Volksschulkinder in der Klasse
ORF.at/Carina Kainz
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Armutsexperte

Diakonie: Mehr Hilfe für Familien zu Schulstart

Mehr finanzielle Unterstützung für einkommensschwache Familien vor dem nahenden Schulstart fordert die Diakonie. „59.000 Volksschulkinder und 85.000 Kinder in der Unterstufe leben in einkommensarmen Haushalten“, so Armutsexperte Martin Schenk in einer Aussendung am Montag.

Diese Kinder seien bereits vor dem Schulbeginn mit schlechten Startbedingungen konfrontiert, schreibt der stellvertretende Direktor der evangelischen Hilfsorganisation. „Eltern klagen über die oft nicht mehr leistbaren Beiträge, die ihnen zu Schulbeginn abverlangt werden“, berichtete Schenk.

Schultasche, Sportbeutel, Hefte, Stifte, Malfarben und Handarbeitskoffer, schon ein einfaches Startpaket für die Schule koste bis zu 300 Euro. Hinzu kämen, je nach Schultyp, weitere Kosten, etwa für Materialien, Projekte oder Elternvereinsbeiträge. All das macht laut letzter Schulkostenstudie durchschnittlich 679 Euro Gesamtausgaben pro Haushalt aus, so der Armutsexperte.

Kosten steigen

Ein weiteres Problem für Familien mit geringen finanziellen Mitteln sei, dass die Kosten für Nachhilfe und außerschulische Lernbetreuung immer höher werden. 20 Prozent aller Eltern würden demnach für ihr Kind gern Nachhilfe bekommen, viele davon können sich diese aber nicht leisten, so Schenk.

Auch hier seien Kinder aus einkommensschwachen Familien wieder deutlich benachteiligt. In der Krise habe sich der Anteil an Eltern, deren Kinder keine Nachhilfe bekommen, obwohl sie eine brauchen, von 40.000 auf 195.000 Fälle vervielfacht. „Corona und die Teuerung haben hier kein neues Problem aufgezeigt, sondern ein altes verschärft.“

Förderunterricht kann Druck senken

Wenn an der Schule ein guter Förderunterricht organisiert werde, könne der Druck auf privat finanzierte Nachhilfe deutlich gesenkt werden. „Wenn es eine gute verschränkte Ganztagsschule gibt, dann reduziert sich die bezahlte Nachhilfequote weiters – zugunsten der Chancen armutsbetroffener Kinder“, analysierte Schenk.

Um diese steigenden Ungerechtigkeiten auszugleichen, forderte die Diakonie eine Reform der Grundleistungen, so sei etwa bei der Valorisierung der Sozialleistungen auf die Schülerbeihilfe vergessen worden. Diese sollte zum einen an die Teuerung angepasst werden, zum anderen müsse die Auszahlung der Schülerbeihilfe auch die neunte Schulstufe erfassen, denn gerade hier gebe es hohe Ausbildungskosten und entscheidende Ausbildungsentscheidungen stünden an.

Vorschlag Schulausgleichsfonds

Es seien im Rahmen der Coronavirushilfen Mittel in der Höhe von 6,8 Millionen Euro für die Unterstützung von Schulveranstaltungen freigegeben worden. Daraus könnte die Regierung einen Schulausgleichsfonds gestalten, der zukünftig bei einkommensschwachen Kindern die hohen Kosten bei Schulreisen und Schulveranstaltungen mitträgt, so der Diakonie-Vorschlag.

Auch der sogenannte Chancenindex für benachteiligte Schulstandorte müsse in Österreich besser umgesetzt werden. Dass diese Maßnahme, wenn sie gut umgesetzt wird, die Bildungschancen benachteiligter Kinder erhöht, zeigten internationale Beispiele.

Spendenhinweis

Diakonie Aktion „Teurer Schulanfang“, IBAN: AT07 2011 1800 8048 8500

„Chancenindex light“

In Österreich könne man aber leider nur von einem „Chancenindex light“ sprechen, da das Projekt nur auf 100 Schulstandorte beschränkt und zeitlich befristet ist. Sozialexperte Schenk dazu: „Hier verschwendet die Regierung wertvolle Zeit. Es braucht eine flächendeckende Einführung des Chancenindex in ganz Österreich.“

Um möglichst vielen Kindern einen guten Start in das neue Schuljahr zu ermöglichen, richtete die Diakonie ein Spendenkonto ein. „Alle Schülerinnen und Schüler sollen gleiche Möglichkeiten haben, prinzipiell und gerade jetzt in Teuerungszeiten“, so der stellvertretende Diakonie-Direktor Schenk abschließend.