Justizminister Janis Bordans rief im Namen des Ministerkabinetts Kyrill in einem Schreiben auf, seine Amtsbefugnisse zu nutzen und der lettisch-orthodoxen Kirche die Autokephalie zu verleihen, sie also für eigenständig zu erklären.
In dem Brief, den das Justizministerium in Riga am Dienstag veröffentlichte, verweist der Chef der Konservativen Partei auf ein neues lettisches Gesetz, das die volle Unabhängigkeit der orthodoxen Landeskirche von jeder ausländischen kirchlichen Autorität vorschreibe.
Frage der nationalen Sicherheit
Das Parlament von Lettland hatte vor knapp zwei Wochen mit 73 gegen 3 Stimmen das Gesetz verabschiedet, das Staatspräsident Egils Levits vorgeschlagen hatte. Die vollständige Unabhängigkeit der lettischen Kirche vom Patriarchen von Moskau sei „eine Frage der nationalen Sicherheit“, erklärte er. Das Gesetz trat am 10. September in Kraft.

Lettische Kirche akzeptiert Gesetz
In Lettland bekennen sich rund 20 Prozent der Bevölkerung zum orthodoxen Christentum. Bisher unterstand die orthodoxe Kirche des Landes Kyrill. Das Leitungsgremium des Patriarchats von Moskau entschied etwa mit darüber, wer Bischof in Lettland wurde.
Die lettische Kirche respektiert nach eigenen Angaben, dass der Staat für sie den Status der Autokephalie (Eigenständigkeit) festgelegt hat. Ihre Synode bat Geistliche und Laien, „die Einheit unserer Kirche zu wahren und die Gesetze unseres lettischen Staates strikt zu beachten“.
Moskauer Patriarchat reagiert scharf
Die Regierung hatte bei einer Kabinettssitzung am Dienstag dem Appell des Justizministers an Kyrill zugestimmt. Der Patriarch sorgt mit Äußerungen auf der Linie von Kreml-Chef Wladimir Putin für Empörung. Er versuchte wiederholt, den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine zu rechtfertigen.
Die russisch-orthodoxe Kirche verurteilte den Schritt Lettlands scharf. „Offensichtlich haben die Vertreter der säkularen Republik, in der die Kirche laut Verfassung vom Staat getrennt ist, beschlossen, ihre kirchlichen Aktivitäten im Stil der konfessionellen Monarchien vergangener Jahrhunderte fortzusetzen“, sagte ein Sprecher des Moskauer Patriarchats am Dienstag der russischen Nachrichtenagentur Interfax.