Wien

Neues Studium der Orthodoxen Religionspädagogik startet

Das lange Warten hat ein Ende: Mit dem neuen Studienjahr, das am 1. Oktober beginnt, bietet die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Wien den Studiengang Orthodoxe Religionspädagogik an.

Das Studium kann als einer von fünf Schwerpunkten innerhalb des Bachelorstudiums Religionspädagogik gewählt werden und bildet angehende Lehrkräfte des orthodoxen Religionsunterrichts aus. Der neue Studiengang sei eine „akademisch verantwortete, orthodox-theologische Standortbestimmung, die für den heutigen innerösterreichischen multikulturellen und multireligiösen Diskurs fällig war“, so der orthodoxe Theologe Ioan Moga am Dienstag gegenüber der römisch-katholischen Nachrichtenagentur Kathpress.

Er ist Assoziierter Professor für Orthodoxe Theologie am Institut für Historische Theologie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien. Notwendig ist das Studium, da es immer mehr Schülerinnen und Schüler in Österreich gibt, die den orthodoxen Religionsunterricht besuchen. Inzwischen sind es bereits weit mehr als 16.000, Tendenz steigend. Die Zahl der Lehrkräfte kann damit kaum mithalten, weshalb die Orthodoxe Kirche dringend neue Lehrerinnen und Lehrer sucht.

Langes Warten

Das neue Bachelorstudium liefert nun die Basisqualifikation für das Masterstudium Religionspädagogik, das es bereits seit dem Studienjahr 2015/16 an der Universität Wien gibt. Im deutschsprachigen Raum ist es einmalig. Bei der Errichtung des neuen Studiengangs gab es einige Schwierigkeiten, die zur Folge hatten, dass es erst sieben Jahre nach Einführung des Aufbaustudiums eingeführt wird. So musste den gesetzlichen Vorgaben zur Erstellung eines neuen Curriculums genauso Genüge getan werden wie dem engen Budget der Universität Wien, die Kostenneutralität verlangte sowie dem für die orthodoxe Identität unabdingbaren Anspruch, eine klare orthodox-theologische Autonomie zu bewahren.

Durch eine Lehrkooperation zwischen Universität Wien und Kirchlich-Pädagogischer Hochschule Wien/Krems sowie die Ausschöpfung der beiden an der Universität Wien vorhandenen orthodoxen Lehrenden – Ioan Moga und David Heith-Stade – konnten diese Hindernisse überwunden werden.

Katholische Fakultät als Motor

Dass die Universität Wien als erste Hochschule im deutschsprachigen Raum ein solches Studium anbietet, ist kein Zufall: Im Vergleich zu Deutschland gebe es laut Moga in Österreich einen landesweit gut organisierten orthodoxen Religionsunterricht sowie einen größeren Bedarf an neuen orthodoxen Religionslehrkräften. Das neue Studium sei aber vor allem dem Engagement der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien zu verdanken.

So hätten sich laut dem Theologen die Dekane und Dekaninnen der Fakultät bereits seit mehr als 10 Jahren gegenüber der Universität sowie den Kirchen für ein solches Studium eingesetzt. Aus der Not, dass es die dringend benötigte orthodoxe Ausbildungsrichtung in Österreich nicht gab, hätte die Universität Wien nun eine Tugend gemacht: eine „institutionelle Zusammenarbeit bei Bewahrung konfessioneller Identität“.

„Investition in die Zukunft“

Die ökumenische Zusammenarbeit an der Katholisch-Theologischen Fakultät sei laut Moga eine „Investition in die Zukunft“: Sie würde sich positiv auf die nächsten Generationen der Religionslehrkräfte und Priester auswirken, vorurteilsfreiere Perspektiven öffnen und Forschungen zu ökumenisch sensiblen Themen ermöglichen. Ioan Moga würdigte gegenüber Kathpress die Wiener Katholisch-Theologische Fakultät als einen „ökumenischen und interkulturellen Lern- und Forschungskontext, von dem andere Standorte im deutschsprachigen Raum nur träumen können“.

Das neue Studium, das kein fachtheologisches, sondern ein religionspädagogisches ist, richtet sich in erster Linie an angehende orthodoxe Lehrkräfte, bietet aber für alle Interessierte an orthodoxer Theologie eine gute Orientierung. Die konfessionelle Zugehörigkeit zur Orthodoxen Kirche ist für die Zulassung zum Studium keine Voraussetzung. Wie groß die Nachfrage am neuen Studiengang ist, lässt sich erst Anfang Oktober mit Beginn des neuen Studienjahres sagen. Eine vorläufige Bilanz kann erst nach ein bis zwei Jahren gezogen werden.