Papst Franziskus
APA/AFP/Vincenzo Pinto
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Vatikan

Spekulationen über möglichen Papst-Rücktritt

Im Vatikan kommen am Montag und Dienstag etwa 200 Kardinäle mit Papst Franziskus zu einer Vollversammlung zusammen. Thema ist die neue Verfassung des katholischen Kirchenstaates. Gerüchte halten sich hartnäckig, es könnte bei dem Treffen auch um den Amtsverzicht des Papstes gehen. Vatikan-Beobachter halten das für unwahrscheinlich.

„Praedicate Evangelium“ (Verkündet das Evangelium) – die neue Verfassung gehört zu den großen Reformprojekten des inzwischen 85 Jahre alten Argentiniers. Franziskus ordnet damit die Behörden des Heiligen Stuhls neu und ermöglicht es Frauen, diese sogenannten Dikasterien zu leiten.

Die Zusammenkunft findet hinter verschlossenen Türen statt. Einziger öffentlicher Termin ist eine Abschlussmesse am Dienstag. Daran nehmen auch 20 neue Kardinäle teil, die der Papst am Samstag ernannt hatte.

Ungewöhnlicher Termin

Für Franziskus ist die Vollversammlung eine Gelegenheit, die Meinungen der Kardinäle aus aller Welt zu der Reform zu hören. Beobachter vermuten, dass auch andere Themen zur Sprache kommen könnten.

Die etwas kuriose Terminkonstellation aus der Kardinalsernennung zu einem ungewöhnlichen Termin im heißen Sommermonat August, ein symbolischer Besuch am Grab des ersten zurückgetretenen Papstes in L’Aquila und eine Vollversammlung von Kardinälen – fast schon wie bei einem Konklave – sorgte im Vorfeld für Gerüchte über einen möglichen bevorstehenden Amtsverzicht Franziskus’.

Termine heizen Gerüchte an

Am Sonntag war der Papst mit einem Hubschrauber in die italienische Stadt L’Aquila geflogen und traf dort Hinterbliebene von Opfern des tödlichen Erdbebens von 2009, er betete zudem am Grab Coelestins V. in der Basilika Santa Maria di Collemaggio. Der Papst heizte mit diesen beiden Terminen direkt vor einer Kardinalvollversammlung am Montag und Dienstag die Gerüchte rund um einen möglichen Rücktritt an. Vatikan-Beobachter halten einen solchen Schritt aber derzeit für sehr unwahrscheinlich.

Papst Coelestin V. legte 1294 als erster Papst freiwillig und zu Lebzeiten sein Amt nieder. Auch Papst Benedikt XVI. betete wenige Jahre vor seinem Amtsverzicht im Jahr 2013 an diesem Grab. Benedikts Besuch und die Ablage seines Amtsabzeichens am Grab Coelestins V. wurden später als stille Rücktrittsankündigung interpretiert.

Neue Kardinäle ernannt

Mit der Ernennung von 20 neuen Kardinälen nahm Papst Franziskus zumindest schon mal spürbar Einfluss auf die Zukunft der katholischen Kirche. 16 von ihnen dürften in einem Konklave, also einer Papstwahl, ihre Stimme für ein neues Oberhaupt der katholischen Kirche abgeben, weil sie noch nicht die vorgeschriebene Altersgrenze von 80 Jahren überschritten haben.

Mit der Ernennung von Männer aus Osttimor, Singapur und der Mongolei zu Kardinälen hat der Papst das Gremium das seinen Nachfolger wählen wird, mit Blick auf die Weltkirche diverser gemacht. Es war Franziskus’ achte Kardinalskreierung als Papst, wie es in der Fachsprache heißt. Im aus 226 Kardinälen bestehenden Gremium haben 132 von ihnen das Wahlrecht im Konklave. Anteilig hat Franziskus mittlerweile die meisten von ihnen ernannt. Die übrigen stammen aus den Pontifikaten Benedikts XVI. und Johannes Pauls II.

Becciu bei Zeremonie dabei

Für Staunen sorgte die Anwesenheit des italienischen Kardinals Giovanni Angelo Becciu bei der Zeremonie, der sich im Moment im Vatikan vor Gericht wegen eines Finanzskandals um dem schief gelaufenen Kauf einer Luxusimmobilie verantworten muss. Becciu sagte vorab, Franziskus habe ihn zur Zeremonie eingeladen und wolle ihm seine Kardinalswürde zurückgeben, die er im Zuge des Skandals abgegeben hatte.

Die neuen Kardinäle besuchten zusammen mit Franziskus im Anschluss an die Kirchenfeier den emeritierten Papst Benedikt XVI. in seinem Vatikan-Wohnsitz Mater Ecclesiae. Franziskus und Benedikt beteten zusammen mit den neuen Kardinälen, wie der Heilige Stuhl mitteilte.