welt und fordert das Gewissen eines jeden Christen heraus“, so Franziskus bei einem Treffen mit dem päpstliche Rat für die Einheit der Christen.

"Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs hat es nie an regionalen Kriegen gefehlt, so dass ich schon oft von einem Dritten Weltkrieg gesprochen habe, der in Bruchstücken über die ganze Welt verstreut ist.

Wir müssen uns fragen: Was haben die Kirchen getan und was können sie tun, um zur Entwicklung einer Weltgemeinschaft beizutragen, die fähig ist, Brüderlichkeit zu verwirklichen, ausgehend von Völkern und Nationen, die in sozialer Freundschaft leben? Das ist eine Frage, über die wir gemeinsam nachdenken müssen", betonte Franziskus.

„Spaltungen überwinden“

„Heute, angesichts der Barbarei des Krieges, muss die Sehnsucht nach Einheit der Christen neu genährt werden“, betonte der Papst. Die Spaltungen unter den Christen müssten überwunden werden, begünstigen sie doch nach wie vor politische und militärische Konflikte.

„Diese zu ignorieren, sei es aus Gewohnheit oder aus Resignation, bedeutet, die Verschmutzung der Herzen zu dulden, die einen fruchtbaren Boden für Konflikte bildet“, betonte der Papst. Die bisherige ökumenische Bewegung, so Franziskus weiter, sei von der Einsicht getrieben gewesen, dass konfessionelle Spaltungen zum politischen und militärischen Unfrieden vielfach beigetragen haben.

„Christen teilen Zerbrechlichkeit“

Im Übrigen habe die Pandemie gezeigt, dass alle Christen die gleiche Zerbrechlichkeit teilten und nur auf Gottes Hilfe vertrauen könnten. Diese gemeinsame Schwäche habe Christen einander näher gebracht. Im weiteren ökumenischen Dialog dürfe diese Erfahrung nicht verloren gehen. „Es ist einem Christen heute nicht mehr möglich, nicht mehr praktikabel, in seiner Konfession allein zu bleiben. Entweder bewegen wir zusammen vorwärts oder wir bewegen uns gar nicht“, mahnte der Papst.

„Heiliges Jahr“ 2025 mit ökumenischer Dimension

An den Beratungen des Päpstlichen Ökumenerates, der seit Dienstag im Vatikan tagte, hatten erstmals Vertreter anderer Konfessionen, wenn auch online, teilgenommen. Dabei trugen sie ihre Überlegungen zu einem gemeinsamen Ostertermin von Ost- und Westkirchen sowie zum bevorstehenden 1.700-Jahr-Jubiläum des Konzils von Nicäa (325 n.Chr.). Das Konzil nahe des heutigen Istanbul formulierte das wichtigste christliche Glaubensbekenntnis und klärte grundsätzliche Fragen zum Verhältnis zwischen Jesus von Nazareth und Gott.

Da 2025 in der katholischen Kirche ein Heiliges Jahr geplant sei, müsse dies eine „bedeutsame ökumenische Dimension“ haben. Zugleich, so Franziskus weiter, erinnere der synodale, wenn auch nicht immer konfliktlose Umgang der frühen Kirche im vierten Jahrhundert, die katholische Kirche heute daran, dass sie selbst noch synodaler werden müsse.

Ökumenische Konsequenzen des Krieges

Wie die vatikanische Ökumenebehörde auf ihrer Website mitteilte, sprachen die Theologinnen und Theologen unter Leitung von Kardinal Kurt Koch bei ihren dreitägigen Beratungen zudem über ein Studiendokument des Rates mit dem Titel „Der Bischof von Rom: Primat und Synodalität im ökumenischen Dialog“.

Auch war per Videoschaltung der griechisch-katholische Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk von Kiew zugeschaltet. Schewtschuk ist selbst Mitglied des Ökumene-Rates und sprach über die ökumenischen Konsequenzen des Ukraine-Krieges. Die letzte Plenumssitzung des Ökumenerates fand im November 2021 online statt. Dabei war es um Ökumene in der Pandemie gegangen. Davor tagte die der Rat letztmals im September 2018 zum Thema „Pfingstler, Charismatiker und Evangelikale: Auswirkungen auf das Konzept der Einheit“.