Deutschland

Dutzende neue Missbrauchsmeldungen in Bistum

Seit der Vorstellung des Gutachtens über sexuellen Missbrauch im katholischen Erzbistum München und Freising haben sich Dutzende weitere Betroffene gemeldet. Bis Anfang Juni hat es bereits 42 neue Meldungen gegeben, so das Bistum auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur in München.

Anfang des Jahres erschütterte ein vom Bistum bei einer Münchner Anwaltskanzlei in Auftrag gegebenes Gutachten zu sexuellem Missbrauch im Erzbistum München und Freising die römisch-katholische Kirche. Die Studie ging von 497 Opfern und 235 mutmaßlichen Tätern aus und von einem weit größeren Dunkelfeld.

Den ehemaligen Erzbischöfen Friedrich Wetter und Joseph Ratzinger, heute Benedikt XVI., wurde in dem Gutachten persönlich Fehlverhalten in mehreren Fällen vorgeworfen, ebenso dem aktuellen Erzbischof Kardinal Reinhard Marx. Dieser hatte Papst Franziskus vor einem Jahr seinen Rücktritt angeboten. Der Papst lehnte diesen umgehend ab.

Kirche an „totem Punkt“ angekommen

„Im Kern geht es für mich darum, Mitverantwortung zu tragen für die Katastrophe des sexuellen Missbrauchs durch Amtsträger der Kirche in den vergangenen Jahrzehnten“, schrieb Marx dem Papst in seinem Rücktrittsgesuch. Die Untersuchungen und Gutachten der zurückliegenden zehn Jahre zeigten für ihn durchgängig, dass es „viel persönliches Versagen und administrative Fehler“ gegeben habe, aber „eben auch institutionelles oder systemisches Versagen“. Die katholische Kirche sei an einem „toten Punkt“ angekommen.

Aus Sicht der Reformbewegung „Wir sind Kirche“ ist in Marx’ eigenem Bistum seit dem Rücktrittsgesuch nicht genug passiert: „Die konkreten Reformschritte im Münchner Erzbistum hinken leider immer noch den Ankündigungen und Betroffenheitsbekundungen hinterher“, sagte „Wir sind Kirche“-Sprecher Christian Weisner gegenüber der Deutschen Presseagentur.