Deutschland

Weltkirchenrat tagt ab Mittwoch

Von 31. August bis 8. September hält der weltweite Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) im deutschen Karlsruhe seine Vollversammlung ab. Im Weltkirchenrat vertreten sind vor allem evangelische, anglikanische und orthodoxe Kirchen.

Unter dem Leitwort „Die Liebe Christi bewegt, versöhnt und eint die Welt“ werden rund 800 Delegierte erwartet. Hinzu kommen Berater, Gäste und internationale Besucher. Die römisch-katholische Kirche ist kein ÖRK-Mitglied, aber Partner. Unter anderem die Haltung zur Vorrangstellung des Papstes steht dem entgegen.

Insgesamt rechnen die Veranstalter laut Kathpress mit etwa 4.000 teilnehmenden Christinnen und Christen aus mehr als 100 Ländern. Erstmals überhaupt in der Geschichte des 1948 gegründeten Dachverbands mit Sitz in Genf tagt die Versammlung in Deutschland. Wegen der Coronavirus-Pandemie war der Termin um ein Jahr verschoben worden.

Delegierte aus Russland und Ukraine erwartet

Zur Eröffnung der nur alle sechs bis acht Jahre organisierten Versammlung kommt auch der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Sprechen wollen dann auch ein Vertreter des Zentralrats der Juden in Deutschland sowie der Muslime.

Der ÖRK berät in Karlsruhe über internationalen christlichen Dialog, Theologie sowie über gesellschaftspolitische Fragen. Thematisiert werden beispielsweise Klima- und Umweltschutz, Abrüstungsfragen sowie der weltweite Kampf gegen Hunger und Armut. Einen Schatten wirft der russische Angriff auf die Ukraine. Es werden auch Delegierte aus Russland und der Ukraine erwartet.

Krisen erfordern internationalen Dialog

ÖRK-Sprecherin Marianne Ejdersten beschrieb den Weltkirchenrat kurz vor Tagungsbeginn als einzigartiges Forum für weltweiten Dialog. „Niemand außer dem ÖRK kann alle Kirchen an einen Tisch bringen.“ Dies sei aktuell besonders wichtig. „Wir erleben große Krisen, den Krieg in der Ukraine, wachsenden Hunger weltweit und die sozialen Erschütterungen durch steigende Lebensmittel- und Energiepreise.“ All diese Krisen erforderten verstärkten internationalen Dialog.

Am Ende der Tagung wollen die Delegierten mehrere Stellungnahmen zu verschiedenen Themen beschließen. Ausschüsse haben dazu diverse Papiere vorbereitet. Konflikte werden etwa bei der Positionierung zum Nahost-Konflikt erwartet. Besonders die deutschen Delegierten wollen Beschlüsse verhindern, die als israelfeindlich oder gar antisemitisch verstanden werden könnten. Umgekehrt gibt es im ÖRK starke Stimmen, die mehr Unterstützung für christliche Gruppen im Nahen Osten fordern.

Begleitendes Kulturprogramm

Parallel zu den neuntägigen Beratungen des Weltkirchenrats organisieren die Stadt Karlsruhe und die Landeskirche ein kostenfrei zugängliches Kultur- und Begegnungsprogramm mit rund 250 Veranstaltungen. Die Vielfalt der teilnehmenden internationalen Kirchen und Religionsgemeinschaften spiegelt sich in Gottesdiensten nach verschiedenen christlichen Traditionen und Riten.

Gewählter Generalsekretär des ÖRKÖ ist ab Jänner 2023 der Südafrikaner Jerry Pillay, bis dahin leitet der Rumäne Ioan Sauca den ÖRK kommissarisch.