Nachruf

„Schmuggler Gottes“: Open-Doors-Gründer gestorben

Der Gründer des internationalen Hilfswerks Open Doors, Anne van der Bijl, ist am Dienstag im Alter von 94 Jahren gestorben. Der meist „Bruder Andrew“ genannte Niederländer wurde etwa durch den Schmuggel von Millionen Bibeln in die Ostblock-Staaten bekannt.

Open Doors veröffentlichte am Mittwoch die Meldung vom Tod des Missionars. „Bruder Andrew“ hatte Open Doors 1955 gegründet. Er habe für seinen Dienst an verfolgten Christen hohe persönliche Risiken in Kauf genommen, würdigte Kurt Igler, Österreich-Geschäftsführer von Open Doors, in einer Aussendung den Verstorbenen.

Bekannt wurde der evangelische Missionar durch die von ihm verfassten Bücher, allen voran die 1967 erschienenen Autobiografie „Der Schmuggler Gottes“, in der seine Grenzübertritte mit gefüllten Bibelkoffern in die damals kommunistischen Ostblock-Länder, seine Verfolgung durch den KGB und Begegnungen mit isoliert lebenden Christen geschildert sind. 1981 brachte er in einer Großaktion eine Million Bibeln per Schiff in die Volksrepublik China.

Andere nicht als „Feinde wahrnehmen“

Seit der „Wende“ richtete der Open-Doors-Gründer seine Aufmerksamkeit besonders auf die muslimischen Länder im Nahen Osten und Südasien sowie auf die Situation von zum Christentum Konvertierten. Privat traf er dabei die Leiter mehrerer islamisch-fundamentalistischen Gruppen, wie etwa der Hamas und Hisbollah. Stets forderte er dabei, Christen dürften Muslime wie auch alle politischen oder religiösen Gruppen nicht als Feinde wahrnehmen, sondern müssten sie „aufrichtig lieben“.

Heute unterstützt das überkonfessionelle Hilfswerk nach eigenen Angaben mit rund 1.400 Mitarbeitern verfolgte Christinnen und Christen in rund 70 Ländern. Zu den Projekten zählen unter anderem Engagement für Gefangene, Nothilfe und Trauma-Arbeit, die Bereitstellung von Bibeln und christlicher Literatur, die Ausbildung von Gemeindeleitern sowie die Unterstützung von Familien ermordeter Christen. Dazu gibt es auch Informationsveranstaltungen, wie etwa am Samstag den „Open Doors Tag“ in Wien über geschlechtsspezifische Verfolgung von Christinnen im Nahen Osten.