Kanada-Reise

Papst in Kanada: Stadionmesse und ein heiliger See

Am Dienstag (Vormittag Ortszeit, 18.15 Uhr MESZ) wird der Papst im Rahmen seines Kanada-Besuchs in einem Footballstadion eine Messe feiern und danach einen für Katholikinnen und Katholiken wie auch Indigene bedeutsamen See segnen.

Zunächst steht in Edmonton in der Provinz Alberta eine Kirchenfeier im Commonwealth Stadium auf dem Programm, bei der Tausende Besucherinnen und Besucher erwartet werden. Das Commonwealth Stadion in Edmonton, Hauptstadt der Provinz Alberta, hat gut 56.000 Sitze. Die kostenlosen Zählkarten für die Messe waren laut den kanadischen Organisatoren des Papst-Besuchs innerhalb weniger Minuten vergriffen. Feste Sitzplatzkontingente sind für Indigene des Landes vorgesehen.

Unmittelbar vor Beginn des Gottesdienstes am Dienstag ist laut Kathpress eine Fahrt von Franziskus mit dem Papamobil vorgesehen, bei der er auch ins benachbarte Clarke Stadion fahren soll. Von dort verfolgen Menschen die Messe auf Videowänden.

Wallfahrt an heiligen See

Am Nachmittag tritt das 85 Jahre alte Oberhaupt der katholischen Kirche eine Wallfahrt zum nahen See Lac Ste. Anne (Heilige Anna) an. Das Gewässer ist Teil einer wichtigen Pilgerroute und wird von verschiedenen indigenen Gruppen und Christen verehrt. Seit dem späten 19. Jahrhundert pilgern jährlich Tausende katholischer Kanadier und US-Amerikaner an den See, um in seinem Wasser, das als heilig gilt, zu baden und zu beten.

See Lac Ste Anne, bei Edmonton, Alberta, Kanada
Reuters/Amber Bracken
See Lac Ste. Anne bei Edmonton, Alberta, Kanada

Die meisten Pilgerinnen und Pilger gehen kilometerweit barfuß, um Buße zu tun, sie legen Schwüre zu einer besseren Lebensführung ab oder erbitten Heilung von körperlichen Gebrechen. Jährlicher Höhepunkt der Wallfahrten sind die Tage um das Fest der heiligen Anna, der Mutter Marias und Großmutter Jesus, am 26. Juli.

Schon lange ein spiritueller Ort

Als spiritueller Ort gilt das Gewässer schon deutlich länger. Die Gemeinschaften der kanadischen Indigenen – First Nations und Metis – nennen ihn auch „See Gottes“ oder „See des Geistes“. Sein Wasser soll heilende Kräfte haben. Zudem verehren sie die heilige Anna als traditionelle Verkörperung einer Großmutter. So begehen die Angehörigen der First Nations und Metis seit Beginn der Wallfahrten 1889 ihren Festtag gemeinsam mit den Katholiken.

Das Gelände an dem See, entstanden aus der ersten ständigen katholischen Mission in dieser Region, wurde 2004 von der kanadischen Regierung zu einem „National Historic Site“ erklärt. Neben einer Kirche befinden sich dort auch Einrichtungen für ankommende Pilgerinnen und Pilger.

Mission unter Zwang „möge nicht mehr vorkommen“

Papst Franziskus bat am ersten Tag seiner Reise die Ureinwohner des Landes um Vergebung für das erlittene Unrecht – mehr dazu in Kanada-Reise des Papstes: Bitte um Vergebung. Bei seiner zweiten Begegnung mit Indigenen auf seiner Kanada-Reise erteilte Papst Franziskus jeglicher Zwangsmissionierung eine Absage. „Man kann Gott nicht auf eine Weise verkünden, die im Widerspruch zu Gott steht“, sagte er am Montagnachmittag (Ortszeit) beim Besuch einer Kirchengemeinde in Edmonton.

Leider sei das oft in der Geschichte passiert. Gott biete sich demütig an, Menschen versuchten dagegen, ihn aufzuzwingen und in seinem Namen sich selbst aufzudrängen. „Im Namen Jesu, dies möge in der Kirche nicht mehr vorkommen“, so das Kirchenoberhaupt.

Papst Franziskus  in der Gemeindekirche Sacred Heart in Edmonton, Alberta, Kanada
Reuters/Vatican Media
Papst Franziskus in der Gemeindekirche Sacred Heart in Edmonton, Alberta, Kanada

Beim Treffen mit Mitgliedern der Pfarre Sacred Heart in Edmonton, zu der indigene Kanadier wie Nachkommen europäischer Einwanderer gehören, deutete Franziskus zudem an, wie er sich weitere Versöhnung zwischen Indigenen, Einwanderern und der Kirche vorstellt.

Scham sollte „nicht ausgelöscht“ werden

„Gesten und Besuche mögen wichtig sein“, sagte Franziskus zur Pfarrgemeinde Sacred Heart, „aber die meisten Worte und Aktivitäten der Versöhnung finden vor Ort statt, in Gemeinschaften wie dieser, wo Menschen und Familien Tag für Tag Seite an Seite leben.“

Gleichzeitig räumte der Papst ein, dass Versöhnung oft sehr schwer sein könne. Zumal wenn sie im Namen Christi geschehen soll und man angesichts der Vergangenheit in kirchlichen Einrichtungen „nur Wut und Scham empfinden“ könne. Nichts könne „verletzte Würde, erlittenen Schmerz und verratenes Vertrauen auslöschen. Auch sollte die Scham von uns Glaubenden niemals ausgelöscht werden“, mahnte Franziskus. Ein Neuanfang sei aber immer notwendig.

Versöhnung „Geschenk Gottes“

Weiter sagte der Papst: Um sich untereinander und mit der Vergangenheit zu versöhnen, „mit erlittenem Unrecht und verletzten Erinnerungen, mit traumatischen Ereignissen, die kein menschlicher Trost heilen kann“, sollten Menschen gemeinsam „auf Jesus schauen, der in so vielen Schülern der Internatsschulen gekreuzigt wurde“. Versöhnung sei im Grunde weniger Ergebnis eigener Leistung, sondern ein Geschenk Gottes.

In der 1913 gegründeten Kirchengemeinde „Sacred Heart“ leben relativ viele Angehörige der First Nations, also ursprüngliche Bewohner des heutigen Kanadas. Die Pfarre wurde 1991 vom damaligen Erzbischof zur Nationalkirche der indigenen First Nations, Metis und Inuit erklärt. Heute leben auch viele Migranten und Flüchtlinge dort.