Todesfall

Papst-Freund Kardinal Hummes gestorben

Der brasilianische Kardinal Claudio Hummes ist tot. Der frühere Leiter der Römischen Kleruskongregation (2006–2010) und Freund von Papst Franziskus starb am Montagmorgen (Ortszeit) im Alter von 87 Jahren, wie die Erzdiözese Sao Paulo mitteilte.

Als Klerus-Präfekt war Hummes unter Papst Benedikt XVI. (2005–2013) für einen großen Teil der damals rund 275.000 Diözesanpriester in der Weltkirche zuständig. Zuvor leitete er mit der sechs Millionen Katholiken zählende Diözese Sao Paulo in Brasilien acht Jahre lang eine der größten Diözesen der Welt. Von 1996 bis 1998 war er Erzbischof von Fortaleza. Viele Jahre lang war Hummes zudem Berater der brasilianischen Bischofskonferenz für Ökumene-Fragen. Johannes Paul II. machte den Nachfahren deutscher Einwanderer 2001 zum Kardinal.

Beim Konklave 2013 saß Hummes in der Sixtinischen Kapelle neben seinem später gewählten Amtsbruder aus Buenos Aires, Kardinal Jorge Mario Bergoglio. Als dieser gewählt wurde, flüsterte der Franziskaner ihm laut Aussage Bergoglios zu: „Vergiss die Armen nicht!“ Daraufhin habe er sich für den Papst-Namen Franziskus entschieden, nach dem heiligen Franz von Assisi, Freund der Armen.

„Vergiss die Armen nicht!“

Am Abend des 13. März 2013 trat Hummes gemeinsam mit dem soeben gewählten Papst und dem Kardinalvikar der Diözese Rom, Agostino Vallini, auf den mittleren Balkon des Petersdoms vor die Weltöffentlichkeit. Franziskus wollte seinen Freund Hummes in diesem entscheidenden Augenblick offenbar nicht missen.

Papst Franziskus und Kardinal Claudio Hummes, Oktober 2019
APA/AFP/Andreas Solaro
Papst Franziskus und Kardinal Claudio Hummes bei der Amazonien-Synode im Oktober 2019

Im Vorfeld der Amazonien-Synode 2019 im Vatikan sprach sich Hummes in einem Interview der Jesuiten-Zeitschrift „Civilta Cattolica“ für eine Öffnung der Kirche aus. „Wir brauchen dringend Neues, ohne Angst und Widerstand.“ Alt und neu müssten sich verbinden.

Unterstützung für „indigene Kirche“

Der Brasilianer unterstützte eine „indigene Kirche“, die ihre eigene Kultur, Identität, Geschichte und Spiritualität hat und zugleich mit der katholischen Weltkirche geeint ist. Die Amazonien-Synode lege Nachdruck auf die Verschiedenheit innerhalb der Einheit der Kirche. Dafür seien Amazonien und die Kirche dort ein Beispiel, das von der übrigen Kirche offen aufgenommen werden sollte, so der Franziskaner.

Hummes, am 8. August 1934 im brasilianischen Montenegro geboren, wurde 1958 zum Priester geweiht. Nach dem Theologiestudium in Brasilien ging der Ordensmann von 1959 bis 1963 zum Philosophiestudium nach Rom.

Nach einigen Jahren als Philosophieprofessor in seinem Heimatland kehrte er 1968 nach Europa zurück, wo er am Ökumenischen Institut Bossey in Genf studierte. Nach seiner abermaligen Rückkehr nach Brasilien war er unter anderem Ordensprovinzial der Franziskaner von Rio Grande do Sul.

Für Arbeiterseelsorge tätig

Von 1979 bis 1990 war er nationaler Assistent für die Arbeiterseelsorge der Brasilianischen Bischofskonferenz. Obwohl sozialpolitisch sehr engagiert, war Hummes wie Franziskus kein Anhänger der klassischen Befreiungstheologie. Bisweilen wurde er wie der Papst einer „Theologie des Volkes“ zugerechnet, einer besonderen Spielart der Befreiungstheologie mit starkem Akzent auf Volksfrömmigkeit.

Nach Hummes’ Tod zählt das Kardinalkollegium noch 207 Mitglieder; davon sind 116 unter 80 Jahre alt und damit zur Papstwahl berechtigt. Ende August nimmt Papst Franziskus 20 weitere Männer in seinen Senat auf, davon 16 Stimmberechtigte.