Ukraine-Krieg

Weltkirchenrat: Keine Sanktionen gegen Russlands Kirche

Der Weltkirchenrat (ÖRK) hat beschlossen, die russisch-orthodoxe Kirche nicht zu sanktionieren, in einer Erklärung nach der jüngsten Tagung seines Zentralausschusses in Genf aber den „illegalen und ungerechtfertigten“ russischen Angriffskrieg in der Ukraine scharf verurteilt.

„Der Krieg, mit dem Töten und allen anderen elenden Folgen, die er mit sich bringt, ist unvereinbar mit der wahren Natur Gottes und seinem Willen für die Menschheit und verstößt gegen unsere grundlegenden christlichen und ökumenischen Prinzipien“, wird in einer am Wochenende in Genf veröffentlichten Erklärung betont. Ausdrücklich lehnt das ÖRK-Leitungsgremium darin auch „jeden Missbrauch religiöser Sprache und Autorität zur Rechtfertigung bewaffneter Aggression ab“.

Im Vorfeld der Zentralausschuss-Beratungen war wegen der Position des Moskauer Patriarchen Kyrill zum Krieg in der Ukraine über einen etwaigen Ausschluss der Russisch-orthodoxen Kirche aus dem weltweiten Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) debattiert worden. Etliche Stimmen, darunter auch der neugewählte, künftige Weltkirchenrat-Generalsekretär Jerry Pillay lehnten dies in Genf aber ab.

Vatikanischer Beobachter: Ausschluss „keine Option“

Forderungen nach Suspendierung einer Mitgliedskirche griffen zu kurz und blickten zu wenig voraus, sagte Pillay vor Journalisten und betonte, wie wichtig ihm der Dialog sei. Dies gebiete schon die Verfassung des ÖRK. Zugleich erhofft er sich davon die Chance, die Ursachen von Konflikten anzugehen und miteinander einen Weg zu finden zu einer Lösung, die die Kirchen weiterhin miteinander verbindet.

Für den Vatikan und die römisch-katholische Kirche, die kein Mitglied im Weltkirchenrat ist, aber eng mit ihm zusammenarbeitet, nahm mit Andrzej Choromanski ein Mitarbeiter des römischen Dikasteriums für die Förderung der Einheit der Christen als Beobachter an den ÖRK-Beratungen teil.

Die Diskussion in Genf sei zu dem Schluss gekommen, das Gespräch „unbedingt“ fortzusetzen, berichtete er in einem Interview mit kath.ch. Dafür brauche man „die russisch-orthodoxe Kirche am Tisch des ökumenischen Gesprächs“, weswegen ein Ausschluss oder die Suspendierung der ÖRK-Mitgliedschaft „keine Option“ gewesen sei.

„Kein Christ kann diesen Krieg theologisch rechtfertigen“

Als Beobachter im Weltkirchenrat begrüße er diese Entscheidung, so Choromanski. Die russischen Delegierten hätten in Genf darauf gedrungen, dass die „Behauptung von manchen Journalisten“, wonach Moskau den Konflikt rechtfertige, besser analysiert werden sollten. Doch für ihn, so der an der Römischen Kurie tätige polnische Priester, stehe fest: „Kein Christ kann diesen Krieg theologisch rechtfertigen. Rechtfertigen können wir nur, dass sich ein Volk gegen einen Angriffskrieg wehrt.“

Er als Beobachter habe keine offizielle Botschaft von Papst oder vatikanischen Behördenleitern zu dem ÖRK-Treffen in Genf gebracht. Mit seiner Präsenz solle vielmehr die „Wertschätzung und Unterstützung der Arbeit des Weltkirchenrats“ zum Ausdruck gebracht werden, erklärte Choromanski.

Papst-Kyrill-Treffen ungewiss

Ob es zu einem Treffen zwischen Papst Franziskus und Kyrill I. beim Weltreligionen-Treffen im September in Kasachstan kommen werde, sei ihm derzeit nicht bekannt, so der Kurienmitarbeiter. Offiziell sei ein solches – trotz des ausgesprochenen Wunsches des Papstes, nach Kasachstan zu reisen – noch nicht angekündigt. Insgesamt sei es wichtig, dass auch im Umfeld von geopolitischen Konflikten Kirchenvertreter auf theologischer Ebene diskutierten.

„Wir sprechen nicht die Sprache der Politik“, betonte Choromanski. In diesem Licht sei auch die Äußerung des Papstes in dem Zoom-Gespräch mit Kyrill zu lesen, keine „Kleriker des Staates“ zu sein. Papst Franziskus und Patriarch Kyrill hatten Mitte März miteinander gesprochen – Thema war der Krieg in der Ukraine.