Katholisch

Gedenken an ersten schwarzen US-Priester

Am 9. Juli 1897, also vor 125 Jahren, starb der erste schwarze Priester der katholischen Kirche in den USA, Augustus Tolton. Zu seiner Zeit war Tolton noch eine Ausnahmegestalt in der katholischen Kirche der USA. Der alles beherrschende, strukturelle Rassismus sah einen schwarzen Priester nicht vor.

Augustus Tolton (1854 – 1897) starb im Alter von nur 43 Jahren. Ein Seligsprechungsverfahren läuft. Damit könnte Tolton gleich doppelt in die Geschichte eingehen, als erster Priester und der erste Selige aus der afroamerikanischen Gemeinschaft.

Im April waren Vertreter der zuständigen vatikanischen Heiligsprechungsbehörde in den USA, um ein mögliches Wunder Toltons zu überprüfen, das für eine Seligsprechung nötig wäre. Sollten sie Belege dafür finden, könnte er zügig seliggesprochen werden.

„Endlich schwarze Heilige“

Dass auf einmal Bewegung in das Verfahren kam, könnte an der Initiative von drei historisch schwarzen Pfarren in Baltimore liegen. Sie haben sich Ende 2021 zu einer katholischen Laieninitiative zusammengeschlossen, mit dem klaren Ziel: Wir brauchen endlich schwarze Heilige! Sie forderten Papst Franziskus auf, zu handeln.

Für die afroamerikanische katholische Gemeinschaft gibt es nämlich weder Selige noch Heilige. Das betrachtet die Laieninitiative als Zeichen eines andauernden strukturellen Rassismus in der katholischen US-Kirche.

Augustus Tolton war der erste schwarze katholische Priester in den USA
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Vor 125 Jahren starb Augustus Tolton (1854 – 1897) , der erste schwarze Priester der katholischen Kirche in den USA.

Augustus Tolton wurde am 1. April 1854 auf einer Plantage in Ralls County im heutigen US-Bundesstaat Missouri geboren. Seine Eltern, Martha und Peter Paul, waren beide versklavte Menschen. Sein Vater floh 1861, zu Beginn des US-amerikanischen Bürgerkriegs, seiner Mutter gelang später ebenfalls mit den vier Kindern die Flucht.

Von jedem US-Priesterseminar abgelehnt

Martha Tolton war katholisch und fromm. Sie wollte ihre Kinder unbedingt in einer katholischen Schule unterbringen, was ihr trotz aller Schwierigkeiten auch gelang. Ungefähr zu dieser Zeit fasste ihr Sohn Augustus den Entschluss, Priester zu werden. Die Erfüllung dieses Wunsches gestaltete sich in seiner Heimat als unmöglich: Jedes Priesterseminar in den USA lehnte ihn ab.

Dank verschiedener Unterstützung, aber auch Glück und Zufall konnte Tolton an der Päpstlichen Universität Urbaniana in Rom studieren, die zur Kongregation für die Verbreitung des Glaubens – heute Dikasterium für die Evangelisierung – gehörte. Im April 1886 wurde er in der Lateranbasilika geweiht.

Leben als einziger schwarzer Priester

Tolton wurde dann nicht wie erwartet nach Afrika in die Mission geschickt, sondern zurück in die USA. Sein Leben als einziger schwarzer Priester dort war extrem schwierig, weil er immer unter Beobachtung stand, und vor allem einsam war. Er konnte sich schließlich nicht mit anderen schwarzen Priestern, die seine Erfahrungen teilten, austauschen.

In Chicago fand er dann seine Heimat als Priester für die schwarzen Katholikinnen und Katholiken. Er war wegen seiner guten Predigten, seines schönen Gesangs und Akkordionspiels sehr beliebt. Reichtümer fand er dort nicht, im Gegenteil. Er teilte die Armut der ihm als Seelsorger anvertrauten Menschen, aber ihm wurde Anerkennung für seinen Einsatz zuteil.

Er starb 1897 während einer Hitzewelle, die seinen schon angegriffenen Körper überforderte. 2010 wurde für ihn ein Seligsprechungsverfahren eröffnet, er ist einer von sechs Kandidaten aus der afroamerikanischen Gemeinschaft der USA.