Katholische Kirche

Bischof Elbs spricht sich für Frauenweihe aus

Der Feldkircher Bischof Benno Elbs hat sich für den Zugang von Frauen zu Weiheämtern ausgesprochen. Die Zulassung von Frauen zum Diakonat, die immer wieder diskutiert wird, wäre für ihn „ein erster Schritt“, wie der Vorarlberger im Interview mit dem ORF erklärte.

Dass Frauen zu Diakoninnen geweiht werden können, wäre „sinnvoll und angebracht", sagte der Bischof. Die Frage, ob man Frauen zu den unterschiedlichen Weiheämtern der römisch-katholischen Kirche zulassen soll, würden viele Bischöfe „mit Ja beantworten“.

Elbs: „Ich glaube, wenn wir die Welt heute anschauen, dann ist es wichtig, dass Frauen und Männer in allen Bereichen des menschlichen Lebens präsent sind und die verschiedenen Talente – theologisch würde ich sagen Charismen – einbringen. Und das gilt auch für das Weiheamt", sagte Elbs.

Vorarlberger Bischof Benno Elbs
ORF/Metafilm
Der Feldkircher Bischof Benno Elbs spricht sich für den Zugang von Frauen zu Weiheämtern aus

Gremien mit Frauen und Männern besetzen

Wenn sich Frauen und Männer einbringen können, sei das eine Bereicherung. Elbs äußert sich zu dem Thema in der ORF-Dokumentationssendung „kreuz & quer“ am Dienstagabend. Die TV-Doku mit dem Titel „Sündige Kirche“ beschäftigt sich damit, welche Strukturen innerhalb der römisch-katholischen Kirche Missbrauch begünstigen.

Bischof Elbs, der in der Bischofskonferenz für die Gesamtthematik „Opferschutz“ zuständig und Vorsitzender des Beirates Opferschutz ist, sprach sich auch in Hinblick auf Prävention für eine gute Mischung von Frauen und Männern in der Kirche aus. Deshalb seien alle diesbezüglichen Gremien mindestens „paritätisch“ besetzt.

Sendungshinweis

„Sündige Kirche“ – „kreuz & quer“, Dienstag, 07.06.2022, 22.35 Uhr, ORF2

Frauenfrage und Missbrauch

Die Debatte über die Rolle von Frauen in der Kirche ist nicht neu. Aufwind bekam sie besonders durch die Forschungen der feministischen Theologie nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962 – 1965). Im Zuge der Missbrauchsaufarbeitung in Deutschland wurden innerhalb der katholischen Gemeinden und Laienorganisationen wieder verstärkt Forderungen laut, Frauen zu allen Weiheämtern zuzulassen.

Beim Reformprozess der katholischen Kirche in Deutschland, dem „Synodalen Weg“, dem im Zuge der Missbrauchsdebatte von den katholischen Bischöfen ausgerufenen Diskussionsprozess, wird auch über die Frauenweihe gesprochen. Die heilige Messe feiern, die Eucharistie oder das Beichtsakrament spenden – all das ist in der römisch-katholischen Kirche nur Männern vorbehalten.

Machen, was „kirchenrechtlich“ möglich ist

„Gute synodale Seelsorge, wie es Papst Franziskus auch sagt, hat immer damit zu tun, dass Männer, Frauen, ältere Menschen, junge Menschen da sind. Das versuchen wir konsequent, da, wo wir das können, umzusetzen“, sagt Elbs. „Wir haben Gemeindeleiterinnen, Organisationsleiterinnen und Teams, die Seelsorgeräume miteinander leiten: Frauen, Männer – Priester als Moderatoren.“ In Österreich würde man in vielen Diözesen in vielen Bereichen „alles mehr oder weniger umsetzen, was auch kirchenrechtlich im Rahmen ist“, sagt Elbs.

Dass der Wunsch vieler Katholikinnen und Katholiken nach einem Zugang für Frauen zu Weiheämtern von der Amtskirche entsprochen wird, scheint aber derzeit wenig realistisch. Der Vatikan bekräftigte in der Vergangenheit immer wieder das Nein zur Frauenweihe. Im Vatikan beschäftigt sich indes innerhalb nur weniger Jahre die zweite Kommission mit dem Frauen-Diakonat.

„Klingt wie eine Ausrede“

Elbs: „Das klingt oft wie eine Ausrede, aber ich habe das bei der Familiensynode in Rom selber erlebt. Ob das der Umgang mit Homosexualität ist, ob das der Umgang mit Frauen ist: Die Welt beantwortet diese Fragen komplett unterschiedlich."

Ob in Osteuropa oder in afrikanischen Ländern – der Blick auf „verschiedenste sogenannte heiße Eisen“ sei unterschiedlich. Jede Entscheidung, die die Kirche als Ganzes betrifft, sei aber „sinnvollerweise“ einem großen Diskussionsprozess unterworfen, sagt Elbs. Und dieser Prozess brauche Zeit, „sehr viel Zeit und für ungeduldige Menschen wie mich manchmal auch zu viel Zeit.“