Der Kölner Dom
APA/dpa/Rolf Vennenbernd
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Missbrauch

Betroffenenbeirat weist Kritik an Woelki zurück

Der Betroffenenbeirat in der Erzdiözese Köln weist die Kritik an Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki zum Umgang mit Missbrauchsbetroffenen zurück. Die Erzdiözese habe Betroffene nicht instrumentalisiert und manipuliert, sagte ein ehemaliger Gremiumssprecher.

Peter Bringmann-Henselder äußerte sich gegenüber der „Kölnischen Rundschau“ (Freitag-Ausgabe). Hintergrund der Kritik ist eine Berichterstattung des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Demnach rieten PR-Experten dem Kardinal und seinem damaligen Generalvikar Markus Hofmann, den Betroffenenbeirat mit Blick auf einen Wechsel von Gutachtern im Zuge der von der Erzdiözese beauftragten Aufarbeitung von Missbrauch im Oktober 2020 auf ihre Linie zu bringen.

Die Berater sollen Tipps gegeben haben, wie dieses Ziel zu erreichen und die Betroffenen zu überzeugen seien. Später zogen sich mehrere Mitglieder des Beirats aus dem Gremium zurück. Sie seien bei der Zustimmung zu dem Gutachter-Wechsel überrumpelt worden und fühlten sich ein zweites Mal missbraucht.

„Weder Druck noch Beeinflussung“

Es könne zwar Empfehlungen einer PR-Agentur gegeben haben, sagte Bringmann-Henselder. Der Beirat sei jedoch weder Druck noch anderer Beeinflussung ausgesetzt gewesen. Juristen hätten Gründe für und gegen einen Gutachter-Wechsel dargelegt. Anschließend sei dem Beirat Bedenkzeit angeboten worden. Die anwesenden Mitglieder hätten diese abgelehnt. „Das alles geschah weder unter Druck noch irgendeiner Beeinflussung. Inszeniert war hier nichts“, so Bringmann-Henselder. Von den neun Mitgliedern seien sieben bei der Sitzung anwesend gewesen.

Viele Betroffene, Laien und Seelsorgende hingegen äußerten nach dem Bericht über die PR-Beratung Kritik am Vorgehen der größten deutschen Diözese und sprachen von einer Instrumentalisierung von Missbrauchsbetroffenen. Der amtierende Kölner Generalvikar Guido Assmann widersprach dem Vorwurf. Die Perspektive der Betroffenen sei „immer und ausschließlich“ handlungsleitend für die Diözesanspitze gewesen.

„Missbrauch als Aufhänger für kirchenpolitische Kritik“

In einer am Freitag veröffentlichten Stellungnahme kritisierte der Betroffenenbeirat zudem, dass Missbrauch als „‚Aufhänger‘ für kirchenpolitische Kritik“ genutzt werde. Die Öffentlichkeit solle weniger die zurückgetretenen und mehr die amtierenden Beiratsmitglieder befragen.

Die Erzdiözese Köln wird von einer anhaltenden Vertrauenskrise erschüttert. Vor rund einem Jahr schaltete sich Papst Franziskus in die Vorgänge ein und hielt nach einer Untersuchung fest, dass Woelki „große Fehler“ vor allem in der Kommunikation gemacht habe. Der Kardinal bot nach Aufforderung des Papstes seinen Rücktritt an, über den Franziskus noch nicht entschieden hat.

Institutionalisierte Einbeziehung von Opfern

Als Konsequenz aus der im September 2018 veröffentlichten Studie „Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz“ (MHG-Studie) hatte 2020 die Deutsche Bischofskonferenz einen Betroffenenbeirat eingerichtet.

Damit sollte die Einbindung von Betroffenen sexualisierter Gewalt ausgebaut und institutionalisiert werden. Im Erzbistum Köln gibt es einen Betroffenenbeirat seit Juni 2022.