Stift Lambach
Walter Weber
Walter Weber
Kulturgut

Stift Lambach: Klosterbibliothek wird benützbar gemacht

Die Klosterbibliothek des Stifts Lambach (Oberösterreich) wird unter Anleitung der ehemaligen Vatikan-Bibliothekarin Christine Grafinger von Studierenden der Uni Augsburg geordnet. Die Bibliothek war seit dem Zweiten Weltkrieg ungeordnet und unbenutzbar.

Das berichtete Radio Vatikan in einem aktuellen Podcast. Etwa 25.000 Bände werden in den Bibliothekssälen bei einem universitären Praktikum von sieben angehenden Historikerinnen und Historikern erfasst – unter Federführung der früheren Vatikan-Bibliothekarin.

Viele Bücher sind bereits katalogisiert, andere warten noch darauf. Nach drei Jahren befindet sich das Projekt derzeit in der Halbzeit, erklärte Grafinger, die in Augsburg lehrt und ihre Studierenden in Lambach unterweist. Erst kürzlich wurde sie von Papst Franziskus zum Mitglied des päpstlichen Historikerkomitees ernannt.

Bücher im Krieg ausgelagert

Die Bücher wurden im Krieg ausgelagert und nach ihrer Rückkehr nicht mehr ordnungsgemäß in die Regale eingeordnet, erklärte Grafinger. Um die Bibliothek wieder zugänglich zu machen, wird derzeit in Excel-Dateien eingetragen, was für die künftige Benutzung der Bücher nötig ist: Standort, Erscheinungsjahr und -Ort, Verlag, Autor/Autorin, Titel, ein thematisches Schlagwort, ein Verweis auf den Bibliotheksverbund, wo ein anderes Exemplar des Buches bereits nachgewiesen ist.

Stift Lambach, Bibliohek
Stift Lambach
Lambacher Stiftsbibliothek

Einige der Lambacher Bücher sind Einzelstücke, wie etwa die Predigtsammlung eines Kapuziners aus Linz, sagte die Expertin. „Dieses Buch ist weder in der Landesbibliothek noch in der Nationalbibliothek. Das ist bislang nur in Lambach nachweisbar. Dann muss man das halt händisch aufnehmen.“

Bücher aus dem 16. bis 18. Jahrhundert

Erfasst werden Bücher vom 16. bis zum 18. Jahrhundert. Im vergangenen Jahr entdeckten die Kloster-Praktikanten in den ungeordneten Beständen auch Inkunabeln, also Wiegendrucke aus der Frühzeit des Buchdrucks vor 1500. „Es sind sehr viele Bücher aus dem 16. Jahrhundert da, vor allem juristische Bücher, theologische Schriften, auch Predigtsammlungen“, sagte Grafinger. Überraschenderweise gebe auch „viele jesuitische Predigten gegen Luther und die lutherische Lehre und auch philosophische Schriften aus dem 18. Jahrhundert.“

Wichtige Schreibstube im Mittelalter

Das oberösterreichische Stift, gegründet 1056, ist berühmt für seine Handschriften. Lambach gilt als wichtige Schreibstube, in der über Jahrhunderte kundige Mönche Texte nach alten Vorlagen kopierten und manchmal auch ergänzten. Bekannt ist das Rituale von Lambach, das Grafinger für seine „wunderbaren, ganz feinen Federzeichnungen aus dem 13. Jahrhundert“ besonders hervorhob.

„Lesemühle“ in der Stiftsbibliothek in Lambach, OÖ
Stift Lambach
„Lesemühle“ in der Stiftsbibliothek

Zum Studium solcher Kostbarkeiten hatte die Gmundnerin einst mit ihren Augsburger Studierenden die Stiftsbibliothek angesteuert – und dabei erst von der ungeordneten Sammlung der gedruckten Bücher erfahren. Bei Abt Maximilian Neulinger habe sie angefragt, ob sie da nicht helfen könnte, worauf dieser erfreut zugestimmt habe.

„Wir Benediktiner gehen ja gerne mit der Flagge durch das Land, mit dem Wahlspruch ora et labora et lege (bete, arbeite und lese). Da sind eben auch Buchstaben gemeint und Bücher“, erklärte der Abt. Ein Benediktinerkloster ohne Bücher, sei eigentlich nicht vorstellbar. Insofern sei es auch gut, wenn hier wieder Ordnung einkehrt.

Projektabschluss 2024

Ein Gewinn ist die Erfassung der Bücher für alle: Vier Wochen beherbergt und verköstigt das Kloster die Studierenden in der Klausur bei den Mönchen statt im Gästetrakt, weil dort derzeit 19 Flüchtlinge aus der Ukraine wohnen. Die Augsburger katalogisieren die Bücher und sammeln praktische Erfahrungen.

Der Projektabschluss ist mit 2024 geplant. „Wir sind sehr dankbar für dieses Projekt, und wir schätzen immer auch die Begegnung mit den Studierenden“, resümierte Abt Maximilian. „Es ist auch gut zu erleben, dass noch andere Menschen, andere Generationen fasziniert sind von diesem Medium Buch, aber auch von der klösterlichen Welt. Es ist auch eine sehr sanfte Vermittlung und Kommunikation unserer Lebensweise.“