Ökumene

Heiligsprechung in Serbien löst Konflikt aus

Die Synode der serbischen orthodoxen Kirche hat sieben Kinder heiliggesprochen und damit einen ökumenischen Konflikt ausgelöst. Die Kinder sollen in einem katholischen Heim misshandelt worden sein, die katholische Kirche spricht von „Unwahrheiten“.

Die „Märtyrerkinder von Jastrebarsko und Sisak“ sollen während der Zeit des „Unabhängigen Staates Kroatien“ (NDH) im Zweiten Weltkrieg Opfer von Quälereien geworden seien, weil sie orthodox waren, und in einem Kinderheim der katholischen Kirche misshandelt wurden und zu Tode kamen.

Die katholischen Bischöfe des Landes äußerten sich empört über das Vorgehen und sprachen in einem Protestschreiben von „Unwahrheiten und Manipulation“, wie der Ökumene-Fachdienst der Katholischen Nachrichtenagentur in seiner aktuellen Ausgabe berichtet.

Ein Ministrant mit zwei brennenden Kerzen in den Händen
APA/AFP/Alexa Stankovic
Die serbisch-orthodoxe Kirche hat mit der Heiligsprechung von sieben Kindern einen ökumenischen Konflikt mit der römisch-katholischen Kirche ausgelöst

Reaktion auch aus Kroatien

Als Reaktion auf die Kanonisierung haben sieben kroatische katholische Bischöfe, darunter der Erzbischof von Zagreb, Kardinal Josip Bozanic, ein Protestschreiben an den serbischen Patriarchen Porfirije gerichtet. Die Bischöfe verurteilen die serbische Version des historischen Ereignisses auf das Schärfste und listen in ihrem Schreiben viele Ungenauigkeiten in der für die Heiligsprechung verwendeten Dokumentation auf, während sie andere Quellen zur Korrektur ihrer Interpretation anbieten.

„Wir sind fassungslos und traurig, weil wir den Eindruck haben, dass die Heilige Synode der Bischöfe der Serbischen Orthodoxen Kirche in dieser Angelegenheit offensichtlich Rhetorik und kommunistische Propaganda voller Unwahrheiten und Manipulationen akzeptiert hat“, kritisierten die Bischöfe. Sie warnten vor den sehr negativen Auswirkungen, die die Fortsetzung solcher Heiligsprechungen auf die Beziehungen zwischen kroatischen Katholiken und serbischen Orthodoxen haben könnte.

Gegensätzliche Ansichten zu Kinderlagern

Die Kinderlager werden von Serben und Kroaten völlig unterschiedlich gesehen: Aus kroatischer Sicht habe man den leidenden serbischen Kindern geholfen, und die Nonnen, die die „Auffangzentren“ für Kinder betreuten, die von ihren Eltern getrennt wurden, welche meistens getötet wurden, zeigten wahre Güte und Barmherzigkeit.

Aus serbischer Sicht hätten die Lager letztlich nur der Zwangskatholisierung oder Vernichtung der dort untergebrachten Insassen gedient. Auch Ordensfrauen hätten sich an den Misshandlungen beteiligt.

Grauenhafte Schilderung in Ausstellungskatalog

So heißt es im Katalog einer Ausstellung in Banja Luka über das Leiden der Serben in der NDH über die Kinderlager in Sisak und Jastrebarsko: „Das Heim in Sisak war das berüchtigtste Lager für Kinder in der NDH. … Auf dem nackten Beton, in schmuddeligen Räumen ohne Fenster, lagen Kinder voller eiternder Wunden und Schorf, und jedem Kind tropfte Eiter aus den Ohren, an dem Maden klebten. Ihre Augen waren entzündet und tränten stark. Die Schreie der Kinder hallten gespenstisch in diesen kalten Wänden wider.“