Emmausgemeinschaft: Vermehrt Jugendliche obdachlos

Zunehmend Minderjährige, Jugendliche sowie junge Erwachsene sind von Obdachlosigkeit betroffen. Darauf machte die Jugendnotschlafstelle „COMePASS“ der Emmausgemeinschaft St. Pölten zum Tag der Jugend am 12. August in einer Aussendung am Mittwoch aufmerksam.

COMePASS ist die einzige niederschwellige Jugendnotschlafstelle in Niederösterreich. Obdachlosigkeit könne jeden Menschen treffen. „COMePASS“-Leiter Bernhard Klemt erklärte, auffallend sei jedoch „die steigende Zahl der minderjährigen Mädchen, die andocken“.

Ziel sei es, junge Menschen wieder in die Gesellschaft zu integrieren: „Neben dem Übernachten wollen die Betreuerinnen und Betreuer die Jugendlichen auch unterstützen, eine langfristige Lösung für ihre Situation zu finden“, sagte Klemt. Das geschehe durch die Weitervermittlung zu Beratungsstellen und anderen Einrichtungen der Jugendwohlfahrt.

Gewalt, Missbrauch, Streit mit der Familie

Emmaus-Geschäftsführer Karl Langer erinnerte daran, dass „COMePASS“ eingerichtet wurde, „um für insgesamt 12 obdachlose Burschen und Mädchen eine Zufluchtstätte in akuten Krisensituationen zu schaffen“. Einzugsgebiet sind die Bezirke St. Pölten Stadt und Land, Lilienfeld, Melk, Scheibbs, Tulln und die Stadt Krems, aber grundsätzlich können sich Jugendliche aus ganz Niederösterreich an die Einrichtung wenden, betonte er.

Hinweis
COMePASS"-Notschlafstelle
Täglich geöffnet von 09 bis 19 Uhr, erreichbar unter 0676 88 6 44 740

Obdachlosigkeit sei mehr als nur ein unsteter Schlafplatz, heißt es außerdem in der Aussendung der Jugendnotschlafstelle. Das Bild der obdachlosen Bevölkerung habe sich in den letzten Jahren stark verändert, denn auch junge Menschen suchen zunehmend Notunterkünfte auf. Die Gründe, warum junge Menschen auf der Straße landen, seien sehr unterschiedlich: Gewalt, Missbrauch, Streit mit der Familie oder eine Mischung aus all dem. In anderen Fällen treiben psychische Probleme oder Drogen junge Menschen in die Obdach- bzw. Wohnungslosigkeit.

Obdachlose liegen unter einer Eisenbahnunterführung
APA/dpa/Hauke-Christian Dittrich
Streit, Gewalt oder Missbrauch in der Familie können junge Menschen in die Obdachlosigkeit treiben

Bis zur dritten Nacht anonym

In der Jugendnotschlafstelle „COMePASS“ werden obdachlose Burschen und Mädchen beherbergt und versorgt. Zudem erhalten sie Unterstützung bei der Suche nach einem geeigneten Platz in der Gesellschaft. Das Angebot richtet sich an Jugendliche und junge Erwachsene, die obdachlos sind oder in prekären oder nicht adäquaten Wohnverhältnissen leben.

Die Jugendnotschlafstelle unterstützt bei der Krisenbewältigung durch eine vorübergehende Unterkunft, die bis zur dritten Nacht auch anonym in Anspruch genommen werden kann. Danach muss der Wohnsitz angemeldet werden, die Aufenthaltsdauer beträgt maximal drei Monate.

Täglich geöffnet

Die Jugendnotschlafstelle ist täglich von 19 bis 9 Uhr geöffnet. Die Erstaufnahme von obdachlosen Jugendlichen im Alter von 14 bis 25 Jahren ist während der Öffnungszeit jederzeit ohne Voranmeldung möglich.

Die „Emmausgemeinschaft St. Pölten – Verein zur Integration sozial benachteiligter Personen“ betreibt an sieben Standorten in St. Pölten Einrichtungen zur Unterstützung für Menschen in Krisensituationen. Dazu gehören Wohnheime, Tageszentren, Notschlafstellen, eine Beratungsstelle sowie Arbeits- und Beschäftigungsplätze für Männer, Frauen und Jugendliche.