Deutschland

Leiter von Limburger Priesterseminar tot aufgefunden

Der Leiter des Priesterseminars im deutschen Bistum Limburg ist nach Vorwürfen eines „übergriffigen“ Verhaltens tot aufgefunden worden. Der Mann sei am Donnerstag leblos entdeckt worden, sagte eine Sprecherin des Bistums am Freitag der Nachrichtenagentur AFP.

Am Mittwoch hatte der Limburger Bischof Georg Bätzing den Mann wegen der Vorwürfe von seinen Ämtern freigestellt. Die konkreten Vorwürfe wurden zunächst nicht bekannt. Am Freitag meldete sich das Bistum in einer Stellungnahme zu Wort.

Medienberichten zufolge hat sich der Geistliche unter dem Eindruck von Vorwürfen sexuell übergriffigen Verhaltens das Leben genommen. Vorangegangen sei ein Gespräch mit Bätzing. Dieser soll May über Beschuldigungen informiert haben, wonach er gegenüber mehreren Personen übergriffig geworden sein soll, wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (Online) schreibt.

„Das Gespräch gesucht“

Der Bischof habe den seit September 2018 amtierende Regens im Anschluss an das Gespräch von allen Ämtern freigestellt, um die Vorwürfe prüfen und aufklären zu können, so die Zeitung weiter.

Bätzing habe selbst das Gespräch gesucht und gemäß den Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz gehandelt. In den Wochen zuvor seien den zuständigen Ansprechpersonen in der Diözese Limburg Beschuldigungen gegen May bekannt geworden. Noch im Mai berichtete die „Zeit“-Beilage „Christ & Welt“, dass Bätzing in seinem Limburger Bistum einen Pfarrer trotz Vorwürfen sexueller Belästigung befördert hatte, was für Kritik aus der Bischofskonferenz gesorgt hatte.

Interne Mitteilung und Stellungnahme

May wurde 49 Jahre alt. In einer internen Mitteilung an die Mitarbeiter der Diözese Limburg heißt es laut Medienberichten: „Der Tod von Christof May trifft uns alle. Wir haben einen engagierten und sehr geschätzten Seelsorger verloren.“ Mays Tod sei für das Bistum und für Bätzing „sehr bedrückend“ und hinterlasse offene Fragen, erklärte das Bistum. Der Familie sprach das Bistum seine Anteilnahme aus. „Zugleich sind wir in Gedanken auch bei denen, die die Vorwürfe gemeldet haben“, hieß es seitens der Diözese.

Hilfe im Krisenfall

Die Psychiatrische Soforthilfe bietet unter 01/313 30 rund um die Uhr Rat und Unterstützung im Krisenfall.

Die österreichweite Telefonseelsorge ist ebenfalls jederzeit unter 142 gratis zu erreichen. Hilfe für Jugendliche und junge Erwachsene bietet auch Rat auf Draht unter der Nummer 147.

Der aus dem Westerwald stammende Priester studierte Philosophie und Theologie an der Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt und an der päpstlichen Universität Gregoriana in Rom. Dort promovierte er 2004. Danach wurde er Kaplan in Königstein und Kronberg. 2008 trat er seine erste Pfarrstelle an. Bevor er 2018 Regens wurde, war May Bezirksdekan in Regionen Wetzlar und Lahn-Dill-Eder. May war Domkapitular im Limburger Domkapitel und Bischofsvikar für Kirchenentwicklung.

Überregionale Aufmerksamkeit

Überregionale Aufmerksamkeit erzielte er durch eine Predigt am 4. Oktober 2020, die im Internet viral ging. Darin forderte er vehement eine Öffnung der katholischen Kirche, insbesondere mit Blick auf wiederverheiratete Geschiedene und homosexuelle Paare. May kritisierte in der Predigt auch, dass Frauen keinen Zugang zu Weiheämtern in der katholischen Kirche hätten.