Deutschland

Beziehungen zu russischer Kirche: Evangelische in der Kritik

Wie die „Welt“ (Freitag-Ausgabe) berichtete, haben Theologen, Theologinnen, Politiker und Politikerinnen in einem offenen Brief die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) aufgefordert, die Beziehungen zur Führung der russisch-orthodoxen Kirche auf Eis zu legen.

Grund sei deren Parteinahme für den Angriffskrieg gegen die Ukraine. Es solle „ein Moratorium für jeglichen bilateralen Dialog“ auf Ebene der Kirchenleitungen ausgesprochen werden, so die Forderung. Die Hierarchie der russisch-orthodoxen Kirche schaffe „mit ihrer Kriegslegitimation“ und der Ablehnung unveräußerlicher Menschenrechte „eine geistige und geistliche Basis für eine autokratische Staatsmacht mit revisionistischen und diktatorischen Zügen“, heißt es dem Bericht zufolge in dem Schreiben.

Da der Angriffskrieg mit ihrem Segen geführt werde, sei die Moskauer Führungsspitze der russisch-orthodoxen Kirche „ein wesentlicher Teil der russischen Kriegsmaschinerie“. Das Schreiben richtet sich an den Generalsekretär des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK), Ioan Sauca, sowie den Rat der EKD. Laut „Welt“ soll es an diesem Freitag veröffentlicht werden.

Vollversammlung des ÖRK als Anlass

Initiiert haben es Ellen Ueberschär, langjährige Generalsekretärin des Evangelischen Kirchentags, sowie Katharina Kunter, Professorin für Kirchliche Zeitgeschichte in Helsinki. Zu den Erstunterzeichnern zählen laut den Verfasserinnen die frühere Leiterin der Stasi-Unterlagenbehörde, Marianne Birthler (Grüne), die ehemalige Thüringer Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU), der DDR-Bürgerrechtler Markus Meckel (SPD) sowie Petra Bahr, Regionalbischöfin der Evangelischen Landeskirche Hannovers.

Anlass des Schreibens sei die elfte ÖRK-Vollversammlung, die vom 31. August bis zum 8. September in Karlsruhe stattfinden soll. Da die russisch-orthodoxe Kirche dem ÖRK angehört, ist derzeit von einer Teilnahme ihrer Vertreter an dem Treffen auszugehen.