Blauer Himmel mit ein paar Wolken
APA/dpa/Swen Pfsrtner
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Feiertag

Christi Himmelfahrt: „Fest des Loslassens“

Das Hochfest „Christi Himmelfahrt“ wird 40 Tage nach Ostern, heuer am Donnerstag, 26. Mai, begangen. Dabei feiern Christinnen und Christen das Gedächtnis der Aufnahme Christi in den Himmel. „Man könnte Christi Himmelfahrt als das Fest des Loslassens bezeichnen“, so die Linzer Religionspädagogin Silvia Habringer-Hagleitner.

„Jesus wurde gekreuzigt, er ist auferstanden, und nun begreifen seine Jüngerinnen und Jünger, dass es einen Neuanfang braucht: Jesus wird vor den Augen seiner Freunde ‚emporgehoben‘, heißt es in der Bibel, dann ‚ihren Blicken entzogen‘“, so die Theologin gegenüber Kathpress. Dies sei der Moment, wo die Freunde Jesu aus ihrer Trauer herausfinden in jene Rolle, die Jesus ihnen überantwortete: Seine Zeugen zu sein. – In dem Sinn: „Ich habe euch alles gesagt und gezeigt, und jetzt seid ihr dran, jetzt kommt es auf euch an“, so die Theologin.

Das sei ein zentrales Momentum im Christentum, „denn Jesus macht deutlich, dass er kein Guru ist, dessen Lehre allein an ihm hängt und mit dessen Tod alles vorbei ist. Nein, die Anhänger Jesu sollen in die Welt bringen, was sie an ihm beeindruckt hat, was sie mit seinem körperlichen Verschwinden in der Welt vermissen – seine Zärtlichkeit, seine Nähe zu den Schwachen, seinen Mut gegenüber den Mächtigen, den Glauben an eine Grenzen sprengende Liebe.“ Und mit diesem Auftrag verabschiede sich der irdische Jesus endgültig von seinen Freundinnen und Freunden.

Fest seit dem 4. Jahrhundert

Kirchengeschichtlich lässt sich das Fest Christi Himmelfahrt bis ins 4. Jahrhundert zurückverfolgen. Bis dahin wurde es zusammen mit dem heute neun Tage später begangenen Pfingstfest gefeiert. Um 370 setzte sich der Brauch durch, entsprechend der Chronologie des Lukas, den 40. Tag nach Ostern als eigenständiges Fest zu begehen, wodurch zur 40-tägigen Fastenzeit vor Ostern eine gewisse Entsprechung hergestellt wurde.

Ein Relief von ca 400 n.Chr. das die Himmelfahrt Christi zeigt
Public Domain/Wikimedia/Andreas Praefcke
Ein Elfenbeinrelief von etwa 400 n. Chr. zählt zu den ältesten Darstellungen der Himmelfahrt. Die sogenannte „Reidersche Tafel“ befindet sich im Bayerischen Nationalmuseum in München.

Die Zahl der 40 Tage hat eine besondere Bedeutung. Sie kommt in der Bibel oft vor und bedeutet die Zwischenzeit vor einem Neubeginn. Auf Christi Himmelfahrt folgt schließlich eine neuntägige Vorbereitungszeit auf das Pfingstfest.

Himmelfahrt vom Ölberg aus

Nach biblischer Überlieferung soll Jesus von der höchsten Stelle des Ölbergs aus zum Himmel aufgefahren sein. Dort – östlich der Jerusalemer Altstadt – steht die kleine, schlichte Himmelfahrtskapelle, die seit der Kreuzfahrerzeit Eigentum der islamischen Stiftungsverwaltung („Wakf“) ist.

Seit osmanischer Zeit darf dort nur einmal im Jahr, am Fest Christi Himmelfahrt, eine katholische Messe gefeiert werden. Die Muslime haben die Derwisch-Moschee, in deren Innenhof die Kapelle steht, aus Respekt neben der Stelle der Auffahrt des „Propheten Jesus zu Allah, dem Allmächtigen“ errichtet und nicht darüber.

Spiritueller Himmel

Die Himmelfahrt des auferstandenen Jesus hat im Lukasevangelium und in der Apostelgeschichte ihr biblisches Fundament. Die Entrückung Jesu in den Himmel wird dabei anschaulich geschildert: Jesus wird vor den Augen der Jünger in den Himmel emporgehoben und von einer Wolke den Blicken entzogen.

Die Wolke am Himmel drückt in der Erzählung die Anwesenheit Gottes aus. Theologisch ist die Erzählung als Illustration der Erkenntnis zu verstehen, dass Jesus nach seiner Auferweckung ganz und unmittelbar bei Gott ist. Um zu verstehen, was mit Himmel gemeint ist, hilft die englische Sprache: „Sky“ bedeutet der äußere Himmel der Natur. „Heaven“ meint den inneren, spirituellen Himmel aller Wirklichkeit – auf diesen Himmel bezieht sich das Fest „Christi Himmelfahrt“. Der Himmel ist theologisch gesprochen Gott selbst.

„Endgültiger Eintritt in die göttliche Herrlichkeit“

Im Neuen Testament steht, dass Jesus nach seiner Auferstehung an Ostern noch mehrfach seinen Jüngern erschien, bevor er in den Himmel auffuhr. Die Himmelfahrt wird an drei Stellen erwähnt. Im Markus- und im Lukas-Evangelium gibt es dabei keine Zeitangaben. Laut katholischem Katechismus beschreibt die Himmelfahrt den „endgültigen Eintritt der menschlichen Natur Jesu in die göttliche Herrlichkeit“. Dies wird im biblischen Sprachgebrauch durch die Rede von der Wolke und vom Himmel ausgedrückt.

Brauchtum zu Christi Himmelfahrt

Ein besonderes Brauchtum gibt es zu Christi Himmelfahrt unter anderem in einigen Kärntner Pfarren. So wird dort das „Engele Auftanzen“ (auch „Engerle Aufziehen“ oder „Heiland Aufziehen“ genannt) zelebriert, bei dem es um eine Visualisierung der Himmelfahrt geht.

Dazu wird – wie etwa in der Pfarre Zedlitzdorf im Gottesdienst, nach dem Evangelium, eine hölzerne Christusstatue, begleitet von zwei Engeln mit brennenden Kerzen in den Händen, an einem dünnen Strick durch das „Heiliggeistloch“ auf den Kirchenspeicher gezogen. In anderen Pfarren schweben Engel-Figuren während des Gottesdienstes herab und heben eine Christusfigur in die Höhe.

Ansonsten wird das Fest traditionell an vielen Orten mit Gottesdiensten und Prozessionen im Freien gefeiert, wo auch der Wettersegen gespendet wird. Aber auch die Erstkommunion oder die Firmung wird in vielen Pfarren an diesem Tag gefeiert.

In vielen Ländern gesetzlicher Feiertag für alle

Christi Himmelfahrt ist in Österreich ein gesetzlicher Feiertag für alle und über das Konkordat zusätzlich völkerrechtlich abgesichert. Auch in allen deutschen Bundesländern, in der Schweiz, in Dänemark, Niederlande, Belgien, Luxemburg und Frankreich sowie in Ländern wie Norwegen, Schweden, Finnland, Island, Liechtenstein, Kolumbien, Haiti, Indonesien und Namibia ist das Hochfest ein gesetzlicher Feiertag.

Kein gesetzlicher Feiertag dagegen ist Christi Himmelfahrt in katholisch geprägten Ländern wie Italien, Polen, Ungarn und Spanien. Dort wird die kirchliche Feier in der Regel am darauffolgenden Sonntag nachgeholt.