Sonntagsansprache

Außergewöhnlicher Papst-Appell für Ende des Ukraine-Kriegs

In einem dramatischen Appell hat Papst Franziskus zu einem Ende des Ukrainekriegs aufgerufen. Anstelle der üblichen Auslegung des Evangeliums widmete das Kirchenoberhaupt seine Sonntagsansprache auf dem Petersplatz ausschließlich dem Krieg in der Ukraine.

Eine solche ungewöhnliche Änderung hatte es zuletzt 2013 gegeben. Damals hatte Franziskus zu einem Ende des Syrien-Krieges aufgerufen. In seiner Ansprache richtete er sich direkt an den russischen Präsidenten Wladimir Putin. Er forderte ihn auf, die „Spirale von Gewalt und Tod“ zu stoppen, auch zum Wohl seines Volkes.

An Ukraine-Präsident Wolodymyr Selenskyj appellierte er „in großer Betroffenheit über das unermessliche Leid des ukrainischen Volkes infolge der Aggression, die es erlitten hat“, „für ernsthafte Friedensvorschläge offen zu sein“.

„Schreckliche Wunde, die nicht heilt“

Weiter rief der Papst Politiker weltweit auf, sich für ein Ende des Krieges einzusetzen. „Bitte lassen Sie die jungen Generationen die gesunde Luft des Friedens atmen, nicht die verschmutzte Luft des Krieges, der Wahnsinn ist!“, so das Kirchenoberhaupt.

Papst Franzikus beim Angelus-Gebet
APA/AP/Alessandra Tarantino
Papst Franziskus verurteilte erneut die „niemals zu rechtfertigenden“ Kriegshandlungen in der Ukraine

Seinen Schritt, auf die sonntägliche Katechese zu verzichten, begründete der Papst mit dem Krieg als „schreckliche und unfassbare Wunde der Menschheit“, die nicht heile, „sondern immer weiter blutet und sich auszubreiten droht“.

Er verurteilte erneut die „niemals zu rechtfertigenden“ Kriegshandlungen, die Tausende Opfer und Zerstörung forderten. „Es ist bedauerlich, dass die Welt die Geografie der Ukraine durch Namen wie Bucha, Irpin, Mariupol, Izium, Saporischschja und andere Orte kennenlernt, die zu Orten unbeschreiblichen Leids und unbeschreiblicher Angst geworden sind“, so das Kirchenoberhaupt.

Atomare Bedrohung „absurd“

Die „Tatsache, dass die Menschheit erneut mit einer atomaren Bedrohung konfrontiert ist“, bezeichnete Franziskus als „absurd“. Er bedauere „zutiefst die ernste Situation, die in den letzten Tagen entstanden ist, mit weiteren Aktionen, die den Grundsätzen des Völkerrechts widersprechen“. Sie erhöhten „das Risiko einer nuklearen Eskalation bis zu dem Punkt, dass weltweit unkontrollierbare und katastrophale Folgen befürchtet werden“.

Erneut rief Franziskus zu einem „sofortigen Waffenstillstand“ auf. Es sollten „alle diplomatischen Mittel“ genutzt werden, „auch die, die bisher vielleicht nicht genutzt wurden, um dieser schrecklichen Tragödie ein Ende zu setzen“. „Der Krieg an sich ist ein Irrtum und ein Horror!“, schloss das Kirchenoberhaupt und rief zum Gebet auf.

Gebet für Katastrophenopfer in Indonesien

Tief betroffen reagierte Papst Franziskus auch auf die Stadion-Katastrophe in Indonesien. Er bete für alle, die bei dem Unglück getötet oder verletzt worden seien, sagte er beim Mittagsgebet auf dem Petersplatz.

Am Samstagabend (Ortszeit) war es nach einem Fußballspiel im indonesischen Malang zu Ausschreitungen gekommen. Anhänger der unterlegenen Mannschaft stürmten Medienberichten zufolge den Platz. Als die Polizei daraufhin Tränengas einsetzte, brach eine Massenpanik aus. Laut Behördenangaben kamen mindestens 174 Menschen ums Leben, Dutzende weitere wurden verletzt.