Vatikan

Emeritierter Kurienkardinal wettert gegen Konsistorien

Der emeritierte deutsche Kurienkardinal Walter Brandmüller hat sich kritisch über die jüngste Kardinalsversammlung in Rom geäußert. Die Konsistorien seien in ihrer jetzigen Form eine „offensichtlich völlig nutzlose Prozedur“.

Das schrieb schrieb er in einem Beitrag, den der Vatikan-Journalist Sandro Magister am Dienstag auf seinem Blog für die italienische Wochenzeitung L’Espresso veröffentlichte. Brandmüller habe die Kritik während der Beratungen mit dem Papst in den vergangenen Tagen äußern wollen, dies sei ihm allerdings untersagt worden, hieß es. Konsistorien sind Vollversammlungen der Kardinäle, die eine beratende Funktion für den Papst haben.

Während früher bei solchen Gelegenheiten offen diskutiert worden sei, herrsche seit Jahren eine „seltsame Stille“ bei den Kardinalstreffen, so Brandmüller. „Es gab nie eine Debatte, einen Austausch von Argumenten zu einem bestimmten Thema.“ Änderungsvorschläge seinerseits seien abschlägig beschieden worden. „Kurz gesagt: Seit mindestens acht Jahren sind die Konsistorien ohne jede Form des Dialogs zu Ende gegangen“, resümierte der 93-Jährige.

Der emeritierte Kurienkardinal Walter Brandmüller
APA/AFP/Giuseppe Cacace
Der emeritierte Kurienkardinal Walter Brandmüller (Foto aus 2010)

Dritte Versammlung im Pontifikat von Franziskus

Er übt damit Kritik an Papst Franziskus, der seit neun Jahren im Amt ist. Am Dienstag war die dritte derartige Versammlung im Vatikan zu Ende gegangen. Vergleichbare beratende Versammlungen der Kardinäle der römisch-katholischen Weltkirche gab es im Pontifikat von Franziskus bisher nur zwei.

2014 stand die Debatte um einen anderen Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen im Mittelpunkt. Im Jahr darauf ging es unter anderem um die vatikanischen Finanzen und um das damals noch relativ neue Projekt einer Kurienreform. Seit sieben Jahren hat Franziskus das Kardinalskollegium nicht mehr zu Beratungen nach Rom berufen.