Vatikan

Papst will ideologiefreie Debatte über Laienämter

Papst Franziskus will in den kommenden Monaten mit den Bischofskonferenzen in einen Dialog treten, in dem es um regulär bestehende und außerordentliche Dienste in der Kirche, aber auch um „de facto“ existierende Ämter geht. Die Debatte soll ideologiefrei werden.

Das schreibt Franziskus in einem am Mittwoch veröffentlichten Brief an Geistliche und Laien. Anlass des zuvor nicht angekündigten Schreibens ist der 50. Jahrestag des Schreibens „Ministeria quaedam“, mit dem Papst Paul VI. am 15. August 1972 das Amt des Subdiakons sowie die sogenannten niederen Weihen und die Kleriker-Tonsur abschaffte.

Papst Franziskus betont in seinem Brief die Komplexität des Themas. „Sicherlich müssen wir unsere Überlegungen zu all diesen Themenfeldern weiter vertiefen; wenn wir jedoch meinen, wir könnten die Ämter erst klar definieren und sie danach mit Leben füllen, würden wir wahrscheinlich nicht sehr weit kommen“, so die päpstliche Ermahnung.

Papst für ausführliche Debatte

Er empfahl einen ausführlichen Debatten- und Unterscheidungsprozess, auch vor dem Hintergrund der aktuellen Weltsynode. Es dürfe keine Fixierung auf sofortige Ergebnisse geben, betonte er. Und keine Entscheidungen, die „ideologisch“ begründet wären. Bei den kirchlichen Ämtern für die Getauften seien zahlreiche Aspekte zu berücksichtigen. Darunter fielen die Bezeichnung der Dienste, die theologische und rechtliche Grundlage, die Beziehung zwischen den Ämtern und die liturgische Dimension.

Papst Franziskus winkt
APA/AFP/Filippo Monteforte
Papst Franziskus will über die Laienämter sprechen

Beispielhaft verwies Franziskus auf seine beiden jüngsten Änderungen bei den Laien-Ämtern in der Kirche. So hatte er im Jänner 2021 mit dem Dekret „Spiritus Dominus“ Frauen auch kirchenrechtlich verbindlich den Zugang zum Lektoren-Amt geöffnet und damit eine Entwicklung verbindlich gemacht, die in vielen Ländern de facto schon lange praktiziert wurde.

Wenige Monate darauf folgte das Dekret „Antiquum ministerium“, mit dem der Papst das kirchliche Amt der Katecheten schaffte. Sie spielen in den zahlenmäßig stärksten Teilen der katholischen Kirche, in Lateinamerika und in Afrika, bereits seit den 1970er Jahren eine zentrale Rolle und sind in vielen Gemeinden aktiver als die geweihten Kleriker.

Weiterentwicklung „früherer Lehren“

Papst Franziskus betonte, die von ihm geschaffenen neuen Ämter für Laien seien keine „Überwindung der früheren Lehre“, sondern eine „Weiterentwicklung“. Letztlich sei jeder Dienst eine Berufung von Gott zum Wohle der Gemeinschaft.

Der Debatten-Vorstoß des Papstes könnte auch die in deutschsprachigen Ländern vor einigen Jahrzehnten geschaffenen Laien-Ämter der Pastoralreferenten und -assistenten umfassen. Explizit nennt das Schreiben diese jedoch nicht.