Deutsche Bischöfe, Bischofskonferenz in Münster 2014
Reuters/Ina Fassbender
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Reformen

Deutsche Katholiken zu Vatikan: „Kein guter Stil“

Die Reformbemühungen der deutschen Katholiken stellen das Verhältnis zum Papst auf eine harte Belastungsprobe. Nachdem der Vatikan der Kirche in Deutschland am Donnerstag weitgehende Reformen im Alleingang verboten hatte, reagierte die deutsche Kirche am Abend offen irritiert.

„Es zeugt von keinem guten Stil der Kommunikation innerhalb der Kirche, wenn nicht namentlich gezeichnete Erklärungen veröffentlicht werden“, teilten der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, und die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, in einer gemeinsamen Stellungnahme mit.

Die deutsche katholische Reformbewegung kritisierte den Vatikan ebenfalls. „"Wir sind Kirche" weist mit Entschiedenheit die harsche und nicht gerechtfertigte Kritik aus dem Vatikan am Synodalen Weg in Deutschland zurück“, teilte die Bewegung mit.

Georg Bätzing, Vorsitzender der deutschen römisch-katholischen Bischofskonferenz
APA/AFP/Sascha Steinbach
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Bätzing: „Kein guter Stil“

Erneuerung der Sexualmoral

Der Vatikan hatte am Donnerstag klargestellt, dass der Synodale Weg in Deutschland „nicht befugt“ sei, neue Formen der Leitung und eine neue Ausrichtung der katholischen Lehre und Moral zu entwickeln. Der seit 2019 laufende Synodale Weg strebt unter anderem eine Erneuerung der katholischen Sexualmoral und eine verbesserte Position von Frauen in der Kirche an.

Die 15-zeilige Erklärung erschien laut Kathpress-Korrespondenten Roland Juchem am Donnerstag, zwei Stunden nach dem mittäglichen Pressebulletin, „wie aus heiterem Himmel“. Versendet über den Verteiler des vatikanischen Presseamts, aber ohne Absender, nicht unterzeichnet, „keine Behörde, kein Datum. Geschweige denn eine Unterschrift. Ebenso wenig wird ein Anlass genannt.“

Erklärung ohne Absender

Die ohne Absender verbreitete Erklärung zeige, wie gefährlich die Kommunikationslücke zwischen dem Vatikan und der katholischen Kirche in Deutschland werden könne. Warnungen, der Reformprozess Synodaler Weg gefährde die Einheit der Weltkirche, seien wenig überzeugend, da ähnliche Prozesse auch in anderen Ländern vorbereitet würden, argumentierte „Wir sind Kirche“.

„Eine wirkliche Gefahr für die Einheit und Zukunft der Kirche kommt nicht aus Deutschland, sondern geht von den Kräften in der Kirche aus, die sich grundsätzlich Reformen verweigern. Diese Kreise haben keine Antwort auf die geistliche und sexualisierte Gewalt, die zu einem dramatischen Glaubwürdigkeitsverlust der Kirche geführt hat, und sind nicht bereit, sich mit den systemischen Ursachen zu befassen.“

Einige begrüßten Vatikan-Klarstellung

Kirchenmänner, die sich zuvor bereits skeptisch zu den angestrebten Reformen geäußert hatten, begrüßten dagegen die Klarstellung des Vatikans. „Ich finde es gut, dass der Heilige Stuhl sich zu dieser Erklärung entschlossen hat“, teilte der Augsburger Bischof Bertram Meier mit.

Von geltender Lehre wegbewegt

Der Bischof hatte in der Vergangenheit selbst unter anderem erklärt, dass es keine Perspektive für die Zulassung von Frauen zum Priesteramt gebe. „Der Heilige Stuhl bremst nicht den Synodalen Weg, aber er versucht, ihn zu kanalisieren und von der Weltkirche anreichern zu lassen“, so Meier.

Der oberste Katholik von Bonn, Stadtdechant Wolfgang Picken, teilte mit: „Es war notwendig, dem Synodalen Weg in Deutschland Grenzen aufzuweisen.“ Viele Texte, Plädoyers und Voten des Synodalen Wegs lösten sich in der Tat von der geltenden Lehre der Kirche.

Sexualmoral, Rolle der Frau, Priesteramt

Der Synodale Weg ist ein wegen der Missbrauchsskandale der katholischen Kirche in Deutschland ins Leben gerufenes Diskussionsforum, in dem Bischöfe und Laien gemeinsam Reformvorschläge machen wollen. Das Stimmengewicht der Bischöfe ist dabei größer als das der Laien. Themen des Synodalen Wegs sind unter anderem Machtstrukturen in der Kirche, Sexualmoral, die Rolle der Frau und das Priesteramt.

Die Mehrheit der deutschen Bischöfe befürwortet den Synodalen Weg. Papst Franziskus hatte sich zuvor bereits kritisch zu der Reformbewegung geäußert und vor Abspaltungstendenzen gewarnt.