Missbrauchsvorwurf

BBC: Zivilklage gegen Kardinal Pell

Gegen den australischen Kardinal George Pell ist eine Zivilklage wegen Kindesmissbrauchs erhoben worden. Der Vater eines Chorknaben habe ein Verfahren angestrengt, berichtete die britische BBC (Onlineausgabe am Donnerstag).

Kardinal Pell war im Februar 2019 wegen des Missbrauchs an zwei Chorknaben in den 1990er Jahren zu über sechs Jahren Haft verurteilt worden. Im April 2020 hob Australiens Oberster Gerichtshof die Verurteilung aus Mangel an Beweisen und wegen „schwacher Zeugenaussagen“ auf. Pell hatte stets seine Unschuld betont.

Der Geistliche hatte mehr als ein Jahr im Gefängnis verbracht. Der Vater des einen Chorknaben klagt der BBC zufolge nun den Kardinal, die Erzdiözese Melbourne und den australischen Obersten Gerichtshof auf Schadenersatz. Der Name des Mannes wurde nicht bekanntgegeben.

Der australische Kardinal George Pell
APA/AFP/Fabio Frustaci
Der australische Kardinal Pell

„Schock“ nach Verlust des Sohnes

Der Kläger führe seinen „Schock“ über die Anschuldigungen und das Leiden nach dem Verlust seines mittlerweile verstorbenen Sohnes, eines mutmaßlichen Missbrauchsopfers, ins Treffen, heißt es in dem BBC-Artikel. Der Kläger argumentiert, dass die katholische Kirche ebenfalls haftbar zu machen sei, weil sie ihre „Fürsorgepflicht“ vernachlässigt habe.

Einst „Nummer drei“ im Vatikan

Kardinal Pell hatte zu den höchstrangigsten Personen in der römisch-katholischen Kirche gezählt und wurde oft als die „Nummer drei“ im Vatikan bezeichnet. Der frühere Erzbischof von Melbourne (1996–2001) und Sydney (2001–2014) galt als konservativ. Seit war Pell 2014 Präfekt des vatikanischen Wirtschaftssekretariats und damit der „Finanzminister“ des Papstes. Nachdem Vorwürfe des Missbrauchs erhoben wurden, verließ er 2017 den Vatikan und ging zurück in seinen Heimatbundesstaat Victoria (Australien).