Todesfall

Statthalter des Malteserordens gestorben

Der Statthalter des Malteserordens, Marco Luzzago, ist tot. Er starb mit 71 Jahren an den Folgen einer plötzlichen Krankheit, wie der Orden (Dienstag) in Rom mitteilte. Er hatte das Amt 2020 interimistisch übernommen.

Mit Luzzagos Tod übernimmt der Großkommandeur Ruy Goncalo do Valle Peixoto de Villas-Boas (82), ein Portugiese, die Leitung des Ordens, bis die seit Längerem avisierte Wahl eines neuen Großmeisters und Ordensoberhauptes stattfindet.

Luzzago war seit 1975 Mitglied des Malteserordens und legte 2003 seine feierlichen Ordensgelübde ab. Seit dem Tod von Großmeister Giacomo della Torre 2020 leitete der Italiener als Statthalter die Geschicke des Souveränen Ordens. Er hatte damit zwar dieselben Pflichten und Rechte wie ein Großmeister, das Amt war aber für den Reformprozess bis zur Neuwahl eines vollen Ordensoberhauptes befristet.

Ringen um Reformen

Der Souveräne Malteserorden ringt seit geraumer Zeit um eine Reform seiner Ordensstrukturen. Auslöser war unter anderem eine Verfassungskrise unter dem damaligen Großmeister Matthew Festing (1949-2021). Dieser trat 2017 auf Druck des Papstes zurück. Im vergangenen Jahr starb er, ebenfalls überraschend mit 71 Jahren, in einem Krankenhaus im maltesischen Valletta.

Marco Luzzago, interimistischer Statthalter des Souveränen Malteserordens 2021 mit Papst Franziksus. Luzzago starb im Juni 2022
APA/AFP/Vatican Media
Malteserorden-Statthalter Marco Luzzago (re.) 2021 bei Papst Franziskus (li.)

Bei der Reform ihrer Verfassung und ihres Kodex wollen sich die Malteser vor allem eine zeitgemäßere Leitungsstruktur geben. Jener Teil, der die Organisation als Orden betrifft, muss vom Papst genehmigt werden, anderes nicht. Darüber hinaus sind Reformen in Finanzwesen und Compliance, aber auch bei der Berücksichtigung von Frauen in Entscheidungsfunktionen in Gang.

Zeitpunkt für Neuerungen unbekannt

Im vergangenen Herbst hatte Papst Franziskus dem päpstlichen Gesandten für den Souveränen Orden, Kardinal Silvano Tomasi, weitreichende Befugnisse übertragen. Tomasi soll an einem selbstgewählten Termin ein außerordentliches Generalkapitel einberufen und den Vorsitz übernehmen.

Darüber hinaus soll er über die Zusammensetzung und Abhaltung des Generalkapitels bestimmen, die neue Verfassungscharta und den Ordenskodex genehmigen sowie eine Reform des Souveränen Rates in Einklang mit den neuen Rechtstexten vornehmen. Letztlich soll Tomasi den gesamten Staatsrat, das höchste Leitungsgremium, zur Wahl eines neuen Großmeisters einberufen. Im Frühjahr hatte Tomasi dem Papst seine Reformvorschläge unterbreitet.

Diplomatische Beziehungen mit 110 Staaten

Als katholischer Orden ist der Souveräne Malteserorden dem Heiligen Stuhl unterstellt. Gleichzeitig ist er politisch ein eigenes Völkerrechtssubjekt. Dieser Status verschafft ihm einzigartige Zugänge auf politischer und diplomatischer Ebene und soll besondere Unabhängigkeit in Konflikten ermöglichen. Zu 110 Staaten unterhält der Orden derzeit diplomatische Beziehungen.