Die beleuchtete Karlskirche in Wien
Reuters/Lisi Niesner
Reuters/Lisi Niesner
Ökumene

Lange Nacht der Kirchen mit 1.500 Events

Um 18.00 Uhr beginnt am Freitag die Lange Nacht der Kirchen in Österreich, Südtirol und Tschechien. Etwa 1.500 Veranstaltungen werden angeboten. Das Motto ist heuer einem biblischen Psalm entnommen: „Am Tag sendet der Herr seine Güte und in der Nacht ist sein Lied bei mir.“

In fünf österreichischen Bundesländern wird es heuer in der 17. Langen Nacht der Kirchen Programme in etwa 350 Kirchen und Institutionen geben. Alle 17 im Ökumenischen Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) vertretenen christlichen Glaubensgemeinschaften stehen hinter dem Projekt. Beteiligt sind die Diözesen St. Pölten, Innsbruck, Linz, Eisenstadt und Erzdiözese Wien sowie die Diözese Bozen/Brixen und Einrichtungen in Tschechien.

Die erste Lange Nacht gab es 2005, und nach zwei Jahren Pandemie setzen die Kirchen das ökumenische Projekt nun wieder durchwegs in Präsenz fort. 2021 hatten sich 400 Kirchen und Institutionen teilweise in Präsenz, teilweise online beteiligt.

Heuer geprägt durch Ukraine-Krieg

Geprägt sei die Veranstaltung von den Herausforderungen des Krieges in der Ukraine, sagte Kardinal Christoph Schönborn Kathpress im Vorfeld der Langen Nacht. „Unsere offenen Kirchentüren können hier eine Botschaft vermitteln, dass das Vertrauen auf das Evangelium Ängste abbauen kann“, so Schönborn.

Im Rahmen der Langen Nacht der Kirchen lädt die Militärbischöfliche Bibliothek zur Besichtigung einer Installation ein, die Stimmen von Militärseelsorgern im Kriegseinsatz hörbar macht. Unter dem Titel „Religion. Krieg. Stimmen“ können Interessierte im Park vor der Militärpfarre Wien in Wien-Hietzing (Würzburggasse 8a) zwischen 19.00 und 23.00 Uhr mittels QR-Codes Audio-Berichte abrufen, „die vom Alltag der Seelsorger im Krieg erzählen, von Rechtfertigung und Glaubenszweifeln und den Folgen des Kriegs für Religion und Moral der Soldaten“, hieß es vonseiten des Militärordinariats.

Wien setzt auf Friedenssignale

150 Kirchen verschiedener christlicher Konfessionen in Wien und im Osten Niederösterreichs öffnen am Freitag ihre Tore.. Mehr als 900 Veranstaltungen zwischen 18.00 und 1.00 Uhr stellen laut einer Ankündigung der Erzdiözese Wien das Miteinander in den Mittelpunkt.

zahlreiche Programmpunkte befassen sich mit dem Thema Frieden und der Solidarität mit den Opfern des Ukraine-Krieges. So wird in allen Kirchen um 19:45 Uhr das Programm für fünf Minuten unterbrochen, um in Stille der Kriegsschauplätze auf der Welt zu gedenken. Um Mitternacht gibt es ein gemeinsames Friedensgebet aller christlichen Kirchen im Stephansdom.

„Ordenswalks“ in Linz und Wien

Die Ordensgemeinschaften laden im Rahmen der Langen Nacht zu drei „Ordenswalks“ in Linz und Wien ein. Bei den Spaziergängen sollen Interessierte Einblicke in das Wirken der Orden in der Bundeshauptstadt sowie der oberösterreichischen Landeshauptstadt erhalten, teilten die Ordensgemeinschaften in einer Aussendung mit. Dabei warten viele Gemeinschaften und ordensnahe Institutionen mit einem besonderen Angebot auf: „Von den großen, bekannten Kirchen und Gemeinschaften bis hin zu kleineren, die es sich lohnt, zu entdecken“, so die Ordensgemeinschaften.

„Grenzen und Trennendes überschreiten“

Von Anfang an bei diesem ökumenischen Großprojekt mit dabei war auch die orthodoxe Kirche in Österreich. Auch heuer setzen die orthodoxen Kirchen im Land wieder einige Akzente. Für den griechisch-orthodoxen Metropoliten und Vorsitzenden der Orthodoxen Bischofskonferenz, Arsenios (Kardamakis), soll die Lange Nacht einen Ort der Begegnung in „von Krisen gebeutelten Zeiten“ eröffnen.

Er appelliert, „dass wir uns auf dieses Wagnis einlassen, dass wir gemeinsam Grenzen und Trennendes überschreiten und uns immer wieder neu ausrichten auf den, der auch in schwierigen Zeiten Trost, Hoffnung und wahren Frieden zu schenken vermag“. In Österreich gibt es bis zu 500.000 orthodoxe und orientalisch-orthodoxe Christen.

Ermutigung in Tirol

Im Gebiet der Diözese Innsbruck werden rund 35 Kirchen, Klöster, Kapellen und kirchliche Einrichtungen bei freiem Eintritt ihre Pforten für rund 80 Veranstaltungen zugänglich sein. Seitens der evangelischen Kirche betonte Superintendent Olivier Dantine: „Die Lange Nacht der Kirchen ist jedes Jahr eine Möglichkeit, Kirchen für Menschen zu öffnen, die sonst Berührungsängste haben.“

Pfarrgemeinden, Ordensgemeinschaften, Jugendgruppen und Initiativen würden – oft konfessionsübergreifend – dafür sorgen, dass die Lange Nacht der Kirchen zu einem Erlebnis wird. Im Gebiet der Diözese Innsbruck sind neben der katholischen, evangelischen und serbisch-orthodoxen auch die neuapostolische und die altkatholische Kirche beteiligt. Mit einem ökumenischen Gottesdienst in der evangelischen Christuskirche in Innsbruck (Martin-Luther-Platz) wird die Lange Nacht eröffnet. Bei zahlreichen Angeboten stehen junge Menschen und Familien im Mittelpunkt.

Burgenland: Begegnung im Zentrum

Dieses Jahr stehen in vielen burgenländischen Kirchen vor allem die Begegnung und das Zusammenkommen im Zentrum. „Das abwechslungsreiche und individuelle Programm in unseren Kirchen ist ein lebendiges Zeichen von Kirche und Kultur vor Ort, aber auch ein starkes Zeichen für gelebte Ökumene“, so Rebecca Gerdenitsch-Schwarz, Programmkoordinatorin für das Burgenland.

Die Kirchennachtschwärmer erwarten heuer wieder zahlreiche Highlights, wie ein buntes Kinderprogramm – mit Turmbesteigungen, Entdeckung versteckter Orte, Geschichten, Rätselralleyes -, Führungen durch Kirchen und Klöster, Wanderungen sowie Vorträge, Lesungen, Podiumsdiskussionen und Filmvorführungen. Dazu kommen Andachten, Messfeiern und ein umfangreiches musikalisches Programm.

Grenzüberschreitend nach Südtirol und Tschechien

In der Südtiroler Diözese Bozen-Brixen warten mehr als 160 Veranstaltungen in 75 Kirchen, Klöstern und Kapellen auf Besucherinnen und Besucher, die „ihre“ Kirche einmal anders erleben wollen. Wie in den an der Kirchennacht teilnehmenden österreichischen Diözesen gibt es ein vielfältiges Programm, das von Musik, Vorträgen und Kirchenführungen über Familienangebote und Tanz bis hin zu gemeinsamen Gebeten und Gottesdiensten reicht.

In Tschechien wird die Kirchennacht unter demselben Motto wie in Österreich, dem einem biblischen Psalm entnommene Wort „Am Tag sendet der Herr seine Güte und in der Nacht ist sein Lied bei mir“, organisiert. Mehr als 1.700 Kirchen und Gotteshäuser machen dieses Mal bei der „Noc kostelu“ mit. Die rund 7.000 Programmpunkte kann man vorab auf der Website www.nockostelu.cz oder über eine neue Handyapp erkunden.

„Lange Nacht der Kirchen“-App

Eine App zur Langen Nacht der Kirchen am 10. Juni bietet Übersicht über alle rund 1.500 Veranstaltungen an mehr als 300 Standorten in Österreich und Südtirol. Neben verschiedenen Such- und Filtermöglichkeiten gibt es auch eine Navigationsfunktion.

Die neueste Version der „Glauben.Leben“-App ist über die gängigen App-Stores sowie über die Website Glaubenleben.at kostenlos herunterzuladen. „Unser Ziel ist es, den rund 10.000 Usern der App aus aktuellem Anlass einen digitalen Begleiter durch die Lange Nacht an die Hand zu geben“, betonte der Leiter des für die App verantwortlich zeichnenden Medienreferats der Österreichischen Bischofskonferenz, Paul Wuthe.

Neben der „Lange Nacht“-Funktion bietet die App außerdem ein informatives Liturgisches Kalenderblatt, Informationen zu den jeweiligen Namenstagen bzw. Heiligen des Tages, einen österreichweiten Gottesdienst-Kalender, Informationen zu den jeweiligen Gotteshäusern und eine „Beten-Funktion“.