Menschen lassen Tauben fliegen
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Feiertag

Pfingsten und die Taube ohne Galle

Mit dem Pfingstfest feiern die christlichen Kirchen ihren „Geburtstag“. Denn die Herabkunft des Heiligen Geistes auf die Jünger Jesu wird in der christlichen Tradition auch als Gründung der Kirche verstanden. Symbol für den Heiligen Geist ist die Taube – weil sie keine Gallenblase hat.

Die Galle galt in früherer Zeit als Symbol der Bitterkeit und Sitz des Zorns bzw. stand sie für „das Böse“. Die antike Naturwissenschaft ging bereits davon aus, dass Tauben keine Gallenblase haben und daher frei von Bitterkeit und allem Bösen seien. Und tatsächlich fehlt den allermeisten Taubenarten dieses Organ, heißt es vom Österreichischen Verband der Brieftaubenzüchter gegenüber religion.ORF.at. Schon in vorbiblischer Zeit wurden sie als Friedenssymbol gedeutet und als Opfertiere verwendet.

Tauben gelten in vielen Kulturen auch als Symbol für Liebe und Treue, was sich zum Beispiel in dem Fliegenlassen von Tauben bei Hochzeiten ausdrückt. Bei Begräbnissen steht die weiße Taube für die Freiheit, die eine Seele nach dem Tod und dem Verlassen des menschlichen Körpers erlangt.

Eine Taube fliegt bei einem Brunnen mit spritzendem Wasser vorbei
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Tauben gelten als frei von Bitterkeit und damit Bösem – weil sie keine Bitterstoffe produzierende Gallenblase haben

Im christlichen Kontext wurde die Taube zum Symbol für den Heiligen Geist. Die christlichen Wurzeln des Pfingstfestes liegen in der Apostelgeschichte, wo der Pfingstsonntag als der Tag beschrieben wird, an dem der Heilige Geist den Jüngern Jesu geschenkt wurde. Es wird erzählt, dass der Geist Gottes auf die nach dem Tod Jesu zum Wochenfest nach Jerusalem zurückgekehrten Jünger herabkam.

Alle verstanden einander

„Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie waren. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder.“ (Apg 2,2-3)

Plötzlich konnten sich alle untereinander verstehen und in verschiedenen Sprachen sprechen. Jesus beauftragte sie, das Evangelium zu verbreiten. Durch dieses Ereignis soll sich eine Einheit der Gläubigen entwickelt haben. Auch dazu passt das Symbol der Taube, denn Tauben sind bis auf Nord- und Südpol weltweit verbreitet – es gibt mehrere hundert Arten, so der Verband der Brieftaubenzüchter.

Gründung der Kirche

Das Pfingstfest wird seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil am 50. Tag nach Ostern als „achter Ostersonntag“ und als Vollendung und Bestätigung von Ostern begangen. Das Fest ist eines der ältesten und wichtigsten des Christentums. Das Wort Pfingsten kommt vom griechischen Wort „Pentekoste“ und bedeutet so viel wie „fünfzig“. Im Hintergrund steht die Berechnung des Termins für Pfingsten 50 Tage nach Ostern. Im Mittelpunkt des Festes steht die Sendung des Heiligen Geistes, der zugleich die Initialzündung zur Gründung der Kirche als Gemeinschaft aller an Christus Glaubenden darstellt.

Menschen lassen Tauben fliegen
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Als Symbol für Liebe und Treue spielen Tauben bei manchen Hochzeiten eine Rolle – aber auch bei Begräbnissen als Symbol für die Freiheit der Seele

Die Bibel versteht den Heiligen Geist als schöpferische Macht allen Lebens. Er ist nach kirchlicher Lehre in die Welt gesandt, um Person, Wort und Werk Jesu Christi lebendig zu erhalten. Erstmals erwähnt wird Pfingsten als christliches Fest im Jahr 130 n. Chr.

Wurzeln im Judentum

Die Wurzeln des Pfingstfestes reichen bis in die Traditionen des Judentums zurück. Dort wurde es zunächst als eines der drei Hauptfeste des Jahres – das „Fest der ungesäuerten Brote“, das „Fest der Ernte“ und das „Fest der Lese“ – begangen, wie es das Buch Exodus (Ex 23,14-17) berichtet.

Zunächst als Fest der Darbringung der Erstlingsfrüchte im Tempel gefeiert, trat immer stärker die Erinnerung an das Exodusgeschehen, den Auszug aus Ägypten, in den Vordergrund. Die zeitliche Verortung genau 50 Tage nach dem Pessach-Fest geht auf eine späte Entwicklung, vermutlich aus dem 1. Jh. v. Chr., zurück.