Ein deutscher Bischof in der Kathedrale in Fulda, (Hessen)
APA/AFP/dpa/Arne Dedert
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Katholiken

Zu viel Transparenz: Vatikan-Kritik an deutscher Kirche

Der diplomatische Vertreter von Papst Franziskus in Deutschland, der Apostolische Nuntius, Erzbischof Nikola Eterovic, hat erneut den Synodalen Weg der deutschen katholischen Kirche kritisiert.

In einem am Montag veröffentlichten Grußwort zur Herbstvollversammlung der deutschen Bischofskonferenz in Fulda prangerte er vor allem ein zu hohes Maß an Transparenz beim deutschen Vorgehen an. Außerdem hob er hervor, dass Papst Franziskus hinter einer im Juli veröffentlichten Erklärung stehe, die den synodalen Weg scharf kritisierte.

Erzbischof Eterovic schrieb in seinem Grußwort allgemein über Synodalität, viele seiner Äußerungen bezogen sich dabei aber direkt oder indirekt auf den Synodalen Weg in Deutschland.

Deutsche wollen für Reformen werben

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, will hingegen bei Papst Franziskus und im Vatikan für tiefgreifende Reformen der katholischen Kirche werben. Es gebe eine „sehr deutliche Mehrheit“ der deutschen Bischöfe, die sage, „es braucht Reformen, diese Reformen dürfen vor der Lehre nicht halt machen“, sagte der Limburger Bischof am Montag zu Beginn der Herbstvollversammlung der Bischofskonferenz im hessischen Fulda.

Die deutschen Bischöfe reisen im November in den Vatikan zu einem sogenannten Ad-limina-Besuch. Dort solle es eine Reihe von Gesprächen geben, unter anderem auch über den synodalen Weg der deutschen Kirche. Bätzing sagte, der Vatikan sei der richtige Platz für diese Diskussionen – „genau dort ist der Ort, um die Themen und Fortschritte des synodalen Wegs anzusprechen, einzutragen und vorzutragen“.

Synodaler Weg ins Stocken geraten

Vor gut zwei Wochen war der Synodale Weg bei der jüngsten Versammlung ins Stocken geraten, weil eine Gruppe konservativer Bischöfe – darunter alle vier Kölner Bischöfe inklusive des dortigen Kardinals Rainer Maria Woelki – ein Grundlagendokument zur Sexualethik zum Scheitern gebracht hatten.

Der päpstlche Nuntius in Deutschland, Nikola Eterovic mit einer FFP2-Maske
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Der päpstlche Nuntius in Deutschland Eterovic (Bild vom Frühjahr 2021)

Nuntius Eterovic wiederum verwies darauf, dass der Papst bereits in früheren Äußerungen vor der Gefahr eines Parlamentarismus durch Synodalität gewarnt habe. Der Nuntius erklärte nun, „es besteht keine Notwendigkeit, in einen Parlamentarismus zu verfallen, wo sich Mehrheiten und Minderheiten etablieren und mit unangemessenem Druck die angestrebten Ziele erreicht werden sollen“.

Grundlagenpapier gescheitert

Der Hinweis des Vatikan-Vertreters deckt sich mit der Haltung von Kritikern am Synodalen Weg. Bei der letzten Synodalversammlung im September in Frankfurt am Main kam es zum Streit, weil eine Minderheit konservativer Bischöfe ein Grundlagenpapier zur Sexualethik zum Scheitern gebracht hatte.

Seitdem wird in der deutschen Kirche intensiv über die Positionen der Minderheit und der Mehrheit der Bischöfe diskutiert – der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, sagte am Montag, die Minderheit dürfe die Reformen nicht blockieren.

Während der Synodale Weg in Deutschland von viel Transparenz gekennzeichnet ist und etwa die Synodalversammlungen live übertragen und Journalisten zugelassen werden, forderte Eterovic, sich die Bischofssynoden im Vatikan zum Vorbild zu machen. Dort seien etwa „um die Freiheit der Bischöfe zu wahren“ normalerweise keine Journalistinnen und Journalisten zugelassen, diese würden lediglich über Pressesprecher regelmäßig informiert.

Transparenz vs. geheime Abstimmungen

Außerdem drängte der Nuntius auf geheime Abstimmungen. Das sei eine Methode der Kirche, die seit Jahrhunderten bei wichtigen Abstimmungen praktiziert werde. Beim synodalen Weg fand ein Teil der Abstimmungen hingegen namentlich und offen statt.

Der Nuntius ging in seinem Grußwort auch direkt auf eine im Juli vom Vatikan ohne Nennung eines Unterzeichners verbreitete scharfe Kritik am Synodalen Weg ein. Damals hatte es unter anderem Bätzing als schlechten Stil kritisiert, wenn nicht namentlich gekennzeichnete Erklärungen verbreitet werden.

Erzbischof Eterovic schrieb nun, dass das damalige Schreiben vom Papst, dem Staatssekretariat und den Organen der römischen Kurie stamme. Er zitierte dabei gleichzeitig aus dem damaligen Schreiben, dass die deutsche Kirche nicht befugt sei, die neuen Ausrichtungen der katholischen Lehre zu beschließen.

„Sehr deutliche Mehrheit“ hinter Reformkurs

Bätzing verwies darauf, dass die konservativen Bischöfe in der Minderheit seien. Eine „sehr deutliche Mehrheit“ der 69 deutschen Bischöfe – Bätzing sprach von mehr als zwei Dritteln bis zu drei Vierteln – stünden hinter einem Reformkurs. Auf der anderen Seite sei es schon seit sehr langem so, dass die Bischöfe indifferent in einigen Themen seien. Das sei nichts Neues.

Nachdem beim synodalen Weg noch eine Mischung aus Schock und Resignation über das Minderheitenvotum der Konservativen geherrscht hatte, zeigte sich Bätzing rund um die Herbstvollversammlung kämpferisch. Im Bayerischen Rundfunk sagte er: „Wir dürfen uns nicht durch die aufhalten lassen, die einfach alles blockieren.“